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FC Bayern – Borussia Dortmund 1:0

  • Robben macht das Tor
  • Revanche geglückt
  • Dortmund fehlte Hummels

Fazit Chapeau, FC Bayern, das war großer Sport. Wie die Münchner diesen Pokalsieg gegen den BVB herunterspielten, ist nicht hoch genug einzuschätzen: unaufgeregt und ruhig, gleichzeitig aber auch aggressiv und leidenschaftlich. In der Abwehr standen mit van Buyten und dem nicht nur wegen seines Afros alles überragenden Dante zwei Holzschränke im Weg. Vorne fielen den Offensiven die vielen Diagonalbälle vor die Füße, mit denen die Münchner geschickt das Dortmunder Pressing aushebelten. Die BVB-Innenverteidigung um Subotic und Santana schien mit diesen Bällen überhaupt nichts anfangen zu können, Mats Hummels fehlte an alle Strafraumecken und -enden. Auch im Aufbauspiel, dort wirkten die Dortmunder einfallslos wie lange nicht. „Mit diesem Spiel haben wir die Vormachtstellung im deutschen Fußball zurück, die deutschen Verhältnisse sind geklärt“, tönte Uli Hoeneß nach der Partie. Ach, wie haben wir es vermisst.

Vorbei, Schluss, Aus! Der FC Bayern steht nach einem souveränen Sieg im DFB-Pokalhalbfinale. Und hat einiges fürs Selbstwertgefühl getan.

92. Minute Doch noch einmal die Dortmunder. Flanke auf Schieber, der aber nunmal Schieber heißt und nicht Köpfer. Er köpft den Ball deshalb drüber.

91. Minute Der FC Bayern wechselt noch einmal. Wetten, dass das nicht jedem Münchner gefällt?

85. Minute Der FC Bayern spielt die Veranstaltung hier sehr souverän runter. Völlig nochchalant, sie verlieren nie die Ordnung, große Klasse. Wer soll die eigentlich noch schlagen? Real Madrid? Verlor gegen den heutigen Gegner. Barcelona? Verlor gegen Real Madrid. Ach, wie ich Überkreuz-Überkreuz-Vergleich liebe.

80. Minute Reus geht raus, Schieber kommt. Dortmund hat das Spiel also aufgegeben.

76. Minute Nach einen van-Buyten-Kopfball wieder mal eine Chance für Borussia Dortmund. Gündogan aber zieht vorbei. Das Spiel jetzt in einer seltsamen Phase. Sieht eher nach 116. Minute aus, als nach der 76. Die Bayern führen, sie soll es nicht stören. Dem BVB scheint aber heute auch der letzte Biss zu fehlen (siehe Kahn-Herrlich-Bild unten).

Zeit für ein wenig unnützes Wissen: Heute vor genau 113 Jahren wurde der FC Bayern gegründet. In einem Restaurant namens „Gisela“.

66. Minute Jetzt, wo der BVB will, merkt er: Viel mehr als in der Defensive, fehlt Mats Hummels im Aufbauspiel.

Große FCB-BVB-Szenen der Vergangenheit. Teil 2:

"Biss zum Abwinken" Foto: Bongarts/Getty Images
„Biss zum Abwinken“ Foto: Bongarts/Getty Images

56. Minute Der BVB kommt etwas besser ins Spiel. Gleich drei Bälle flogen in Richtung Manuel Neuer. Der muss zum ersten Mal in dieser Saison mitspielen. Die Bayern jetzt in akuter Lätschert-Gefahr. Apropos: Folgendes soll Jürgen Klopp mal über Matthias Sammer gesagt haben: „Nach der Meisterschaft mit Stuttgart hat Matthias Sammer als einziger in der Dusche gesessen und sich nicht gefreut. Da hab ich mir gedacht: Wenn sich das so Scheiße anfühlt, will ich das nicht haben.“

Kleine Aussprachehilfe für Steffen Simon und andere.

50. Minute Das Spiel geht weiter. Eine Frage bleibt: Spielt Robert Lewandowski heute Abend noch bei Dortmund oder schon bei Bayern?

Halbzeit Der FC Bayern führt verdient mit 1:0. Die Bayern sind, von einem Verschnaufer gegen Mitte der Halbzeit abgesehen, beständig und engagiert angerannt. Die wollten hier etwas beweisen. Der Dortmund-Stachel aus den vergangenen Jahren muss wirklich sehr tief gesessen haben. Es ging vor allem über außen und lang auf die Dortmunder Innenverteidigung. Santana und Subotic wirken da sehr unsouverän. Der BVB noch ohne echte Torchance.

43. Minute: Tooor für den FC Bayern, Arjen Robben. Santana versucht einen Brustpass im Strafraum, Schmelzer pennt. Robben schnappt sich den Ball und zirkelt ihn wie früher mit links oben links in den Winkel.

41. Minute: Der FC Bayern macht jetzt gehörig Dampf. Der Dortmunder Abwehr geht Mats Hummels doch mehr ab als vermutet. Subotic und Santana wackeln heftig.

35. Minute: Bester Mann auf dem Platz ist Bayerns Dante. Ihm möchte man ja sowieso immer die Perücke vom Kopf zerren und rufen: „Lucio, ich weiß, dass du es bist!!!“

Das Spiel nimmt sich jetzt eine kleine Auszeit. Deswegen erinnern wir an große FCB-BVB-Szenen der Vergangenheit. Teil 1:

"Meine Augencreme ist eine Wucht" Foto: picture alliance/dpa
„Meine Augencreme ist eine Wucht“ Foto: picture alliance/dpa

25. Minute Kreuz in den Kalender: Marco Reus springt ein Ball vom Fuß.

Drüben in Stuttgart hat der VfB sein Viertelfinale übrigens gewonnen. 2:0 gegen den VfL Bochum.

19. Minute Der Dortmunder Spielaufbau ist bis jetzt so mangelhaft, dass das sogar Steffen Simon erkennt.

Auch der Kollege im Stadion sieht zunächst nur fußballerische Basisfähigkeiten.

14. Minute: Sehr seltsame Szene von Santana und Weidenfeller, die Kroos den Ball schön auflegen. Der aber tändelt den Ball so unmotiviert am Tor vorbei, als sei er im Urlaub.

10. Minute: Erster (?) Zweikampf zwischen Gündogan und Schweinsteiger. Strichliste, irgendjemand? Und wo ist eigentlich Busquets?

5. Minute Nach nicht viel passiert beim, Achtung!, deutschen Clásico wie heute immer wieder zu lesen war. Gibt es eigentlich auch einen spanischen Klassiker? Oder einen chinesischen кла́ссик?

Es geht dann los. Endlich.

20.29 Uhr Großes Rätselraten ob der Farben der Südkurven-Choreografie. Doch der große Weltenerklärer Steffen Simon hilft aus. Sind die Münchner Stadtfarben.

20.27 Uhr Robben also wie erwartet für Ribéry in der Startelf. Roman Weidenfeller frohlockt schon.

20.21 Uhr Frage Delling: „Haben Sie heute auch eine Taktik?“ – Klopp: „Ich hoffe, man sieht sie.“

20.13 Uhr Unser Mann in München ist heute Oliver Fritsch. Er hat erst vor wenigen Stunden die bayerische Landesgrenze überquert, aber ist schon im München-Modus.

20.00 Uhr Noch eine halbe Stunde bis zum Anpfiff. Zeit für etwas Lesestoff:
The Swiss Ramble hat mal die Dortmunder Finanzen durchforstet und stellt fest, dass der BVB auch in dieser Hinsicht „back in the game“ ist.
Felix Magath erklärt der Welt (also der Zeitung) das Dortmund-Trauma der Bayern. Der Mann scheint gerade sehr viel Zeit zu haben. Seine Fans beglückt er mittlerweile fast täglich mit einem Facebook-Posting. Bestimmt lädt er bald zum Farmville-Daddeln ein.
Die taz schreibt, dass es nicht unbedingt gut sein muss, wenn zwei Vereine den nationalen Fußball dominieren.
Und die Taktiknerdsgurus von spielverlagerung.de haben ihre Vorschau auf das Spiel in einen Podcast gepackt.

19.50 Uhr Der BVB darf natürlich auch mitspielen. Und zwar so: Weidenfeller – Piszczek, Subotic, Santana, Schmelzer – Gündogan, Bender, Großkreutz – Götze, Reus – Lewandowski

19.42 Uhr Guck an. Markus Hörwick twittert persönlich (und mit digitaler Unterschrift) die Bayern-Aufstellung.

19.35 Uhr Der Hummels-Ausfall muss nicht mal eine Schwächung sein. Der Kerl hat doch in diesem Jahr aus Übermut durchaus den ein oder anderen Gegentreffer verschuldet. So jedenfalls muss er sich nach dem Spiel nicht für die längst vergessen geglaubte Jugendsünde rechtfertigen, die uns heute in die Hände fiel.

19:12 Uhr Mats Hummels fällt dann also wirklich aus. So schreibt er zumindest auf seiner Facebook-Seite. Die bisher schon gut 3.000 4.200 6.000 Likes sind wohl den Bayern-Fans zuzuschreiben.

Vorbemerkungen:

Die Bundesliga ist langweilig, oben und unten. Die Champions League wird sowieso erst ab März spannend. Aber jetzt kommt eines der sonst immer etwas faden DFB-Pokalviertelfinals: Bayern gegen Dortmund. Mehr geht nicht. Das Spiel des Jahres. Ein Spiel wie ein Spiegel, vor dem sich Uli Hoeneß und Jürgen Klopp wie die böse Märchenkönigin versammelt haben: Wer ist sie denn nun, die beste Fußballmannschaft im ganzen Land?

