Normalerweise können sich die Anhänger von CDU und Linkspartei ungefähr so wenig leiden wie die Fans des Hamburger SV und des FC St. Pauli. Man bepöbelt sich im Wahlkampf – als „Bonzen“ beziehungsweise „Staatsfeinde“. Ansonsten geht man sich aus dem Weg.
Insofern ist das, was sich derzeit in Hamburg abspielt, schon bemerkenswert. Schwarze und Dunkelrote, in der Bürgerschaft zur Opposition verdammt, haben sich in ihrer Machtlosigkeit einander angenähert.
Letzten Mittwoch luden beide Parteien gemeinsam zu einer Pressekonferenz ein. Thema war die Großbaustelle Elbphilharmonie; Grüne und FDP waren auch als Gastgeber mit dabei. Am Freitag gelangte die Hamburger Opposition mit einem Boykott des Justizausschusses in die Schlagzeilen. Kollektiv protestierten sie so gegen eine Gefängnisreform des SPD-geführten Senats.
Linke und Christdemokraten als gemeinsame Ausschuss-Schwänzer und Boykotteure parlamentarischer Gremien? In Hessen oder NRW wäre das undenkbar!
In der Hamburger Linken ist man dagegen mächtig stolz auf diesen Schulterschluss. Hier gehe man eben „hanseatisch“, also: „respektvoll“ miteinander um, sagt die Fraktionschefin Dora Heyenn. Das habe sich die Linke erst mühsam „erkämpfen“ müssen. Anfangs hätten sie die anderen Parteien, gerade die CDU, mit „persönlichen Angriffen“ und „bösartigen Zwischenrufen“ attackiert. Aber die CDU habe inzwischen eingesehen, dass die Linke „konstruktiv und sachorientiert“ arbeite, sagt Heyenn. Und klingt dabei recht staatstragend.
Die CDU reagiert nicht ganz so fröhlich, wenn sie mit dem Thema konfrontiert wird. Es gebe „keine strukturelle oder gezielte bilaterale Zusammenarbeit“, sagt der Fraktionschef Dietrich Wersich. Aber eben auch „keinen Ausschluss“ wie in anderen Bundesländern, räumt er ein.
Und, was sind das so für Partner, die Linken? Kann man mit denen zuverlässig zusammenarbeiten? Schließlich hatte die CDU im letzten Hamburger Wahlkampf noch vor einer gefährlichen Chaostruppe gewarnt, wenn es um die ehemalige PDS ging.
Dem Fraktionschef Wersich ist diese Nachfrage etwas unangenehm. Beim ersten Anlauf ignoriert er sie einfach. Beim zweiten Mal fällt die Antwort knapp aus, unfreundlich ist sie aber nicht: Die Kooperation mit der Linken laufe „ordentlich“, sagt der CDUler. Kein Grund zur Klage.