Lastenräder sind perfekt zum Teilen. In Köln hat es der Verein „wie leben wir“ vorgemacht. Sie haben ein Lastenrad gekauft und wechselnde Verleihstationen organisiert, die Kasimir kostenlos für ein bis drei Tage aushändigen – ich habe im Herbst vergangenen Jahres schon einmal darüber berichtet. In Köln ist Kasimir ständig unterwegs.
Das System trifft den Zeitgeist. Jetzt wird Kasimir auch in anderen Städten kopiert: Dortmund hat einen Rudolf, Graz hat das Lastenrad Graz, München hat einen Daniel und Köln hat mit Konstanze und dem Rothehausrad gleich zweimal Zuwachs bekommen. Auch in Hamburg, Hannover, Oldenburg, Regensburg, Erlangen und Königsbrunn bei Augsburg wollen Initiativen und Fahrradclubs Lastenräder zum Teilen anschaffen. Inzwischen gibt es hier ein Wiki, das grundsätzliche Fragen beantwortet.
Was besonders reizvoll ist: Der Aufwand ist überschaubar, der große Effekt groß. Thomas Schmidt vom ADFC München ist von der Resonanz begeistert. Im Mai haben die Münchner das Rad bekommen, Anfang Juni war es bereits für die kommenden zwei Monate ausgebucht. Ein Großelternpaar habe seine Enkel damit zur Radtour ausgeführt. „Die beiden waren völlig begeistert, und fragten zaghaft nach, ob sie es noch mal ausleihen dürften“, erzählt Schmidt. Auf jeden Fall, lautete seine Antwort. Daniel sei ein freies Lastenrad, die Münchner bestimmten, was mit ihm passiere.
In der Regel sind die Lastenräder ein bis zwei Tage mit einem Mieter unterwegs. Demnächst leiht sich ein Kindergarten das Rad sogar für zwei Wochen aus. Die Idee ist, dass die Eltern es nach einigen Stunden Testfahrt weiterreichen und möglichst viele Familien Gelegenheit haben, es auszuprobieren.
Lastenräder für Kunden
Lastenräder können viel mehr transportieren, als man ihnen zutraut. In München, erzählt Schmidt, würden manche Radler sogar Teile ihres Umzugs damit stemmen. Auch Unternehmen entdecken die Lastenräder für ihre Kunden. Im Sommer eröffnete etwa die schwedische Kette in Hamburg-Altona eine Filiale mitten in der Fußgängerzone. Ein Novum, eigentlich zieht es das Möbelhaus an den Stadtrand. Ikea erwartete, dass jeder zweite Kunde mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder mit dem Fahrrad zum Einkaufen kommen wird.
Um den fehlenden Stauraum zu ersetzen hat Ikea kreative Alternativen für den Transport von Billy und Co. entwickelt. Neben den üblichen Transportern, Carsharing- und Möbeltaxi-Angeboten können die Kunden dort Sackkarren borgen, faltbare Fahrradanhänger, aber eben auch ein Fahrrad oder ein Lastenrad ausleihen. Für größere Möbel stehen Fahrradkuriere bereit, die mit E-Lastenfahrrädern unterwegs sind, die sogar eine Europalette fassen können. Teilweise lässt sich auch noch zusätzlich ein Anhänger ausleihen. Was für uns in Deutschland noch exotisch klingen mag, ist übrigens im niederländischen Groningen bei Ikea längst gängige Praxis.