Dass man beim FC Bayern trotz 17 Punkten Vorsprungs in der Liga, trotz der besten, souveränsten, tollsten, beeindruckendsten, großartigsten Über-Bundesliga-Saison aller Zeiten am Ergebnis dieser Antwort zweifelt, liegt an der bajuwarischen Fußball-Seele, die noch immer traumatisiert ist. Zu oft wurden die Münchner in den vergangenen Jahren von den (aus ihrer Sicht) elf Fußballzwergen aus Dortmund gedemütigt. Unvergessen die 2:5-Pokalfinal-Niederlage aus dem Mai, nach der ganz Deutschland über die Bayern lachte und über Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger, die doch wirklich behaupteten, der FC Bayern sei die bessere Mannschaft gewesen.

Dieses Trauma soll heute überwunden werden. Die Münchner wollen zeigen, dass sich ihre Maßnahmen gelohnt haben: Die 70 Millionen Euro, die in den Kader gesteckt wurden, die Verpflichtung des Aufpassers Matthias Sammer und der Reputationsgewinn rund um den Coup mit dem Märchenprinzen Josep Guardiola. Entscheidungen, die ohne die Dortmunder Überflieger wohl kaum getroffen worden wären. Selbst spieltaktisch haben die Bayern den BVB plagiiert, teilweise zumindest. Sie spielen aggressiver und besonders in der Sturmspitze laufintensiver. Fragen Sie nach bei Mario Gomez.

Der BVB dagegen kann ganz gut mit der Deutung leben, der Rückstand in der Liga komme nur daher, weil man es auf den Bundesliga-Feldern ein wenig schleifen lässt, um sich ausgeruht auf die europäischen Topklubs zu stürzen. Sie haben mit Real Madrid und Manchester City in dieser Spielzeit immerhin schon zwei Big Player geschlagen, was man vom FC Bayern nicht behaupten kann.

„Bis hierhin ist es für die Bayern eine perfekte Saison“, sagte Dortmunds Trainer Jürgen Klopp in den Tagen vor dem Spiel. Natürlich nicht, ohne die ersten Worte des Satzes genüsslich zu betonen. „Angstgegner können Sie vergessen“, schickte Jupp Heynckes an die Adresse des BVB. Ein echtes, auch verbales, Spitzenspiel also, bei dem zudem fast alle Stars an Bord sind. Beim FC Bayern muss nur Franck Ribéry noch für seine Rote Karte im Achtelfinale gegen Augsburg büßen. Für ihn wird Heynckes einen glatzköpfigen Niederländer namens Arjen Robben aufs Feld schicken. Und die Dortmunder bangen um Mats Hummels, der hat Husten-Schnupfen-Heiserkeit.

Los geht es um 20:30 Uhr. Wir sind gespannt, ob am Ende noch alle erhobenen Hauptes in den Spiegel gucken können und bloggen ab 20:00 Uhr an dieser Stelle live.

 

Bayern München – Borussia Dortmund 2:5

Fazit Dortmund hat Bayern national den Rang abgelaufen. Das unterstreicht der erneute Sieg gegen die Bayern, auch durch das Resultat. Allerdings bleibe ich dabei, in der ersten Halbzeit war es ein untypisches Dortmunder Spiel: schwacher Spielaufbau, wenig Pressing, viele Fehlpässe, kaum Chancen, Glück bei den Toren. Dazu noch einen Elfmeter, hat es zuletzt einen Elfmeter für Dortmund gegeben?

Aber: Dortmund gewinnt das Double hochverdient. Der BVB bleibt die spannendste Mannschaft, das spannendste Projekt des deutschen Vereinsfußballs. Ich rechne damit, dass er noch besser wird, da müssen sich die Bayern was einfallen lassen. Ich wüsste auch keinen Grund, warum sich das nicht bald in der Champions League bemerkbar machen sollte. Dieses Jahr sind sie in der Vorrunde ausgeschieden, vermutlich aus Unerfahrenheit. Als die Jungs Robin van Persie sahen, wollten sie wahrscheinlich ein Autogramm, weil sie den von der Playstation kannten. Von Blamage zu reden, halte ich für Stammtisch.

Und die Bayern? Sehr starke erste Halbzeit, da stimme ich Heynckes zu. Aber viele schlimme Fehler in der Abwehr, auch da hat er Recht. Umschalten nach Ballverlust – schon mal gehört? Zweite Halbzeit mit den Gedanken wohl beim nächsten Samstag. Aber man merkte auch, in diesem Finale stand für sie viel auf dem Spiel, vor allem in der Image-Tabelle. Die Bayern haben das Endspiel ernst genommen. Und 2:5 tut weh. A penny for Your thoughts, Uli Hoeneß …

Was heißt das für nächste Woche? Einerseits, ein 2:5 in einem Pokalfinale ist ein Päckchen. Andererseits, das wichtigere Finale steht ihnen noch bevor, wohl auch das leichtere.

Man könnte auch sagen, dass der FC Bayern kein würdiger Finalteilnehmer war, zumal die Spieler die Siegerehrung geschwänzt haben. Miese Laune, verständllich, aber unsouverän.

Noch was: Wie immer ein faires Spiel, keine bösen Fouls, keine Verletzte (außer Weidenfeller), wichtig für EM und Champions-League-Finale.

Immerhin bleibt den Bayern der Titelgewinn der Frauen.

Lesen Sie am Sonntag die Reportage des Kollegen Christian Spiller!

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Gladbach – Bayern 2:4 n.E.

Fußballdeutschland erlebt am 12. Mai sein Traumfinale: Borussia Dortmund gegen Bayern München. Meister gegen Vizemeister oder umgekehrt – das verspricht, ein Höhepunkt zu werden. Wobei man anmerken muss, dass auch ein Endspiel Borussia gegen Borussia ein solches Etikett verdient gehabt hätte.

Gladbach, das muss man nicht weiter ausführen, spielt eine tolle Saison. Auch heute erwies sich die Borussia als erwartet abwehrbereit, kam auch zu ein paar Chancen, spielte aber zu viele Fehlpässe und musste sich oft am Strafraum verbarrikadieren.

Für einen dritten Saisonsieg gegen die Bayern hat es daher nicht gereicht. Bayern war die aktivere Mannschaft, vor allem in der ersten Halbzeit und in der Schlussphase der Verlängerung. Der Ex-Meister hatte mehr Chancen, vor allem weil Ribéry seine Mitspieler in Szene setzte. Man merkte, dass diese Mannschaft die Kurve gekriegt hat. Es ist daher ein verdienter Sieg, auch wenn ein Elfmeterschießen nur in (geschätzt) der Hälfte der Fälle die bessere Mannschaft belohnt.

Sonst waren in diesem guten Spiel Defensivkräfte die Auffälligen: beide Tormänner, Badstuber, Daems, Stranzl. Der große Pechvogel war der Fehlschütze Dante. Erstens weil er einer der Besten war. Zweitens weil er durch seinen wahrscheinlichen Wechsel nach München nun dauerhaft mit Lothar-Matthäus-Vergleichen leben müssen wird.

Einen Tieftieftiefpunkt erleben die ARD-Zuschauer nach dem Spiel bei Anne Will, wo über Geld im Fußball auf einem Niveau debattiert wird, dass einem jede Kuhhaut Leid tun muss. Lesen wir dazu morgen bei den Kollegen von faz.net eine Frühkritik?

Der Spielverlauf

Nordtveit verschießt, Neuer lässt sich anschießen, Bayern ist im Finale
2:4 Kroos
Dante verschießt, does it the Matthäus-way
2:3 Lahm
2:2 Herrmann (Neuer erläuft die Ecke, aber die falsche)
1:2 Ribéry
1:1 Daems (Neuer mit der Hand dran)
0:1 Alaba

Zwischenstand nach 120 Minuten 0:0 Ein 0:0 ist kein überraschendes Ergebnis zwischen diesen beiden abwehrstarken Mannschaften. Allerdings hatte Bayern mehr Chancen als erwartet, vor allem, weil Ribéry derzeit in Vorbereiterlaune ist. Bestnoten verdienen sich auch Daems, Dante, Stranzl und ter Stegen. Und Badstuber.

120′ Petersen hätte seine Ablöse (2,5 Mio) doppelt reinspielen können, rutscht aber vor dem Siegtor am Fünfmeterraum aus.

Wir bekommen ein Elfmeterschießen.

116′ Wenn Robben mal nicht von seiner Seite, der rechten, kommt, ist er erstaunlich hilflos.

113′ Gladbach hängt in den Seilen, hält aber die Deckung.

Erstaunlich, wie oft die Schiris heute bei Abseitsentscheidungen daneben liegen. Und soeben auch bei einer Beinschere von Daems an Lahm an der Grundlinie.

109′ Oooh, da darf sich Gladbach wieder mal bei ter Stegen bedanken, der Robbens Pfeil übers Ziel lenkt.

0:0 nach 105 Minuten Das Spiel hat an Fahrt verloren, eigentlich schon nach dem ersten Durchgang. Die Bayern seit etwa vierzig Spielminuten mit gedrosselter Geschwindigkeit.

Petersen für Müller

102′ Gegen alle ist Badstuber heute Sieger geblieben, aber an Schiri Kinhöfer ist für ihn kein Vorbeikommen.

100′ Olic für Gomez. Ein Signal der Offensive?

93′ Vielleicht mal nebenan bei den 11 Freunden reinschauen? Als ein Bekannter die noch aktuelle Ausgabe am Kiosk sah, fragte er sich erst: Müssen wir uns Sorgen Käßmann machen, trinkt sie wieder?

0:0 nach 90 Minuten Auch das zweite Halbfinale geht torlos in die Verlängerung. Bayern hat mehr Chancen, vergibt sie aber, und zuletzt werden sie weniger. Gladbach setzt auf Konter, spielt aber viele Fehlpässe, wirkt stärker bei Standards.

Ausgeglichenes Spiel inzwischen, Elfmeterschießen nicht ausgeschlossen. Ich gönne mir nun ein Astra.

84′ Arango öffnet mit einem Traumpass die Abwehrreihe der Bayern, Reus schießt dem herauseilenden Neuer fast durch die Beine. Das war ein Matchball für Gladbach.

