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Pauli, die Polit-Punkerin

 

Nein, einen Namen für ihre neue Partei gibt es immer noch nicht. Irgendetwas mit „freiem Denken“ soll es sein. Aber langsam scheint Gabriele Pauli das Thema schon wieder zu nerven. Jedenfalls war sie telefonisch heute nicht zu erreichen, meist lief der Anrufbeantworter.

Aber dass sie tatsächlich eine eigene Partei gründen will, und mit dieser auch zur kommenden Bundestagswahl antreten will, das scheint fest zu stehen. Gestern lud sie in den Münchner Presseklub und verblüffte ihre Parteifreunde mit ihrer Ankündigung: Sie werde aus dem Vorstand der Freien Wähler austreten, aber ihr Landtagsmandat vorerst behalten. Ihre neue Partei sei ein „Angebot“ für alle Freien Wähler.

Paulis Noch-Parteifreunde von den Freien Wählern reagierten pikiert auf das Ansinnen der früheren CSU-Landrätin, die sie erst im letzten Jahr aufgenommen hatten. Der Bundesvorsitzende Armin Grein konnte kaum verbergen, wie überrumpelt er sich fühlte. Da hatte man dieser CSU-Querulantin vor wenigen Monaten Obhut geboten – und nun fällt sie auch ihrer neuen Partei in den Rücken. Der bayerische Fraktionschef Aiwanger sagte lediglich: „Einen endgültigen Bruch sehe ich derzeit nicht“. Wer so was sagt, der beißt sich beim Reden mehrmals auf die Zunge.

Die Freien Wähler, die von Paulis Plänen aus der Presseagentur erfuhren, fühlen sich nun überrumpelt und ausgenutzt. Lange hatten sie offen gelassen, ob sie 2009 erstmals zur Bundestagswahl antreten sollten. Pauli, die schon öfters signalisiert hatte, dass ihr das Dasein als bloße Landtagsabgeordnete zu öde ist, war das offensichtlich zu zögerlich. Deshalb preschte sie vor, gab noch in der Europawahl-Nacht ihre Pläne der neuen Partei zum Besten. Grund zur Eile hat sie: Alle Parteien, die zur Bundestagswahl antreten wollen, müssen bis zum 28. Juni ihre Unterlagen einreichen.

Also, was wird das wohl für eine Partei? Gibt es ein Programm? Na klar, sagt zumindest Frau Pauli. Bald wird sie ein „Leitpapier“ vorlegen. Jetzt will sie noch nicht viel davon verraten. Ganz anders als die herkömmlichen soll es werden. Die Freiheit wird darin ein Leitwert sein. Und auch ihre Idee von der Ehe auf Probe, die die Freien Wähler ziemlich affig fanden, wird wohl ein Programmpunkt.

Mehr kann man momentan noch nicht sagen. Genaueres weiß Frau Pauli wohl selbst noch nicht. Aber sie spüre den Zuspruch, den sie Deutschlandweit erhält – und der sei Verpflichtung genug, sagte sie in München.

Ihre Fans machen sich im Gästebuch ihrer Homepage bereits Gedanken, wie die neue Partei aussehen könnte: „Es wird Zeit eine neue Partei, losgelöst aus dem Lobbyistengeflecht, für die gesamte Bundesrepublik zu gründen!“, schreibt Gisbert J. Wagner aus RLP. Marco Baumann aus München hat „die Schnauze voll“, weil „die Überfremdung“ rapide zugenommen habe. Dagegen solle sich Paulis neue Partei doch bitte richten.

Wir werden die Geschichte weiter beobachten…