Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Auftakt der Nordderby-Wochen

 

20.00h Herzlich Willkommen zum Live-Blog vom DFB-Pokal-Halbfinale, zur ersten von vier Partien zwischen Werder und dem HSV. Wem das ganze Vorgeplapper schon zu den Ohren herauskommt, der ist gleich erlöst, noch 30 Minuten bis zum Anstoss.

Lotto King Karl und Arnd Zeigler, die Stadionsprecher der beiden Klubs waren vor Minuten noch fröhlich vereint. Das muss eine Fälschung sein.

Ganz, zumindest halb Fußballdeutschland, der Norden nämlich, wartet auf diese Partie. Ausverkauftes Haus, alle Mann an Bord sowie alle übrigen Floskeln.

20.14h Die Aufstellungen der beiden Teams:

Hamburger SV

Rost – Demel, Gravgaard, Mathijsen, Jansen – Jarolim, Aogo – Pitroipa, Trochowski, Guerrero, Olic

Trainer: Jol

Werder Bremen

Wiese – Fritz, Mertesacker, Naldo, Boenisch – Frings – Tziolis, Özil – Diego – Pizarro, Almeida

Trainer: Schaaf

Der HSV also mit einem Drittel Hermann-Gerland-Gedenktruppe.

Das ZDF mit Kerner – Kahn.

20.15h Die Twitterer sind merkwürdig ruhig. Dass sie andächtig Kahn’schen Platitüden lauschen, kann kaum sein. „Derbies definieren sich dadurch, dass die Städte nicht weit voneinander entfernt liegen.“

20.18h Um die aktuellsten Beiträge zu sehen, die immer oben an den Beitrag angefügt werden, im Browser auf „Aktualisieren“ klicken oder die Taste mit dem Namen F5 betätigen. Dies gilt allerdings nicht nur um 20.18h.

20.21h Weil Johannes B. Kerner die Meisterschaft der Bayern von vor zig Jahren wichtiger ist als das heutige Spiel, gibt es hier die Musik, die jetzt oder vorhin im Stadion ertönt.

20.24h Alternatives Live-Bloggen gibt es bei Medien, Sport, Politik. Dort via PREMIERE, wo angeblich Uwe Seeler aufgelaufen ist. Man kommt also in den letzten paar Minuten vor dem Anstoß am Übel nicht vorbei.

20.26h Eine weitere Alternative zum Live-Blog gibt es aus dem Austragungsort des heutigen Spiels bei allesaussersport. Kommentator im ZDF ist Béla Réthy.

20.28h 1987, als der Hamburger SV zum letzten Mal einen Titel gewann, gab es die DDR noch. Die Sowjetunion demgemäß auch. Twix hieß noch Raider. Mesut Özil zum Beispiel gab es damals noch nicht.

1′ Anpfiff durch Schiedsrichter Knut Kircher.

5′ Erste gute Gelegenheit für Bremen, das in schwarz-orange spielt. Eine Hereingabe von rechts in den Fünfmeterraum fliegt an allen relevanten Spielern vorbei.

Korrektur bei der Aufstellung: Beim HSV spielt nicht Trochowski, sondern Petric.

11′ Tor 0:1, Mertesacker. Bremen mit einem Freistoß aus 20m. Diego tritt an, der Ball klatscht an den Pfosten und Mertesacker prallt am Ball ab, der zur Führung im Tor einschlägt.

12′ Ein Tor würde dem Spiel jetzt gut tun.

Zumindest aus Hamburger Sicht.

13′ Korrektur: Der Pfosten bei Diegos Freistoß war Rosts Hand. Dem Klang des Balles nach zu urteilen, trägt Rost ein Bügeleisen in seinen Handschuhen. Réthy spekuliert, ob Rost nicht besser eine Faust benutzt hätte. Die Bremer Fans im Stadion übernehmen jetzt nach Selbstauskunft den Hamburger Senat.

18′ Guerrero mit dem ersten guten Torschuss für den HSV. Eine Fahrkarte, allerdings eine für nur wenige Zentimeter.

21′ Gelbe Karte gegen Guerrero nach Foul in der Nähe des Mittelkreises. Wieder Freistoßsituation für Bremen, Naldo schießt aus enormer Entfernung, Rost nutzt diesmal beide Bügeleisen und klatscht zur Seite ab. Sah so gefährlich aus, wie es war.

23′ Boenisch mit einer Christian-Ziege-Gedächtnis-Flanke hinters Tor.