77′ Interessanter Programmhinweis: Geld oder Leidenschaft – wer regiert die Fußballwelt?, diskutiert Anne Will im Anschluss. Und wen lädt die ARD zu diesem spannenden Thema ein? Udo Lattek, Waldi Hartmann, Toni Schumacher. Da wären mir ein paar andere eingefallen, vielleicht ein paar Kriminologen.

75′ Letzter Wechsel Favre: de Camargo für Hanke. De Camargo, der Mann für die wichtigen Tore wie am Samstag in Leverkusen.

Das 1:0 im Viertelfinale von Berlin hat er immerhin vorbereitet.

66′ In den Kommentaren ist wieder ein Radikalkritiker aufgetaucht: „Sport ist Opium für’s Volk“, warnt mulliman in marxistischem Tonfall. „Wahnhafte Teilhabe am Glück (Geld) anderer und Ablenkung von den Ketten an Händen und Füßen.“

62′ Doppelwechsel Borussia: Brouwers für Stranzl, Herrmann für Wendt. Ob Favre sich den dritten für den Keeper und die 118. Minute aufspart?

60′ Mördergrätsche von Stranzl, sehr wichtig für Gladbach. Denn wenn Gomez im Strafraum Platz hat, klingelts meist kurz später. Offenbar Stranzls letzte Aktion, er muss verletzt raus.

54′ Zu Hertha-Zeiten soll sich Favre ab und an, wenn es ihm zu bunt wurde, in sein Auto gesetzt haben, um vor Dieter Hoeneß und den Berliner Verhältnissen Richtung Schweizer Heimat zu flüchten. Ich kann aber nicht sagen, wie weit Favre je gekommen ist.

49′ Oh, das geht fein los. Erst Chance für die Bayern: Robben im Doppelpass mit der Hacke Müllers (die zwei lieben sich ja), aber er zieht am kurzen Eck vorbei. Dann Chance für die Preußen: Arango hat keine freie Schussbahn und zielt drüber. Fast ein echter Gladbach-Neuer.

Halbzeit 0:0 Gutes Spiel, Vorteile für Bayern im Ballbesitz, aber auch bei den überraschend vielen guten Chancen. Bayern ist stärker als beim 1:3 vor zwei Monaten. Gladbach verteidigt stärker als die Gegner, auf die die Bayern zuletzt trafen.

Man merkt beiden Mannschaften an, dass sie in der Defensive auf der Hut sein müssen. Bayern greift variabler an, auch mal dribbelnd. Gladbach schneller und steiler. Trotz gewisser Pausen im Spiel, hat man stets den Eindruck, dass jederzeit etwas passieren kann.

Auffällig: Schiedsrichter bekommt auf den Kanälen der digitalen Elite Kritik dafür, dass er Robben Gelb gibt. „Da kann der doch nix für, der arme Robben.“

41′ Zwei Mal spielt Ribery Mitspieler brillant frei, aber Robben schießt den scharfen Pass knapp drüber, danach reißt ter Stegen gegen Alaba den Unterarm rechtzeitig hoch.

37′ Gladbach setzt wie schon im Januar den Rückpass zum Tormann als Mittel ein. Ich hab nicht mitgezählt, aber zehn dürften es bislang gewesen sein. Zweck: Tempo rausnehmen, Pressing unterbinden.

Ich finde ja, man sollte mal überlegen, eine Passregel wie im Handball einzuführen, sprich: Der Tormann darf nur dann angespielt werden, wenn er außerhalb des Strafraums steht, sonst gibts indirekten Freistoß. Das würde das Spiel noch schneller machen. Oder übersehe ich etwas? Andere Meinungen?

28′ Da hab ich den Fehler von ter Stegen wohl herbeigeredet, was?

21′ Erste Großchance für Gladbach. Neustädter schickt Reus diagonal in den Strafraum. Der Winkel ist zu klein, um einen Keeper wie Neuer zu überwinden.

Für einen, der vor ein paar Tagen mit 39 Fieber im Bett lag, hat Heynckes aber gut Farbe im Gesicht.

18′ Hab ich das schon mal gesagt, dass ich ter Stegen für den kommenden Nationaltorhüter halte? Er spielt noch besser mit als Neuer, agiert noch weiter weg von seiner Linie. Ist dem Jungen eigentlich schon mal ein nennenswerter Fehler unterlaufen? (Ach ja, letzten Samstag in Leverkusen)

15′ Zweite Chance für die Bayern. Die Gladbacher lassen am linken Flügel zu viel Platz, Lahm kann ohne Gegnerdruck flanken, Gomez drückt einen Kopfball an den kurzen Pfosten, aber ter Stegen ist unten.

6′ Bayern spielt sich in den Strafraum, Dante schafft nur eine Verlegenheitsabwehr, Kroos nimmt den Rebound mit der breiten Seite und trifft den Innenpfostens.

4′ Gladbach versucht es heute über die Flügel, fordert schon in den ersten Minuten beide Außenverteidiger der Bayern mehrfach. Lahm einmal nicht auf dem Posten.

Aufstellungen

Gladbach Ter Stegen – Jantschke, Stranzl, Dante, Daems – Nordtveit, Neustädter – Wendt, Arango – Reus, Hanke
Bayern Neuer – Lahm, Boateng, Badstuber, Alaba – Gustavo, Kroos – Robben, Müller, Ribery – Gomez

Mehmet Scholl sagt, Bayern ist komplett. Schweinsteiger vergessen?

Die Formationen als Grafik auf spielverlagerung.de

Vorbemerkung

Die schlechte Nachricht vorweg: heute kein Poschmann.

Zwei Mal hat Lucien Favre mit Gladbach die Bayern bereits geschlagen, 1:0 in München im August, 3:1 zuhause im Januar. Ist drei Mal Schweizer Recht? Zwei Mal hat Manuel Neuer den Gladbachern gut mitgeholfen, ein Mal durch eine Abstimmung mit Boateng, das andere Mal mit einem Querschläger auf Reus. Was lässt er sich heute einfallen?

Das zweite Pokalhalbfinale führt die drittbeste Mannschaft dieser Saison mit der zweitbesten zusammen, da darf man von einem Highlight sprechen. Durch die jüngste (Börsianer würden sagen) Seitwärtsbewegung in der Liga gehen die Gladbacher als Außenseiter ins Spiel – trotz des Siegs in Leverkusen. Die Bayern haben sich von den Rückschlägen in Leverkusen und in Basel zwischenzeitlich erstaunlich gut erholt.

Nach 20 (in Worten: zwanzig) Toren in der letzten Woche werden die Bayern heute mit breiter Brust antreten, aber auch auf ein Team treffen, das besser verteidigen kann als Hoffenheim, Basel und Hertha zusammen. Unter Favre hat Gladbach nie mehr als zwei Gegentore bekommen, zwei Mal sogar erst überhaupt zwei in einem Spiel.

Bin gespannt, wie wir nach dem Spiel über die Qualität der Bayern reden, denen Börsianer eine hohe Volatilität attestieren würden.

Ein paar Nachbetrachtungen zum Halbfinale gestern:

Wie bitter für die tapfer kämpfenden Fürther, mit der letzten Aktion den Gegentreffer hinnehmen zu müssen. Sicher, im Elfmeterschießen auszuscheiden wäre auch unglücklich gewesen. Doch was ihnen gegen Dortmund widerfahren ist, fühlt sich noch mieser an.

Und dann auch noch von einem Ex-Nürnberger rausgeschmissen zu werden. Und dann auch noch mit der Nürnberger Taktik zu scheitern. Wir erinnern uns, Hans Meyer hat vor fünf Jahren Raphael Schäfer vor dem Elfmeterschießen aus- und Daniel Klewer eingewechselt. Das hat funktioniert. Was lernen wir daraus? Mike Büskens ist nicht Hans Meyer. Da lacht der Cluberer. So viel Derby-Kolorit darf an dieser Stelle sein.

Doch die Kindereien von Kevin Großkreutz nerven. Wenns denn überhaupt Kindereien waren und nicht gar rassistische Sprüche (was Großkreutz bestreitet). Erst das homophobe Banner auf der Südtribüne am Samstag, jetzt der Kevin – wäre schön, wenn Jürgen Klopp mal dazu Stellung beziehen würde.

 

Koan Titel!

Koan Titel! Zumindest keinen nationalen für die Bayern in diesem Jahr. Es bleibt noch die Champions League, auf die sich jetzt konzentrieren können. Louis van Gaals Elf hatte nur eine gute Viertelstunde, direkt nach der Halbzeit. Und gegen Ende des Spiel noch ein paar Strafraumszenen. Sonst griffen sie sich zwar meist den Ball, waren aber kaum gefährlich. Die Standards waren erbärmlich.

Schalke hat sich, grob gesagt, von Dortmund einiges abgeschaut, hat es ebenso geschafft, Robben aus dem Spiel zu nehmen, völlig unerwartet mit Hans Sarpei in einer sehr gelungenen Nebenrolle. In der Feinanalyse zeigen sich jedoch Unterschiede: Schalke stand sehr tief, hat die Konter seltener als der BVB und auch mit weniger Spielern gefahren. Es war eher das Inter-Mailand-Modell von 2010. Sehr überlegen waren die Schalker bei Ecken, da hätten sie noch mehr Tore schießen können.

Louis van Gaal, über den wird man jetzt reden. Andererseits steht er vor dem erneuten Einzug ins Viertelfinale der (die FR würde sagen) Königsklasse. Magath geht als Sieger vom Platz, führt Schalke wahrscheinlich zum Pokalsieg gegen den MSV Duisburg und damit (die FR würde sagen) zu den Fleischtöpfen des Europapokals.

Endstand Bayern – Schalke 0:1 Magath zitiert Klopp.

87′ Ribéry schießt Neuer in die Arme. Bekommen die Bayern noch eine Chance?

