Härter hätte es für die SPD kaum kommen können. Und doch wirken einige Genossen an diesem Abend im Willy-Brandt-Haus fast befreit. „Jetzt ist endlich die Zeit für einen Neuanfang“, sagt ein älterer SPD-Anhänger. Peer Steinbrück, der Finanzminister der Großen Koalition, gibt den Journalisten Interviews, in denen er von der anstehenden „Verjüngung der Partei“ spricht, der er nicht im Wege stehen werde. Später läuft auf den Fernsehern die Elefantenrunde mit dem neuen Oppositionstrio Steinmeier, Lafontaine, Trittin. Vereinzelt gibt es Beifall. Man gibt sich kämpferisch, man versucht es zumindest. Es bleibt die Hoffnung auf eine Wiederbelebung der Partei in der Opposition.
Wahllokal Berlin-Schöneberg, 11 Uhr früh. Polizeieinsatz. Wer die beiden Beamten gerufen hat, ist nicht zu ermitteln. Ihre Mission: das Plakat des Wahlkreis-Kandidaten der Union an der Laterne vor dem Gemeindezentrum zu entfernen. Es hängt offenbar zu dicht am Wahllokal, die Bürger könnte das in letzter Minute beeinflussen. Eine Leiter wird herbeigeschafft, nun klettert der Polizist hinauf. Minuten später ist die Ordnung wieder hergestellt…