24′ Wieder Freistoß für Bremen vom linken Strafraumrand. Diegos Versuch wird zum Eckball abgefälscht. Diego erhält bei der Ausführung unfreiwillige Geschenke vom Hamburger Publikum. Schweinsköpfe oder Motorroller konnten noch nicht gesichtet werden.

29′ Passen beherrscht Boenisch besser als flanken, spielt auf Özil, der wiederum auf links völlig frei aufs Tor schießen kann. Rost legt sich quer in die Luft und lenkt den Ball übers Tor. Der nachfolgende Eckball verpufft, weil Rost wieder seinem Spitznamen „Fäustel“ alle Ehre macht. Die Tendenz, die sich von Anfang an zeigte, bleibt erhalten: Bremen ist häufiger gefährlich, Hamburg bislang gar nicht. Rost wird jetzt wegen Nasenbluten behandelt, spielt aber nach kurzer Pause weiter.

32′ Zwei Freistöße für Hamburg aus dem Halbfeld, wenig effektiv. Die Partie nähert sich trotz der stimmungsvollen Atmosphäre bedrohlich jenem Niveau, auf dem Réthy Gebrauch von seinen Karteikarten macht.

37′ Der HSV findet kein Mittel, sich in dieser Partie zu positionieren. Zwar ist den Hamburger Fans nach 37 Minuten wieder eingefallen, dass es sich hier um ein Pokal- und ein Heimspiel handelt. Dennoch scheint Bremen heute tatsächlich den aus dieser Saison bekannten Pokal-Anzug zu tragen. Das lässt bekanntermaßen immer noch auf späte, dann aber nicht mehr relevante Gegentore hoffen.

42′ Kurz vor der Pause einer Partie, die für Hamburg noch gar nicht begonnen hat, mal eine Szene im Bremer Fünfmeterraum. Diese und der anschließende Eckball bleiben jedoch wirkungslos.

45′ Zwei Minuten Nachspielzeit wegen des Nasenblutens von Frank Rost. Die Zeit für Boenischs Flanke wird nicht nachgespielt.

Ende 1. Halbzeit

Ein seltsam mattes Hamburg weckt Erinnerungen an argentinische Vorwürfe in Richtung Brasilien, man denke an diverse Betäubungsmittel in Getränkeflaschen. Man muss kein Prophet, aber auch kein Fußballkommentator sein, um festzustellen, dass Hamburg ganz anders auftreten muss: in einem Heimspiel, in einem Pokalspiel. Verlassen sollte man sich auf Bremer Nachlässigkeiten nicht. Davon gab es bislang keine und wenn Bremen so konzentriert weitermacht – was heute angesichts der Bedeutung der Partie für Bremen nicht gänzlich unwahrscheinlich ist – wird das Spiel vorbei sein, ehe Tim Wiese auch nur einmal seine Frisur richten musste.

Bremen muss nicht mal sonderlich verbissen oder engagiert agieren, um Souveränität zu verbreiten. Häufig machen es die Hamburger ihnen mit Fouls an heiklen Positionen einfach, Gefahr heraufzubeschwören. Noch einfacher wird es den Bremern gemacht, Gefahr vom eigenen Tor wegzuhalten. Wüsste man nicht, dass nur Elben und Trolle an Doping Spielabsprachen im Fußball glauben, könnte man fast annehmen, das ist abgekatert: Der DFB-Pokal an Bremen, dafür der Uefa-Pokal an Hamburg. Bliebe die Frage, womit man Leverkusen in dem Falle geködert hat.

46′ Pitroipa kommt für Guerrero.

46′ Pitroipa führt sich mit einer halben Chance nach Fehler von Wiese ein. Fehler vom Autoren war es, Pitroipa nicht ebenfalls aus der Startaufstellung genommen zu haben.

48′ Die Anfangsphase lässt vermuten, dass Martin Jols medizinischer Stab ein Gegenmittel gegen die Betäubungstrunk-Attacke gefunden hat. Mit gänzlich anderer Verve gehen die Hamburger das Spiel an. Alle Menschen mit Hamburger Wohnsitz müssen jetzt aufstehen.

50′ Bremen kann diesen anfänglichen Druck entschärfen, lässt den Ball lange in den eigenen Reihen Paroli laufen.