Papadopoulos für Annan.

81′ Der belgische Catcher van Buyten kommt als Brechmittelstange, Luiz Gustavo raus.

Schmitz für Sarpei.

77′ Kuriose Szene: Bayern-Keeper Kraft spielt an der Strafraumgrenze Farfan mit der Hacke aus und überrascht Luiz Gustavo offenbar damit so sehr, dass der das Fußballspielen einstellt. Farfan gelingt dann beinahe ein empty net goal.

Klose für Müller.

71′ Uchida hat Glück, dass Schiri Meyer keine Zeitlupe hat, sonst wäre der Japaner mit dem Gomez-Nest auf dem Kopf für sein Beinstellen an Ribéry mit Gelb-Rot zum Duschen und Haare waschen geschickt worden.

67′ Und wer wollte bestreiten, dass Fußball unter Felix Magath nichts mit Arbeit zu tun hat?

61′ Wechsel Schalke: Für Jurado kommt der 17-jährige Draxler. Darf der denn überhaupt um diese Zeit noch arbeiten?

Aus dem Jugendarbeitsschutzgesetz:

Jugendliche (15 bis 18 Jahre) dürfen nur in der Zeit von 6 bis 20 Uhr beschäftigt werden. Ausnahmen gibt es im Bäckerhandwerk (16-jährige ab 5 Uhr, 17-jährige ab 4 Uhr [nicht in Konditoreien!]), in der Landwirtschaft (16-jährige ab 5 Uhr oder bis 21 Uhr) und im Gaststättengewerbe (16-jährige bis 22 Uhr). In mehrschichtigen Betrieben dürfen Jugendliche ab 16 Jahren bis 23 Uhr beschäftigt werden.

Warum eigentlich nicht in Konditoreien!?

59′ Interessanter Wechsel bei den Bayern: Kroos kommt für Timoschtschuk, vermutlich rückt Luiz Gustavo in die Abwehr.

54′ Schweinsteiger nach Lahmflanke mit dem Kopf ausnahmsweise nicht an Pfosten oder Latte, sondern auf den Keeper. Bayern hat nun extrem viel Schwung und Leidenschaft. Louis van Gaal hat in der Kabine offenbar die richtigen Signale gesendet. Hoffentlich ist es bei Worten geblieben.

47′ Pranjic bringt einen Ball vom Flügel flach und fest herein, aber Robben kommt zu spät, geht aber auch mit dem falschen Fuß hin.

46′ Bela Rethy mit einer Aussage, auf die man nur kommen kann, wenn man Jahrzehnte als Fernsehexperte gewirkt hat: „Die Bayern brauchen jetzt Leidenschaft.“

21:33 Oliver Kahn mit einer Analyse, die man nur treffen kann, wenn man sich tagelang auf seine Rolle als TV-Experte vorbereitet hat: „Es muss ein Leader auf den Platz, der den anderen in den Hintern tritt und sagt, wo’s langgeht.“

Halbzeit 0:1 Schalke verteidigt gut und kollektiv, nach der Führung stehen sie noch tiefer, mehrere Torchancen nach Standards, darunter auch das Tor. Bayern ohne Torchance, weder Robben noch Ribéry kommen durch. Nicht ein Mal kamen sie in die gefährliche Zone auf die 10er-Position. Müller ist aus dem Spiel.

Darf jetzt jeder auch Schalke in Bayern gewinnen?

Wenn das so weitergeht, wird Neuer heute keinen Trost gebrauchen:

38′ „Ballbesitz als Dogma“ (Bela Rethy über Lars von Triers Louis van Gaals Bayern)

35′ Gute Chance für Schalke. Eine Ecke, diesmal kurz ausgeführt, landet bei Höwedes, dessen Kopfball von Müller auf der Linie entschärft werden muss.

30′ Nach Ballverlust schaltet Schalke von 4:3:3 auf 4:4:2 und verteidigt extrem tief, greift erst am eigenen Mittelkreis an, selbst Raul ist bei Bayerns Angriffen meist hinter dem Ball.

20:55 Mit den 11 Freunden finden wir Gefallen an dem „erfrischendsten Expertengespräch seit hundert Jahren“, die Rede ist von der gestrigen ARD-After-Match-Runde mit Beckmannscholl sowie den beiden Trainern Milan „Polier“ Sasic und Pele Wollitz.

15′ Tor für Schalke 0:1 Raul Eckball Farfan, Kopfballverlängerung durch Höwedes auf Höhe des Elfmeters, Raul am langen Pfosten per Kopf. Bei der Ecke zuvor scheiterte Raul mit einem Schuss an Gomez. Bis dahin war Bayern dominant.

9′ Was wirklich weh tut: Festzustellen, dass der Kommentator die gleiche Phrase benutzt wie ich: „ein vorweggenommenes Finale“. Schreiben wie Bela Rethy redet – wer will das schon?

3′ Bayern-Fans begrüßen den umworbenen Neuer mit Pfiffen und „Koan Neuer“-Schildern, die sie auf der U-Bahn-Hinfahrt gebastelt zu haben scheinen. Kann mir Preußen das jemand übersetzen?

1′ „Der Fifa-Schiedsrichter Florian Meyer gibt das Spiel frei.“ (Bela Rethy)

Aufstellungen

Bayern: Kraft – Pranjic, Breno, Timoschtschuk, Lahm – Schweinsteiger, Luiz Gustavo – Ribéry, Müller, Robben – Gomez
Schalke: Neuer – Sarpei, Metzelder, Höwedes, Uchida – Matip, Kluge, Annan – Jurado, Farfan – Raul

Van Gaal korrigiert also seinen Nicht-Fehler und schiebt Luiz Gustavo von links hinten ins Zentrum des Mittelfelds. Magath überrascht mit Hans Sarpei als Gegenspieler von Robben.

20:17 ARD, ZDF, wo ich auch hinschalte, überall sehe ich Jörg Pilawa. Und jetzt auch noch Katrin Müller-RiefHohenstein und Oliver Kahn als Expertenteam. Fernsehen kann so inspirierend sein …

Vorbemerkung

Es ist das vorweggenommene Finale, denn im echten Finale wartet „nur“ der MSV Duisburg, Zweitligist und krasser Außenseiter – egal ob der Sieger des heutigen Halbfinals Bayern oder, weniger wahrscheinlich (wenn Sie mich fragen), Schalke heißt. Im Blickpunkt stehen auch die zwei Trainer: Felix Magath, weil er das immer tut und weil Schalke die letzte gute Chance verspielen könnte, sich für den Europapokal der nächsten Saison zu qualifizieren. Und Louis van Gaal, weil er das immer tut und fast aus dem gleichen Grund wie Magath, zudem weil er von Uli Hoeneß angezählt ist. Nicht ausgeschlossen, dass es sein letztes Spiel für die Bayern ist.

Im Blickpunkt steht auch Manuel Neuer. Die Bayern sind sehr an dem Schalker Keeper interessiert, weil sie finden, dass der weltbeste Tormann beim weltbesten Verein spielen muss. Die Bayern-Führung hat jüngst ihren Stil bewiesen, als sie sich dauernd öffentlich über die Personalie Neuer stritt und den Namen des Vereinsfremden in internen Machtkämpfen missbrauchte. Wahrscheinlich geht Neuer eh nach Manchester.

Was spricht für die Bayern? Sie werden alles dran setzen, die Demütigung vom Samstag wiedergutzumachen, als Borussia Dortmund ihnen die Grenzen zeigte. Was spricht für Schalke? Tja … bestimmt, dass sich die Mannschaft in großen Spielen mehr zu motivieren scheint als in schnöden Duellen mit Nürnberg und Kaiserslautern.

 

DFB-Pokal: Schalke – Bayern 0:1

Vorbemerkung

Weiter geht es für Felix Magath mit seinem Rachefeldzug gegen seinen lieben Grüßen an Bayern München, seinen Ex-Verein, der ihn vor drei Jahren vor die Tür setzte. Wovon er im Autoradio erfahren haben soll. Sein Ziel scheint es zu sein, mit so vielen Vereinen wie möglich Deutscher Meister vor den Bayern zu werden. Im vorigen Jahr, das muss man eigentlich noch immer buchstabieren, mit W O L F S B U R G. Mit seinem jetzigen Arbeitgeber schien das vor der Saison unmöglich, inzwischen ist Schalke fast schon Favorit.

Aber heute ist erstmal Pokal, der, wie wir von einem großen hessisch-serbokroatischen Fußballphilosophen wissen, „sisch immä eischene Gesetze“ hat. Im heutigen Halbfinale duellieren sich zwei wahre Pokalmannschaften. Seit 1998 hieß der Sieger dieses ruhmreichen Wettbewerbs mit Ausnahme von 2007 (Nürnberg) entweder Schalke, Bayern oder Werder, das gestern ins Finale eingezogen ist. Das kann kein Zufall sein.

Heute muss einer der beiden Adieu sagen, daraus zieht der Pokal seinen Reiz. Und natürlich aus der Vorgeschichte um Christian Nerlinger. Schalke habe, sagte er wenig schmeichelhaft, zwei Stärken: Freistöße und taktische Fouls. Magath konterte lässig: „Nerlinger hat in fünf Jahren Bundesliga 364 Fouls begangen, so viele wie kein anderer. Er muss also Experte sein.“ Nerlinger hat wohl Teil 2 des Fortbildungskurses „Wie werde ich Uli Hoeneß?“ noch vor sich. Ob Magaths statistischer Einwurf einer empirischen Prüfung standhalten würde, sei dahingestellt.

Zur Einstimmung ein Clip aus dem Mustopf der Fußball- und Mediengeschichte. Der 18-jährige Olaf Thon im Interview mit Rolf Töpperwien. Thon, damals noch unbekannt und im Dress eines Zweitligisten, hatte gerade im Pokalhalbfinale 1984 drei Tore gegen Bayern München geschossen. Endstand 6:6 nach Verlängerung. Wer weiß noch (ohne Gucken), wie das zweite damalige Halbfinale ausging?

