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Plädoyer für den neuen Hauptbahnhof

 

An allen Ecken wird gemeckert: „Och je, unser armer Bahnhof Zoo“, stöhnt Westberlin. „Der böse Mehdorn hat ein anderes Dach eingebaut“, jammert der Architekt. „Det is ja mitten in die Pampa“, klagt der Ureinwohner. Ich bin in den letzten Tagen mehrere Male durch den neuen Lehrter Bahnhof durchgefahren und bin sicher: In wenigen Wochen wird das Gemecker verstummen. Die Architektur ist unglaublich luftig, alles ist lichtdurchflutet und auf eine zurückgenommene, geradezu maritim-niederländische Art und Weise modern. Es wird echtes Trans-Europa-Express-Gefühl aufkommen, es werden Züge von und nach Warschau und Paris ein- und ausfahren. Es wird mit großer Sicherheit ein Ort zum Flanieren und Verweilen sein.

Ich weine dem stets überfüllten Bahnhof Zoo keine Träne hinterher. Warum muss ich mich auf dem Weg von der U-Bahn zum Fernbahngleis zwischen einer Bäckerei, einem stinkenden Wurststand und einer verkeimten Saftbar durchquetschen? Warum soll ich mir auf dem Weg zur U-Bahn aufgrund der niedrigen Deckenhöhen noch dauernd den Kopf stoßen? Warum soll ich mir dieses Gedränge und Geschiebe weiter antun.

Der Hauptbahnhof wird ein großer Gewinn für die Stadt werden. Die Anbindung an den Rest der Stadt wird man in den Griff kriegen. Der Bahnhof als wichtiger, pulsierender Verkehrsknoten ist ein kühnes und visionäres Projekt, da wird man den Kleinkram noch regeln. Der Flughafen Tegel ist vom öffentlichen Nahverkehr her auch nicht besser angebunden und keiner meckert darüber.

Ich freu mich auf die Eröffnungsfeier.