53′ Baumann bis jetzt nicht korrigiert. Danke. Baumann statt Tziolis. Traue nie einer …

61′ Martin Jol, Taktikfuchs, wechselt Trochowski für Aogo ein. Bremen bislang weiter nicht in Gefahr.

67′ 1:1, Olic Olic spitzelt einen hart geschossenen Ball von Demel aus knapp 7m ins Tor. Zuvor war Pitroipa aus vollem Lauf an Wiese gescheitert. Demel von der rechten Strafraumecke.

69′ Der Taktikfuchs wechselt Boateng für Petric ein.

72′ Vor dem Hamburger Tor von Olic glänzte Gravgaard noch mit einer Reminiszenz an seinen ersten Auftritt im Hamburger Trikot, als er aus nächster Nähe einen Hacken-Scherenschlag als Aufsetzer übers eigene Tor setzte. Die Partie gewinnt deutlich an Fahrt, die Beruhigungstränke dienten vielleicht doch eher der Vorbereitung auf die Verlängerung. Zwei Mal kritische Situationen im Hamburger Strafraum, zwei Mal kein Strafstoß. Danke an den Aufziehvogel, aber die Aufstellung unten ist nicht die aktuelle.

74′ Petric ist schwerer verletzt, muss ins Krankenhaus. Réthy leider nicht.

79′ Es schmeckt immer mehr nach Pokalpartie. Da schadet so ein unentschiedener Spielstand in der Suppe ja nicht.

85′ Almeida bekommt von Schiedsrichter Kircher nach quälend lang dauerndem Nachfragen bei seinem Assistenten die Gelbe Karte. Ist aber irrelevant, weil er gegen Rosenberg ausgetauscht wird. Mit Almeida erhält auch Mathijsen die Gelbe Karte. Nachtrag: Gelbe Karte für Alex Silva in der 71. Minute.

88′ Der neue Bremer im Spiel, Rosenberg, schießt im Sechzehner einen Hamburger an. Eckball Diego, Rosenberg mit der Hacke, aber ohne zwei-eins. Frings macht das, wofür er bezahlt wird, verhindert einen Hamburger Durchbruch.

90′ 2 Minuten Nachspielzeit. Eckball für Hamburg nach Parade von Wiese. Wiese klärt mit der Faust, der Bremer Konter läuft, aber:

90+1′ Rote Karte, Jarolim nach Foul, um diesen Konter zu verhindern. Direkt an der Seitenlinie, direkt vor den Trainerbänken, so hat man Schaaf noch nie hüpfen sehen. Zumindest nicht in Zeitlupe.

Ende reguläre Spielzeit

91′ Erste Verlängerung läuft. Gelb auch noch für Demel im Zuge der aufgebrachten Reaktionen um den Platzverweis für Jarolim. Bremen jetzt mit einen Mann mehr und noch Wechselmöglichkeiten.

Typisch ZDF, die ganze Diskussion auf zwei Punkte zu verlegen: War das eine Notbremse? Und hätte Thomas Schaaf eine Karte für Jarolim fordern dürfen? Allofs mit der klaren Äußerung, dass niemand eine Karte gefordert habe, Beiersdorfer mit Verständnis für die aufgebrachten, aber noch im Rahmen befindlichen Reaktionen der Bremer Bank. Kahn votiert dafür, dass es keine Notbremse war. Es gibt auch noch andere Vergehen, für die man Rot erhält, das erwähnt Réthy allerdings erst nach Minuten des aufgeheizten Stimmungsfangs.

96′ Nachdem zunächst Bremen die ersten Minuten der Verlängerung im Griff hatte und auch zu Torraumszenen kam, schließt jetzt Hamburg zwei Mal aus guter Position ab. Einmal verlassen Trochowski die Kräfte oder die Technik und der Ball rutscht ihm über den Fuß, einmal pariert Wiese gut.

104′ Tziolis jetzt bei Bremen im Spiel, er kommt für Baumann. Hamburg ohne weitere Szenen nach vorne, meist rollt der Ball in Richtung Frank Rost.

Beginn 2. Verlängerung

108′ Bevor man mit den Gedanken schon beim Aufrechnen der Elfmeterschützen und deren Qualitäten ist, sollte man noch das aktuelle Spiel verfolgen: Naldo zeigt wieder seine Werkzeugfähigkeiten beim Freistoß und zwingt Rost zum Abklatschen. Kurz darauf Olic im Bremer Fünfmeterraum mit schwachem Abschluss.