Aufstellung

Schalke 04: Neuer – Westermann, Bordon, Höwedes, Zambrano – Schmitz, Kluge, Rakitic, Baumjohann – Kuranyi, Farfan

Bayern München: Butt – Contento, Badstuber, van Buyten, Lahm – Schweinsteiger, van Bommel, Müller – Robben, Olic, Klose

Lizas Welt bloggt übrigens auch – und wie immer die 11 Freunde. Wie stehts bei Euch, Jungs?

7′ Schalke führt mit 3:0 Fouls.

10′ Ein Stellungsfehler Höwedes‘ nutzt Olic zu einem Pass auf Robben, der alleine auf Neuer zuläuft und van Gaal die erste Gladiole pflücken will. Neuer mit Fußabwehr. Sofort kaufen den Mann, Uli Hoeneß!

20′ Nach zwanzig Minuten beginne ich, mir die Frage zu stellen: Ist die Domain nerlinger-hat-recht.de noch frei? Schalke extrem defensiv, auf Konter wartend, mit vielen kleinen Fouls, die sie aber geschickt auf mehrere Spieler verteilen. Bedenklich wirkt ihre Abseitsfalle.

30′ Schalke ist sich wirklich nicht zu schade, die Bayern den Ballbesitz und die Initiative zu überlassen und an der Mittellinie zu warten. Das ist bestenfalls charakterfest.

38′ Übers Tor schießend Lahm, der wohl bald heiraten wird. Apropos Liebe, damit wird in München nun offenherzig umgegangen, über seine Frau Truus hat Louis van Gaal gesagt: „Wir haben sehr viel Spaß miteinander. Aber auch sehr viel Streit! Sie ist sehr lieb, sie kennt mich sehr gut. Und ich will immer verwöhnt werden. Das macht sie sehr gut. Wichtig ist auch, dass wir noch regelmäßig Liebe miteinander machen.“ Wenn das Spiel so weiter geht, muss ich noch ganz andere Anekdoten auspacken.

Halbzeit 0:0 Schlechtes Spiel, vor allem von der Heimmannschaft Schalke: ausschließlich auf Konter lauernd, viele Fouls, nur eine Chance durch Baumjohann ganz zu Anfang und trotz Abwehrbereitschaft aller anfällig wirkend, weil die Abseitsfalle nicht funktioniert. Die Bayern dominant, machen aber den Eindruck, sie wissen nicht immer, was sie mit dem Ball anfangen sollen. Sie können ihn ja nicht immer zu Robben spielen. (Warum eigentlich nicht? Gibt ja keine Regel, die das untersagt.)

Joachim Löws Halbzeitanalyse in der ARD: „Das Spiel ist schlecht.“ Ui! „Aber das liegt nicht an den Mannschaften.“ Hä? „Der Platz ist in einem katastrophalen Zustand, da kann man nicht besser spielen.“ Was würde Löw erst über den Sportplatz vom, sagen wir, SV Blankenese sagen? Weiß jetzt auch nicht, wie ich darauf komme …

49′ Schalke scheint die Sache nun anders angehen zu wollen. Erst ein Strich von Rakitic aus 22 Metern. Kurz später startet Kuranyi ein eigentlich aussichtloses Dribbling von der Mittellinie gegen zwei Bayern-Abwehrreihen und wurschtelt sich durch bis zu Butt, der zu Boden muss.

60′ Was hat es eigentlich mit Louis van Gaals Gladiolen auf sich? Ist ein Botaniker unter uns? Haben die Dinger vielleicht eine Bedeutung in der griechischen Mythologie? Können wir das bitte bis zum Elfmeterschießen klären? Ich erinnere mich an eine Gladiolen-Sequenz in einem Loriot-Film, als Evelyn Hamann sagte: „Das war so wahnsinnig komisch.“

70′ Ich sehe schon: Keiner geht auf meine Fragen ein. Lasst mich nur verhungern! Ich merk mir das. Red ich halt mit mir selbst.

82′ Béla Ré Hagen Schmelzer hat sich in den Kommentaren zu Wort gemeldet: „Van Gaal bezieht sich auf den Vier-Tages-Marsch in Nimwegen, bei dem man an vier Tagen in Folge etwa 40-50 Kilometer marschieren oder wandern muss. Die Zuschauer reichen den Wanderern traditionell Gladiolen. Allerdings nur denjenigen, die erfolgreich ankommen. ‚De dood of de gladiolen‘ bedeutet: der Tod oder die Gladiolen. Die überreichte man einem Sieger (hier wohl zurückgehend auf römische ‚Gladiatoren‘-Kämpfe), bin aber gerade zu sehr mit einem äußerst spannenden Fußballspiel beschäftigt, um Babelfish jetzt weiter zu bemühen.“

Stand nach 90 Minuten 0:0 Spiel war in der zweiten Halbzeit besser. Schalke aktiver, mit ein paar Chancen. Bayern durch die Einwechslung Ribérys Mitte der zweiten Halbzeit wieder mit mehr Zug als nach dem Wiederanpfiff. Zwischendurch gabs sogar kurzen Schlagabtausch, auch durch Schiedsrichter Knut Kircher ermöglicht, der wohltuend großzügig leitet.

Die Interviews mit Olaf Thon, der sich Krawatte und Haartönungsmittel vom Direktor der Sparkasse Hüls ausgeliehen hat, waren auch schon mal interessanter.

Stand nach 105 Minuten 0:0 Beide lassen sich nach wie wor nicht locken und auf nichts ein. Schweinsteiger hätte eben mehr machen können, als er viel Platz im Strafraum hatte.

112′ Tor für Bayern 0:1 Robben Erstklassige Einzelaktion von Robben, der aus der eigenen Hälfte startet, Westermann und Moritz stehen lässt und auch nach fast zwei Stunden Spielzeit und rund achtzig Metern Sprint noch sehr präzise schießen kann. Fehler Höwedes, der Robben nicht doppelt.

118′ Ribéry schießt einen Konter in die Wolken.

Endstand 0:1 So passiv und ängstlich sollte eine Heimmannschaft nicht auftreten wie der FC Schalke 04, immerhin Tabellenzweiter der Bundesliga, heute. Klar, ihr Erfolgsrezept ist die Defensive, und sie sind sehr zweikampfstark. Aber ich kann mich, solange es 0:0 stand, an keinen einzigen Überzahlangriff erinnern. Mutlos. Als sie zurück lagen, war es zu spät.

Klassetor natürlich von Robben, der ist, wenn er Tempo aufgenommen hat, kaum zu stobben. So, wie es die Schalker beim 0:1 versucht haben, schon gar nicht. Westermann, bis dahin bester Schalker, kam zu spät – und wollte wohl Nerlinger widerlegen, verzichtete auf ein Foul. Löblich. Höwedes hätte aus der Mitte früher rausrücken müssen, um Moritz gegen die Lokomotive Robben zu unterstützen.

Finale nun Bayern gegen Werder. Das wird sicher eine abwechslungsreichere Angelegenheit. Wir sehen uns in Berlin am 15. Mai. Gute Nacht.

 

Auftakt der Nordderby-Wochen

20.00h Herzlich Willkommen zum Live-Blog vom DFB-Pokal-Halbfinale, zur ersten von vier Partien zwischen Werder und dem HSV. Wem das ganze Vorgeplapper schon zu den Ohren herauskommt, der ist gleich erlöst, noch 30 Minuten bis zum Anstoss.

Lotto King Karl und Arnd Zeigler, die Stadionsprecher der beiden Klubs waren vor Minuten noch fröhlich vereint. Das muss eine Fälschung sein.

Ganz, zumindest halb Fußballdeutschland, der Norden nämlich, wartet auf diese Partie. Ausverkauftes Haus, alle Mann an Bord sowie alle übrigen Floskeln.

20.14h Die Aufstellungen der beiden Teams:

Hamburger SV

Rost – Demel, Gravgaard, Mathijsen, Jansen – Jarolim, Aogo – Pitroipa, Trochowski, Guerrero, Olic

Trainer: Jol

Werder Bremen

Wiese – Fritz, Mertesacker, Naldo, Boenisch – Frings – Tziolis, Özil – Diego – Pizarro, Almeida

Trainer: Schaaf

Der HSV also mit einem Drittel Hermann-Gerland-Gedenktruppe.

Das ZDF mit Kerner – Kahn.

20.15h Die Twitterer sind merkwürdig ruhig. Dass sie andächtig Kahn’schen Platitüden lauschen, kann kaum sein. „Derbies definieren sich dadurch, dass die Städte nicht weit voneinander entfernt liegen.“

20.18h Um die aktuellsten Beiträge zu sehen, die immer oben an den Beitrag angefügt werden, im Browser auf „Aktualisieren“ klicken oder die Taste mit dem Namen F5 betätigen. Dies gilt allerdings nicht nur um 20.18h.

20.21h Weil Johannes B. Kerner die Meisterschaft der Bayern von vor zig Jahren wichtiger ist als das heutige Spiel, gibt es hier die Musik, die jetzt oder vorhin im Stadion ertönt.

20.24h Alternatives Live-Bloggen gibt es bei Medien, Sport, Politik. Dort via PREMIERE, wo angeblich Uwe Seeler aufgelaufen ist. Man kommt also in den letzten paar Minuten vor dem Anstoß am Übel nicht vorbei.

20.26h Eine weitere Alternative zum Live-Blog gibt es aus dem Austragungsort des heutigen Spiels bei allesaussersport. Kommentator im ZDF ist Béla Réthy.

20.28h 1987, als der Hamburger SV zum letzten Mal einen Titel gewann, gab es die DDR noch. Die Sowjetunion demgemäß auch. Twix hieß noch Raider. Mesut Özil zum Beispiel gab es damals noch nicht.

1′ Anpfiff durch Schiedsrichter Knut Kircher.

