War’s das schon mit dem Höhenflug? So richtig haben die Liberalen den guten Umfragewerten ohnehin nicht getraut. Sie haben sie gefeiert, na klar. Aber im ruhigen Gespräch doch auch immer gesagt, dass sie eine Gefahr bergen. Mit der FDP im Frühjahr verhielt es sich wie voriges Jahr mit dem Ölpreis: Beide waren gnadenlos überbewertet. Je höher der Anstieg, desto größer die Gefahr, eines Tages steil zu fallen.
Dieser Fall ist nun eingetreten. Plötzlich sind es bloß noch neun Prozent, auf die die FDP in der aktuellen Umfrage zur Europawahl vom ARD-Deutschlandtrend kommt. Das ist kein beachtliches Ergebnis mehr, sondern ein ernüchterndes. Neun ist eben bloß noch die Hälfte von den einstigen 18. (Die Zahlen wurden gestern in den Tagesthemen veröffentlicht, online findet man sie bisher komischerweise noch nicht).
Herrscht nun Katzenjammer bei der FDP?
„Überhaupt nicht“, sagt Dirk Niebel, der Generalsekretär, auf die Schnelle ins Telefon. Er ist auf dem Sprung, muss gleich zurück in den Reichstag zur namentlichen Abstimmung. „Bei der letzten Europawahl hatten wir 6,1 Prozent. Jetzt zeigt die Umfrage eine Verbesserung um 50 Prozent.“ Er sehe keinen Negativtrend, sagt Niebel.
Aber die schönen 18 Prozent vom März?
Niebel lacht und grantelt zugleich: Die neun Prozent bezögen sich auf die Europawahl. Bei der Sonntagsfrage auf Bundesebene komme die FDP immer noch auf 13 Prozent. Wenn das das „Jahrestief der FDP“ sein sollte, könne er damit gut leben. Tschüß, Niebel muss jetzt abstimmen.
So ist das mit den Umfragen, jeder kann sie mit dem vergleichen, was gerade passt. Die SPD kann sich also freuen, dass sie nicht mehr ganz so schlecht dasteht wie noch im Beck-Jahr. Die CDU wird zwar vermutlich die große Verliererin der Europawahl, nimmt man die gestern prognostizierten 39 Prozent als Grundlage und vergleicht sie mit dem Europawahlergebnis von 2004 (44,5%). Verglichen allerdings mit dem Bundestrend ist das ganz ordentlich.
Und die Linke? Die wird jede Wahl feiern, als sei es ihre beste. Kunststück: 2004 gab es sie noch nicht.