111′ Wer sich an einer aktuellen Umfrage zur Berechtigung der Roten Karte für Jarolim beteiligen möchte, kann das hier tun und sieht, wie gespalten die Meinungen sind. Auf dem Platz Trochowski mit einem satten Schuss nur ganz knapp an Wieses Tor vorbei. Dessen Frisur war übrigens schon mehrfach gefordert.

115′ Ein paar Kommentare kamen nicht durch, sind jetzt unten nachgefügt.

117′ Die Partie ist seit knappen fünf Minuten im Elfmeterschießen-Erwartungszustand, was sich auch an den jetzt wieder lebendigeren Hamburger Fans zeigt. Bremer Ecke wird abgewehrt, der Hamburger Konterversuch verliert sich irgendwo im tiefen Geläuf des Stadions.

119′ Dicke Chance für Hamburg, Wiese kommt raus, klärt mit einer fulminanten Grätsche in einer Eins-zu-Eins-Situation.

Ende der Verlängerung

Jede Frage an Oliver Kahn muss per Gesetz immer mit einem Hinweis daran verbunden werden, wann und wie er vor wie langer Zeit mal etwas Vergleichbares erlebt hat. Allerdings ohne das Augenzwinkern, mit dem Delling solche Dinge Netzer fragt. Es geht aber hier um den Hamburger SV und Werder Bremen.

Elfmeterschießen beginnt. Findet vor der Hamburger Kurve statt, Wiese wird mit standesgemäßen Pfiffen empfangen. Mathijsen tritt für Hamburg an.

1:0 Mathijsen für Hamburg.

1:1 Pizarro für Bremen.

Boateng verschießt für Hamburg, Wiese hält.

1:2 für Bremen. Özil trifft.

Olic verschießt ebenfalls für Hamburg, Wiese hält.

1:3 Frings trifft gegen Rost mit viel Glück und doppelter Unterkante der Latte.

Jansen verschießt ebenfalls für Hamburg, unklar, ob Wiese oder der Pfosten rettet.

Werder Bremen gewinnt mit 4:2 n. E. und steht im Pokalfinale 2009.

Das ZDF zeigt Werbung, während Wiese wahrscheinlich gerade das Stadiondach hochklettert. Oder zumindest versucht, es abzureißen. Menschen im Affekt haben immer so etwas Animalisches.

Das Triple ist für den HSV dahin. Über die gesamte Spielzeit gesehen ein verdienter Bremer Sieg, mit einer besseren Phase der Hamburger in der zweiten Halbzeit. Bremen überlegend und kontrollierend, aber auch ohne den sonst üblichen Torrausch, wenn es einmal läuft.

Wiese rettet in der letzten Minute der Verlängerung stark und hält dann drei Strafstöße – Löw respektive Köpke werden dies und die auch ansonsten gute Leistung gesehen haben.

… und lässt ebenfalls den Reporter, angesprochen auf seine vermeintlichen Provokationen vor dem Spiel ein wenig auflaufen. „Ihr gehört doch auch dazu, ihr lebt doch davon! Das gehört doch zum Fußball dazu! Ihr fragt doch, weil ihr genau sowas hören wollt. Und wenn man es dann sagt, dann ist man der, der provoziert.“ – Könnte es sein, dass Wiese tatsächlich dieses Spielchen jetzt verstanden hat?

Fußballerisch durch das Elfmeterschießen und ausreichend Torszenen ein am Ende doch noch unterhaltsamer Abend, medial hingegen wieder eher enttäuschend. Die Jagd auf Thomas Schaaf bzw. dessen Reaktion hinterlassen gepaart mit Regeldiskussionen ohne vernünftige Aufklärung einen unschönen Beigeschmack. Für Bremen kann die Saison noch erfolgreich enden, Wiese sammelt Pluspunkte für die Nationalelf, Hamburg muss erstmal sein Lazarett wieder aufräumen, um die verbleibenden zwei Chancen zu nutzen. Vielen Dank an alle Mitleser, beim nächsten Mal klappt es auch mit der Aufstellung.

Guten Abend!

++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++

Vorbericht

Im Eishockey eine Selbstverständlichkeit, bringt ein Thema zur Zeit alle Fußballinteressierten in Wallung: vier Mal in 19 Tagen duellieren sich Werder Bremen und der Hamburger SV – allerdings in drei verschiedenen Wettbewerben. Den Auftakt bildet vor den Partien in Uefa-Pokal und Bundesliga das Halbfinale im DFB-Pokal, das am Abend um 20.30 Uhr angepfiffen wird. Hanseatisches Heimrecht ist bei einer solchen Konstellation obligatorisch, man trifft sich heute in Hamburg.