5′ Erste gute Gelegenheit für Bremen, das in schwarz-orange spielt. Eine Hereingabe von rechts in den Fünfmeterraum fliegt an allen relevanten Spielern vorbei.

Korrektur bei der Aufstellung: Beim HSV spielt nicht Trochowski, sondern Petric.

11′ Tor 0:1, Mertesacker. Bremen mit einem Freistoß aus 20m. Diego tritt an, der Ball klatscht an den Pfosten und Mertesacker prallt am Ball ab, der zur Führung im Tor einschlägt.

12′ Ein Tor würde dem Spiel jetzt gut tun.

Zumindest aus Hamburger Sicht.

13′ Korrektur: Der Pfosten bei Diegos Freistoß war Rosts Hand. Dem Klang des Balles nach zu urteilen, trägt Rost ein Bügeleisen in seinen Handschuhen. Réthy spekuliert, ob Rost nicht besser eine Faust benutzt hätte. Die Bremer Fans im Stadion übernehmen jetzt nach Selbstauskunft den Hamburger Senat.

18′ Guerrero mit dem ersten guten Torschuss für den HSV. Eine Fahrkarte, allerdings eine für nur wenige Zentimeter.

21′ Gelbe Karte gegen Guerrero nach Foul in der Nähe des Mittelkreises. Wieder Freistoßsituation für Bremen, Naldo schießt aus enormer Entfernung, Rost nutzt diesmal beide Bügeleisen und klatscht zur Seite ab. Sah so gefährlich aus, wie es war.

23′ Boenisch mit einer Christian-Ziege-Gedächtnis-Flanke hinters Tor.

24′ Wieder Freistoß für Bremen vom linken Strafraumrand. Diegos Versuch wird zum Eckball abgefälscht. Diego erhält bei der Ausführung unfreiwillige Geschenke vom Hamburger Publikum. Schweinsköpfe oder Motorroller konnten noch nicht gesichtet werden.

29′ Passen beherrscht Boenisch besser als flanken, spielt auf Özil, der wiederum auf links völlig frei aufs Tor schießen kann. Rost legt sich quer in die Luft und lenkt den Ball übers Tor. Der nachfolgende Eckball verpufft, weil Rost wieder seinem Spitznamen „Fäustel“ alle Ehre macht. Die Tendenz, die sich von Anfang an zeigte, bleibt erhalten: Bremen ist häufiger gefährlich, Hamburg bislang gar nicht. Rost wird jetzt wegen Nasenbluten behandelt, spielt aber nach kurzer Pause weiter.

32′ Zwei Freistöße für Hamburg aus dem Halbfeld, wenig effektiv. Die Partie nähert sich trotz der stimmungsvollen Atmosphäre bedrohlich jenem Niveau, auf dem Réthy Gebrauch von seinen Karteikarten macht.

37′ Der HSV findet kein Mittel, sich in dieser Partie zu positionieren. Zwar ist den Hamburger Fans nach 37 Minuten wieder eingefallen, dass es sich hier um ein Pokal- und ein Heimspiel handelt. Dennoch scheint Bremen heute tatsächlich den aus dieser Saison bekannten Pokal-Anzug zu tragen. Das lässt bekanntermaßen immer noch auf späte, dann aber nicht mehr relevante Gegentore hoffen.

42′ Kurz vor der Pause einer Partie, die für Hamburg noch gar nicht begonnen hat, mal eine Szene im Bremer Fünfmeterraum. Diese und der anschließende Eckball bleiben jedoch wirkungslos.

45′ Zwei Minuten Nachspielzeit wegen des Nasenblutens von Frank Rost. Die Zeit für Boenischs Flanke wird nicht nachgespielt.

Ende 1. Halbzeit

Ein seltsam mattes Hamburg weckt Erinnerungen an argentinische Vorwürfe in Richtung Brasilien, man denke an diverse Betäubungsmittel in Getränkeflaschen. Man muss kein Prophet, aber auch kein Fußballkommentator sein, um festzustellen, dass Hamburg ganz anders auftreten muss: in einem Heimspiel, in einem Pokalspiel. Verlassen sollte man sich auf Bremer Nachlässigkeiten nicht. Davon gab es bislang keine und wenn Bremen so konzentriert weitermacht – was heute angesichts der Bedeutung der Partie für Bremen nicht gänzlich unwahrscheinlich ist – wird das Spiel vorbei sein, ehe Tim Wiese auch nur einmal seine Frisur richten musste.

Bremen muss nicht mal sonderlich verbissen oder engagiert agieren, um Souveränität zu verbreiten. Häufig machen es die Hamburger ihnen mit Fouls an heiklen Positionen einfach, Gefahr heraufzubeschwören. Noch einfacher wird es den Bremern gemacht, Gefahr vom eigenen Tor wegzuhalten. Wüsste man nicht, dass nur Elben und Trolle an Doping Spielabsprachen im Fußball glauben, könnte man fast annehmen, das ist abgekatert: Der DFB-Pokal an Bremen, dafür der Uefa-Pokal an Hamburg. Bliebe die Frage, womit man Leverkusen in dem Falle geködert hat.

46′ Pitroipa kommt für Guerrero.

46′ Pitroipa führt sich mit einer halben Chance nach Fehler von Wiese ein. Fehler vom Autoren war es, Pitroipa nicht ebenfalls aus der Startaufstellung genommen zu haben.

48′ Die Anfangsphase lässt vermuten, dass Martin Jols medizinischer Stab ein Gegenmittel gegen die Betäubungstrunk-Attacke gefunden hat. Mit gänzlich anderer Verve gehen die Hamburger das Spiel an. Alle Menschen mit Hamburger Wohnsitz müssen jetzt aufstehen.

50′ Bremen kann diesen anfänglichen Druck entschärfen, lässt den Ball lange in den eigenen Reihen Paroli laufen.

53′ Baumann bis jetzt nicht korrigiert. Danke. Baumann statt Tziolis. Traue nie einer …

61′ Martin Jol, Taktikfuchs, wechselt Trochowski für Aogo ein. Bremen bislang weiter nicht in Gefahr.

67′ 1:1, Olic Olic spitzelt einen hart geschossenen Ball von Demel aus knapp 7m ins Tor. Zuvor war Pitroipa aus vollem Lauf an Wiese gescheitert. Demel von der rechten Strafraumecke.

69′ Der Taktikfuchs wechselt Boateng für Petric ein.

72′ Vor dem Hamburger Tor von Olic glänzte Gravgaard noch mit einer Reminiszenz an seinen ersten Auftritt im Hamburger Trikot, als er aus nächster Nähe einen Hacken-Scherenschlag als Aufsetzer übers eigene Tor setzte. Die Partie gewinnt deutlich an Fahrt, die Beruhigungstränke dienten vielleicht doch eher der Vorbereitung auf die Verlängerung. Zwei Mal kritische Situationen im Hamburger Strafraum, zwei Mal kein Strafstoß. Danke an den Aufziehvogel, aber die Aufstellung unten ist nicht die aktuelle.

74′ Petric ist schwerer verletzt, muss ins Krankenhaus. Réthy leider nicht.

79′ Es schmeckt immer mehr nach Pokalpartie. Da schadet so ein unentschiedener Spielstand in der Suppe ja nicht.

85′ Almeida bekommt von Schiedsrichter Kircher nach quälend lang dauerndem Nachfragen bei seinem Assistenten die Gelbe Karte. Ist aber irrelevant, weil er gegen Rosenberg ausgetauscht wird. Mit Almeida erhält auch Mathijsen die Gelbe Karte. Nachtrag: Gelbe Karte für Alex Silva in der 71. Minute.

88′ Der neue Bremer im Spiel, Rosenberg, schießt im Sechzehner einen Hamburger an. Eckball Diego, Rosenberg mit der Hacke, aber ohne zwei-eins. Frings macht das, wofür er bezahlt wird, verhindert einen Hamburger Durchbruch.

90′ 2 Minuten Nachspielzeit. Eckball für Hamburg nach Parade von Wiese. Wiese klärt mit der Faust, der Bremer Konter läuft, aber:

90+1′ Rote Karte, Jarolim nach Foul, um diesen Konter zu verhindern. Direkt an der Seitenlinie, direkt vor den Trainerbänken, so hat man Schaaf noch nie hüpfen sehen. Zumindest nicht in Zeitlupe.

Ende reguläre Spielzeit

91′ Erste Verlängerung läuft. Gelb auch noch für Demel im Zuge der aufgebrachten Reaktionen um den Platzverweis für Jarolim. Bremen jetzt mit einen Mann mehr und noch Wechselmöglichkeiten.

Typisch ZDF, die ganze Diskussion auf zwei Punkte zu verlegen: War das eine Notbremse? Und hätte Thomas Schaaf eine Karte für Jarolim fordern dürfen? Allofs mit der klaren Äußerung, dass niemand eine Karte gefordert habe, Beiersdorfer mit Verständnis für die aufgebrachten, aber noch im Rahmen befindlichen Reaktionen der Bremer Bank. Kahn votiert dafür, dass es keine Notbremse war. Es gibt auch noch andere Vergehen, für die man Rot erhält, das erwähnt Réthy allerdings erst nach Minuten des aufgeheizten Stimmungsfangs.

96′ Nachdem zunächst Bremen die ersten Minuten der Verlängerung im Griff hatte und auch zu Torraumszenen kam, schließt jetzt Hamburg zwei Mal aus guter Position ab. Einmal verlassen Trochowski die Kräfte oder die Technik und der Ball rutscht ihm über den Fuß, einmal pariert Wiese gut.

104′ Tziolis jetzt bei Bremen im Spiel, er kommt für Baumann. Hamburg ohne weitere Szenen nach vorne, meist rollt der Ball in Richtung Frank Rost.

