Freiwillig hätte ich mir die Fahrradhose nie ausgesucht. Aber sie war Teil eines Polstertests und lag mit zwei weiteren in einem Karton: ein kurze, eine wadenlange – und ein Einteiler. Ein Body. Unpraktischer geht es nicht, und unvorteilhaft ist er noch dazu. Glaubte ich jedenfalls.
Bis zu dem Zeitpunkt hatte ich mich kaum mit Hosenpolstern beschäftigt. Die Fahrradhose sollte eines haben, nicht zu dünn sein, sich aber auch nicht nach Windel anfühlen und sie sollte vor allem passen. Aber Gerolf Meyer vom Pressedienst Fahrrad meint dazu: „Fahrradpolster werden häufig unterschätzt. Sie bilden die Kontaktfläche zwischen Fahrradsattel und Hinterteil und müssen jede Bewegung reibungsfrei mitmachen.“
Ist die Radhose also eine unterschätzte Größe beim Radfahren? Auf die Suche nach dem richtigen Sattel verwendet man Stunden, manchmal Tage. Man fährt ihn ausgiebig Probe, testet verschiedene Modelle und horcht stets auf die Reaktionen seines Hinterteils. Anscheinend muss man der Hose mehr Zeit schenken, um mehr Fahrkomfort zu erhalten.
Bei Vaude gibt es drei Kategorien von Hosenpolstern, und die setzt man je nach Länge der Fahrzeiten ein. Pro Carbon ist für lange Touren gedacht, die Radhose hat ein zwölf Millimeter dickes Sitzpolster aus drei unterschiedlich dichten Schaumstoffen. Advanced Cycling ist für mittlere Touren geeignet. Ihr Sitzpolster ist zehn Millimeter dick und besteht aus zwei unterschiedlich dichten Schaumstoffe. Für kürzere Touren reicht Active Cycling mit einem acht Millimeter dicken Sitzpolster, das aus einer Schaumstoffschicht besteht.
Die Einteilung nach Tourlänge ist üblich. So gehen auch andere Hosenhersteller wie Mavic, Pearl Izumi oder Shimano vor. Je nach Marke heißen die Polster nur anders. Bei Gore beispielsweise Ozon Lady, Power Lady oder Xenon Lady.
Für meine Mallorca-Reise hatte ich die drei Hosen eingepackt. Wir wollten Rennrad fahren, eine Woche lang, möglichst den ganzen Tag. Meinen Sattel habe ich mitgebracht, der ist eingefahren und komfortabel. Bereits beim bloßen Drucktest mit der Hand ist der Unterschied der Hosen spürbar. Das einlagige Active-Polster lässt sich zwischen Daumen und Zeigefinger leicht zusammendrücken. Dagegen trifft man beim Pro-Carbon-Polster, selbst wenn man Daumen und Zeigefinger kräftig zusammendrückt, kaum die gegenüberliegende Fingerkuppe.
Am ersten Tag wählte ich den Einteiler für mittlere Touren. Am Abend ging es meinem Hintern prima. Im Gegensatz zu den Waden und meiner rechten Schulter hätte mein Hinterteil noch ewig weiterfahren können. Das ergeht mir in meiner aktuellen Markenhose anders.
Nach der guten Erfahrung bleibe ich die Woche über bei dem Einteiler. Fünf Tage fahre ich mit der Hose, von etwa morgens zehn bis abends sieben im Sattel (von den Pausen abgesehen). Er ist mein neues Lieblingsstück, wegen des Polsters – aber auch, weil er so gut sitzt.
Die beiden anderen Hosen habe ich später zu Hause getestet. Die kurze Pro Pants für die Langstrecke ist zwar noch komfortabler am Po, aber sitzt bei mir nicht so gut am Bein wie die beiden anderen – obwohl es dieselbe Größe ist.
Mein Fazit: Nicht nur auf den Sattel, sondern auch auf das Polster kommt es an. Es lohnt sich zu prüfen, wie die Hose sitzt und das Polster wirkt. Vor allem wenn man länger unterwegs ist, sind das Faktoren, die über Freude oder Frust entscheiden. Bei kurzen Ausfahrten werden die meisten auch mit einem dünnen Sitzpolster zurechtkommen.