Während der Hamburger SV seine Energien auf alle drei genannten Wettbewerbe aufteilen muss, heißt es für Werder Bremen, volles Augenmerk auf die beiden Pokalwettbewerbe zu richten: In der Liga ohne Chance, noch einen europäischen Wettbewerb zu erreichen, würde nur ein Titelgewinn die erneute Teilnahme am internationalen Fußball ermöglichen. Grundvoraussetzung, um den viel umworbenen Diego zu halten. Selbiges gilt im Falle von Claudio Pizarro, der mit Diego Garant dafür war, dass Bremen überhaupt in beiden Halbfinals steht.

Bremen muss sich die internationale Konkurrenzfähigkeit fürs nächste Jahr erst noch erkämpfen, dagegen ist der HSV auf dem Weg zu mindestens einem ersten Titel seit 22 Jahren. Seit eben diesem DFB-Pokal-Sieg im Jahre 1987 wurde kein Titel mehr gewonnen. In der Bundesliga allerdings schon so gut wie für einen internationalen Wettbewerb qualifiziert, gilt es nun, die dreifache Gelegenheit nicht verstreichen zu lassen, sich die Saison zu versüßen. HSV-Trainer Martin Jol wird nicht müde, abzuwiegeln, wenn vom möglichen „Triple“ die Rede ist, doch die Chancen auf zumindest einen Titel stehen nicht schlecht. „Die Konstanz in allen drei Wettbewerben haben uns die Hamburger in dieser Saison voraus“, gibt Klaus Allofs zu. Auch personelle Rückschläge wusste der HSV im bisherigen Saisonverlauf stets auszugleichen. Nicht zuletzt haben die Hamburger in dieser Partie den Heimvorteil auf ihrer Seite.

Eine heiße Derby-Atmosphäre auf dem Platz und im Publikum wird unvermeidlich sein. Die beiden Klubs pflegen eine langjährige und intensive Rivalität. Dass die Auswirkungen dieser Rivalität die Maße des Erträglichen nicht überschreiten, liegt unter Anderem an einem Ereignis, das den Tiefpunkt im Verhältnis der beiden Fangruppen darstellt: Dem Tod eines 16-jährigen Bremers im Jahre 1982, der an den Folgen eines Steinwurfs durch Hamburger Fans starb. Auf beiden Seiten – das gilt für Fans als auch Vereine – erkannte man die Notwendigkeit einer Schlichtung der nach diesem Vorfall extrem angespannten Situation. Beim deshalb anberaumten „Frieden von Scheeßel“ kam es schließlich zu einer Art Waffenstillstand. Dieser ist bis heute nur selten brüchig geworden und stellt mit seinem Erfolg die Keimzelle verschiedener Fanprojekte auch anderer Klubs dar. Unter den Anwesenden in Scheeßel neben Willi Lemke übrigens auch: Günter Netzer, in jenen Tagen Manager des HSV.

Im Vergleich zu den damaligen Ausmaßen ist die aktuelle Rivalität eher in Anführungszeichen zu sehen, trotz Anzeichen für eine neue Verhärtung der Fronten. Die Pfiffe gegen Tim Wiese nach dessen Kung-Fu-Tritt in einer Partie gegen den HSV und Wieses anschließende Rolle als Buhmann sind vielmehr übliche Derby-Folklore denn Anknüpfung an die Ausschreitungen der 1980er Jahre.

Ebenfalls Teil der Folklore im Vorfeld eines Derbies sind Interviews mit ehemaligen Spielern beider Vereine, wie Marco Bode und Sergej Barbarez oder solche mit zwei – in diesen Fällen nicht besonders – rivalisierenden Fans.

Die personellen Ausfälle auf beiden Seiten sind gering: Auf Bremer Seite fehlen Jensen und Hunt, beim HSV nur die ohnehin längerfristig Verletzten Atouba, Castelen und Reinhardt.

Wie immer im DFB-Pokal wird heute eine Entscheidung fallen. Der Abend könnte also zumindest so lang werden wie beim gestrigen Finaleinzug von Bayer Leverkusen. Wer Gegner der Leverkusener im Pokalfinale 2009 sein wird und wie dieses zweite Halbfinale verläuft, davon wird hier live ab 20h berichtet.