Beginn 2. Verlängerung

108′ Bevor man mit den Gedanken schon beim Aufrechnen der Elfmeterschützen und deren Qualitäten ist, sollte man noch das aktuelle Spiel verfolgen: Naldo zeigt wieder seine Werkzeugfähigkeiten beim Freistoß und zwingt Rost zum Abklatschen. Kurz darauf Olic im Bremer Fünfmeterraum mit schwachem Abschluss.

111′ Wer sich an einer aktuellen Umfrage zur Berechtigung der Roten Karte für Jarolim beteiligen möchte, kann das hier tun und sieht, wie gespalten die Meinungen sind. Auf dem Platz Trochowski mit einem satten Schuss nur ganz knapp an Wieses Tor vorbei. Dessen Frisur war übrigens schon mehrfach gefordert.

115′ Ein paar Kommentare kamen nicht durch, sind jetzt unten nachgefügt.

117′ Die Partie ist seit knappen fünf Minuten im Elfmeterschießen-Erwartungszustand, was sich auch an den jetzt wieder lebendigeren Hamburger Fans zeigt. Bremer Ecke wird abgewehrt, der Hamburger Konterversuch verliert sich irgendwo im tiefen Geläuf des Stadions.

119′ Dicke Chance für Hamburg, Wiese kommt raus, klärt mit einer fulminanten Grätsche in einer Eins-zu-Eins-Situation.

Ende der Verlängerung

Jede Frage an Oliver Kahn muss per Gesetz immer mit einem Hinweis daran verbunden werden, wann und wie er vor wie langer Zeit mal etwas Vergleichbares erlebt hat. Allerdings ohne das Augenzwinkern, mit dem Delling solche Dinge Netzer fragt. Es geht aber hier um den Hamburger SV und Werder Bremen.

Elfmeterschießen beginnt. Findet vor der Hamburger Kurve statt, Wiese wird mit standesgemäßen Pfiffen empfangen. Mathijsen tritt für Hamburg an.

1:0 Mathijsen für Hamburg.

1:1 Pizarro für Bremen.

Boateng verschießt für Hamburg, Wiese hält.

1:2 für Bremen. Özil trifft.

Olic verschießt ebenfalls für Hamburg, Wiese hält.

1:3 Frings trifft gegen Rost mit viel Glück und doppelter Unterkante der Latte.

Jansen verschießt ebenfalls für Hamburg, unklar, ob Wiese oder der Pfosten rettet.

Werder Bremen gewinnt mit 4:2 n. E. und steht im Pokalfinale 2009.

Das ZDF zeigt Werbung, während Wiese wahrscheinlich gerade das Stadiondach hochklettert. Oder zumindest versucht, es abzureißen. Menschen im Affekt haben immer so etwas Animalisches.

Das Triple ist für den HSV dahin. Über die gesamte Spielzeit gesehen ein verdienter Bremer Sieg, mit einer besseren Phase der Hamburger in der zweiten Halbzeit. Bremen überlegend und kontrollierend, aber auch ohne den sonst üblichen Torrausch, wenn es einmal läuft.

Wiese rettet in der letzten Minute der Verlängerung stark und hält dann drei Strafstöße – Löw respektive Köpke werden dies und die auch ansonsten gute Leistung gesehen haben.

… und lässt ebenfalls den Reporter, angesprochen auf seine vermeintlichen Provokationen vor dem Spiel ein wenig auflaufen. „Ihr gehört doch auch dazu, ihr lebt doch davon! Das gehört doch zum Fußball dazu! Ihr fragt doch, weil ihr genau sowas hören wollt. Und wenn man es dann sagt, dann ist man der, der provoziert.“ – Könnte es sein, dass Wiese tatsächlich dieses Spielchen jetzt verstanden hat?

Fußballerisch durch das Elfmeterschießen und ausreichend Torszenen ein am Ende doch noch unterhaltsamer Abend, medial hingegen wieder eher enttäuschend. Die Jagd auf Thomas Schaaf bzw. dessen Reaktion hinterlassen gepaart mit Regeldiskussionen ohne vernünftige Aufklärung einen unschönen Beigeschmack. Für Bremen kann die Saison noch erfolgreich enden, Wiese sammelt Pluspunkte für die Nationalelf, Hamburg muss erstmal sein Lazarett wieder aufräumen, um die verbleibenden zwei Chancen zu nutzen. Vielen Dank an alle Mitleser, beim nächsten Mal klappt es auch mit der Aufstellung.

Guten Abend!

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Vorbericht

Im Eishockey eine Selbstverständlichkeit, bringt ein Thema zur Zeit alle Fußballinteressierten in Wallung: vier Mal in 19 Tagen duellieren sich Werder Bremen und der Hamburger SV – allerdings in drei verschiedenen Wettbewerben. Den Auftakt bildet vor den Partien in Uefa-Pokal und Bundesliga das Halbfinale im DFB-Pokal, das am Abend um 20.30 Uhr angepfiffen wird. Hanseatisches Heimrecht ist bei einer solchen Konstellation obligatorisch, man trifft sich heute in Hamburg.

Während der Hamburger SV seine Energien auf alle drei genannten Wettbewerbe aufteilen muss, heißt es für Werder Bremen, volles Augenmerk auf die beiden Pokalwettbewerbe zu richten: In der Liga ohne Chance, noch einen europäischen Wettbewerb zu erreichen, würde nur ein Titelgewinn die erneute Teilnahme am internationalen Fußball ermöglichen. Grundvoraussetzung, um den viel umworbenen Diego zu halten. Selbiges gilt im Falle von Claudio Pizarro, der mit Diego Garant dafür war, dass Bremen überhaupt in beiden Halbfinals steht.

Bremen muss sich die internationale Konkurrenzfähigkeit fürs nächste Jahr erst noch erkämpfen, dagegen ist der HSV auf dem Weg zu mindestens einem ersten Titel seit 22 Jahren. Seit eben diesem DFB-Pokal-Sieg im Jahre 1987 wurde kein Titel mehr gewonnen. In der Bundesliga allerdings schon so gut wie für einen internationalen Wettbewerb qualifiziert, gilt es nun, die dreifache Gelegenheit nicht verstreichen zu lassen, sich die Saison zu versüßen. HSV-Trainer Martin Jol wird nicht müde, abzuwiegeln, wenn vom möglichen „Triple“ die Rede ist, doch die Chancen auf zumindest einen Titel stehen nicht schlecht. „Die Konstanz in allen drei Wettbewerben haben uns die Hamburger in dieser Saison voraus“, gibt Klaus Allofs zu. Auch personelle Rückschläge wusste der HSV im bisherigen Saisonverlauf stets auszugleichen. Nicht zuletzt haben die Hamburger in dieser Partie den Heimvorteil auf ihrer Seite.

Eine heiße Derby-Atmosphäre auf dem Platz und im Publikum wird unvermeidlich sein. Die beiden Klubs pflegen eine langjährige und intensive Rivalität. Dass die Auswirkungen dieser Rivalität die Maße des Erträglichen nicht überschreiten, liegt unter Anderem an einem Ereignis, das den Tiefpunkt im Verhältnis der beiden Fangruppen darstellt: Dem Tod eines 16-jährigen Bremers im Jahre 1982, der an den Folgen eines Steinwurfs durch Hamburger Fans starb. Auf beiden Seiten – das gilt für Fans als auch Vereine – erkannte man die Notwendigkeit einer Schlichtung der nach diesem Vorfall extrem angespannten Situation. Beim deshalb anberaumten „Frieden von Scheeßel“ kam es schließlich zu einer Art Waffenstillstand. Dieser ist bis heute nur selten brüchig geworden und stellt mit seinem Erfolg die Keimzelle verschiedener Fanprojekte auch anderer Klubs dar. Unter den Anwesenden in Scheeßel neben Willi Lemke übrigens auch: Günter Netzer, in jenen Tagen Manager des HSV.

Im Vergleich zu den damaligen Ausmaßen ist die aktuelle Rivalität eher in Anführungszeichen zu sehen, trotz Anzeichen für eine neue Verhärtung der Fronten. Die Pfiffe gegen Tim Wiese nach dessen Kung-Fu-Tritt in einer Partie gegen den HSV und Wieses anschließende Rolle als Buhmann sind vielmehr übliche Derby-Folklore denn Anknüpfung an die Ausschreitungen der 1980er Jahre.

Ebenfalls Teil der Folklore im Vorfeld eines Derbies sind Interviews mit ehemaligen Spielern beider Vereine, wie Marco Bode und Sergej Barbarez oder solche mit zwei – in diesen Fällen nicht besonders – rivalisierenden Fans.

Die personellen Ausfälle auf beiden Seiten sind gering: Auf Bremer Seite fehlen Jensen und Hunt, beim HSV nur die ohnehin längerfristig Verletzten Atouba, Castelen und Reinhardt.

Wie immer im DFB-Pokal wird heute eine Entscheidung fallen. Der Abend könnte also zumindest so lang werden wie beim gestrigen Finaleinzug von Bayer Leverkusen. Wer Gegner der Leverkusener im Pokalfinale 2009 sein wird und wie dieses zweite Halbfinale verläuft, davon wird hier live ab 20h berichtet.

 

Ein Spiel wie ein Album der Dire Straits

20:17 Moin, herzlich willkommen zum Live-Blog von ZEIT ONLINE. Heute erstes Halbfinale im DFB-Pokal, dem Lieblingswettbewerb vieler Fußballfreunde. Wollen wir hoffen, dass es ein spannendes Match wird, vielleicht mit Verlängerung. Was natürlich keine Selbstverständlichkeit ist, wenn ein Erstligist zuhause gegen einen Zweitligisten spielt.

ARD bringt New Order im Trailer. Hat DJ Mehmet seine Finger im Spiel? #Blauer Montag

Für die Hardcore-Fans die Aufstellungen:

Lerverkusen

Adler – Kadlec, Haggui, Friedrich, Henrique – Rolfes, Kroos, Vidal, Renato Augusto – Kießling, Helmes

Mainz

Wache – Löw, Noveski, Svensson, Hoogland – Pekovic, Amri, Feulner, Neustädter, Karhan – Bancé.

catenaccio bloggt auch live.

12′ Die Mainzer beginnen ganz brav, verteidigen mit elf Spielern – und wenn sie den Ball erobern, schlagen sie einen langen Ball auf ihren Stürmer, den es manchmal gar nicht gibt. Sieht manchmal aus wie das Trainingsspiel Abwehr gegen Angriff, bei dem Abwehr keine andere Aufgabe hat als an den Ball zu kommen. Bevor Angriff den Ball zurückerhält. Bislang geht es gut.

20′ Erste gute Chance im Spiel. Dimo Wache kann einen zweifach abgefälschten Schuss abwehren, was schwer genug gewesen ist, Patrick Helmes schaltet schnell, aber der Winkel ist ungünstig, sodass sein Nachschuss fast an der Eckfahne endet – und es dennoch nur knapp vorbei ist. Gute, weil schnelle Reaktion Helmes‘.

27′ Bo Svensson gewinnt den Zorro-aus-der-Lindenstraße-look-alike-Award. In der letzten Folge, die ich gesehen habe, war Zorro noch dabei. Inzwischen, erfahre ich beim googeln, soll er sein Comeback gegeben haben. Weiß jemand mehr?

35′ Wie ich höre, soll T-Mobile wieder da sein. Aber so wie es aussieht scheint die ARD die Fußballübertragung nicht für diese Nachricht zu unterbrechen. War ihr ja immerhin drei Minuten in der Tagesschau wert. Von 40 Millionen Kunden in Deutschland war die Rede.

Halbzeit 0:0 Das Spiel ist wie eine Scheibe der Dire Straits: technisch anspruchsvoll, aber sterbenslangweilig. Die Mainzer verteidigen schulmäßig: gutes Verschieben in die Breite, richtige Abstände in der Tiefe, wach bei langen Bälle, reaktionsschnell auf kurze Bälle – alles sehr solide. Den Leverkusenern fällt nichts ein, spielen querquerquer, Flanke und Standard zählen wohl nicht zu ihren Mitteln. Immerhin bewahrt das Ergebnis die Spannung. Vielleicht sollte ich mir die nächsten 75 Minuten sparen und mich beim Elfmeterschießen wieder einklinken.

DJ Mehmet legt Justin Timberlake als Pausenmusik im Stadion auf.

55′ Mit AC/DC ist Leverkusen in die zweite Halbzeit geschickt worden, doch wie lange reicht dieser Push? Das Bemühen um Tempo ist Bayer anzusehen, aber Mainz gelingt es geschickt, Leverkusen nicht in die Gefahrzone vordringen zu lassen. #Autobahn zur Hölle

66′ In den verkürzten Tagesthemen in der Pause war übrigens erneut der Netzausfall von T-Mobile eine der Top-Meldungen. Gibts denn nichts anderes zu berichten? Ist das gut getarnte, weil unauffällig wirkende, Schleichwerbung?

75′ Wenigstens auf den Rängen ist was los. Die Mainzer Ultras machen mehr Krach als die Heimfans, denen man aber zugutehalten sollte, dass sie nicht pfeifen. Und sogar die Mainzer Mannschaft hat eben zwei Minuten lang versucht anzugreifen.

81′ Schusschance Vidal, Wache pariert, Nachschuss Rolfes an den Pfosten, Abseitstor Kießling – in drei Sekunden mehr Action als im Rest des Spiels.

82′ Tor für Leverkusen 1:0 Angelos Charisteas Der eingewechselte Joker staubt einen Abpraller Waches ab, der einen harten, unplatzierten Schuss Renato Augustos nicht unter Kontrolle bringt.

88′ Tor für Mainz 1:1 Aristide Bancé Das wird ordentlich Zoff geben! Mainz macht den überraschenden Ausgleich, während Charisteas verletzt im eigenen Strafraum liegt. Mainz spielt einfach weiter, Schiedsrichter Weiner pfeift nicht ab. Leverkusen verteidigt nicht ernsthaft, Adler protestiert mehr, als dass er sich aufs Torhüten konzentriert. Fair Play geht anders. Oder hat Charisteas simuliert?

Zwischenstand nach 90 Minuten 1:1 Die letzten 15 Minuten haben es in sich, weil die Mainzer Kraft nachgelassen hat. Bis dahin ein Spiel ohne Höhepunkte. Bin gespannt, ob die Charisteas-Situation Adrenalin reinbringt.

92′ Tor für Leverkusen 2:1 Arturo Vidal Das ging schnell. Wieder ein Abpraller, nach Kießlings Schuss aus sieben Metern. Vidal fliegt in den hohen Ball. Ob sich Mainz noch was einfallen lässt?

97′ Leverkusen jetzt mit dem Willen, das Spiel zu entscheiden. Kießling vergibt die Chance zum 3:1.

104′ Tor für Leverkusen 3:1 Simon Rolfes Im Anschluss an eine Ecke köpft Friedrich aufs Tor, und aus kurzer Distanz hält Rolfes den Fuß hin. Zuvor lenkte Wache einen Kopfball Friedrichs über die Latte.

117′ Tor für Leverkusen Michael Kadlec 4:1 Mainz gibt den Widerstand nun seit Minuten auf. Kadlec darf sich den Ball einfach durchs Abwehrzentrum legen und Wache ausspielen.

Endstand 4:1 nach Verlängerung 75 Minuten lang verteidigt Mainz schulmäßig und fair, Leverkusen fällt nichts ein, bleibt aber geduldig und konzentriert. Das Motto: steter Tropfen höhlt den Mainzer Stein. Gegen Ende wird der Druck höher, und Charisteas‘ Tor scheint die Entscheidung. Doch Mainz kommt mit seiner einzig guten Chance zum Ausgleich. Die Verlängerung verläuft extrem einseitig. Leverkusen fährt nach Berlin, Berlin, wie sie gerade von ihren Fans erfahren. DJ Mehmet beweist derweil mit „So ein Tag, so wunderschön wie heute“ postmoderne Ironie.

Morgen dann das Nord-Derby HSV gegen Werder. Ich werde im Volkspark sein, hier wird wohl ein anderer live bloggen.

Wenn man den Twitterern glaubt, haben wir allerdings ein historisches Spiel verpasst: Liverpool und Arsenal trennen sich 4:4. 4 Tore Arshavin.

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Vorbericht

In der Hinrunde bediente Bayer Leverkusen die Fußballliebhaber mit feinem, riskantem Spiel und galt bis zur 0:2-Heimniederlage gegen Bayern München Ende November als Mitfavorit auf den Titel. Noch immer spielt Bayer an guten Tagen, wie jüngst gegen Bremen und in Wolfsburg, schön, ist aber auf Rang 9 der Bundesliga abgerutscht. Die internationalen Plätze sind nur mit dem Fernglas zu erspähen, daher ist der DFB-Pokal der „Cup der letzten Hoffnung“ (in der SZ haben wir schon bessere Wortspiele gelesen).

Der Weg scheint frei, denn Bayer hat im ersten Halbfinale ein Heimspiel gegen einen Zweitligisten. Sollte der HSV morgen gegen Bremen gewinnen und sich im Mai für die Champions League qualifizieren, dürfte Leverkusen sogar das Finale verlieren. Und wäre dennoch für die Europa League qualifiziert, so heißt der Uefa-Pokal, der früher Messe-Pokal hieß, im nächsten Jahr. Im Exil Düsseldorf, wo Bayern seit der Rückrunde wegen Umbauarbeiten seine Heimspiele austrägt, gelang noch kein Bundesliga-Sieg. Aber vom Pokal-Viertelfinale, dem überaus ansehnlichen 4:2 gegen die Bayern, zehren die Fans noch heute. Die Vorzeichen stehen gut.

„Die glücklichen Umstände“, schreibt Philipp Selldorf (SZ), „machen aus Leverkusen aber keinen glücklichen Fußballklub.“ Denn der Abwärtstrend ernüchtert die Vereinsführung um Sportdirektor Rudi Völler und Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser zunehmend. Auch Trainer Bruno Labbadia, im Herbst noch als Tabellenführer gefeiert, kann sich internen Rügen nicht mehr entziehen. Man gewinnt den Eindruck, dass Holzhäuser seit Wochen von nichts anderem mehr spricht als vom „besten Kader, den Bayer je hatte“. Ein Wink mit dem Laternenpfahl. Extern hält sich die Kritik jedoch in Grenzen, „Labbadia hat das Glück“, fügt Selldorf an, „im ruhigen Leverkusen auf eine verhaltene öffentliche Meinung zu treffen und auf ein Publikum, das seinen Gefühlen weniger drastisch Ausdruck verleiht als etwa das in Köln, Schalke oder Stuttgart.“

Dem Gegner FSV Mainz 05 ergeht es ähnlich: gut spielen und verlieren. Am Anfang der Saison sah es so aus, als könnte Jörn Andersen den unersetzlich scheinenden Kulttrainer Jürgen Klopp ersetzen. In jüngster Zeit hingegen ist der Herbstmeister FSV auf Platz 3, den Relegationsrang, gefallen. Die letzten vier Heimspiele verliefen sieglos. Zudem wird Mainz seinen Spielmacher Markus Feulner in der kommenden Saison zu Klopps neuen Klub Borussia Dortmund ziehen lassen müssen. „Er ist seit langem eine der Stützen des Teams“, schreibt Uwe Marx in der FAZ. „Seine Eckbälle und Freistöße gelten als fußballerische Waffen.“ Außerdem erfahren wir, dass er sich von einer Dame in den Achtzigern Yoga beibringen lässt, um sich auf den Fußball einzustimmen. Den ganzheitlichen Ansatz verfolgt auch sein Klub, der heute mit einer Überraschung ins Pokalfinale einziehen will, um Mut für den Aufstiegskampf in die Bundesliga zu tanken.