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London baut Fahrrad-Highways im Zentrum

 

© Transport for London
© Transport for London

Ob ein schwimmender Radweg auf der Themse oder Radwege über den Trassen der Nahverkehrszüge: London ist immer wieder mit spektakulären Radwegeplänen in den Medien. Ein viel diskutiertes Projekt kann nun bald real werden. Die für den Londoner Verkehr zuständige Dachorganisation, Transport for London, hat den ehrgeizigen Plänen von Bürgermeister Boris Johnson zugestimmt. Jetzt bekommt Englands Metropole zwei sogenannte Fahrrad-Highways, die durchs Zentrum der Stadt führen. Außerdem will ein Architekturbüro stillgelegte Tunnel der U-Bahn in Radwege umwandeln.

Ein Fahrrad-Highway soll von Ost nach West durch Londons Zentrum führen, der andere von Nord nach Süd. Geplant sind Radwege mit einer Breite von drei Metern. Sofern keine Klagen eingereicht werden, kann der Bau schon im Frühjahr beginnen und im kommenden Jahr abgeschlossen werden.

Das Konzept wurde über Monate diskutiert. Zunächst sollten einige Straßen nur für den Radfahrer befahrbar sein; das sorgte für massive Kritik. Schließlich wurde das Konzept geändert: Ein Teil der bestehenden Pkw-Spuren wird zwar für den Radverkehr umgewidmet, aber stets sollen Auto- und Radverkehr nebeneinander her fließen. So wie in den Fahrrad-Mekkas Niederlande und Kopenhagen üblich: klar voneinander getrennt.

© Transport for London
© Transport for London

Insgesamt sollen die beiden Radwege etwa 29 Kilometer lang werden. Damit setzt London ein klares politisches Zeichen: Radfahren ist eine Alternative im Verkehrsmittel-Mix für Metropolen. Es entlastet die Straßen, senkt den Lärmpegel und reduziert den Smog.

Für viele klingt das Vorhaben immer noch wie ein roter Teppich für Radfahrer. Doch es ist weder ein Geschenk an die Wählerschaft noch ein Prestigeprojekt, mit dem man sich selbst ein Denkmal setzt. Transport for London (TfL) rechnet damit, dass der Verkehr im Zentrum der Metropole bis 2031 um bis zu 60 Prozent zunehmen dürfte. Die Stadt braucht also dringend Alternativen, um die Zahl der privaten Pkw im Zentrum zu reduzieren.

Radfahren im Untergrund

Ein weiteres Radwegekonzept für London ist in der Stadt ebenfalls zum Gesprächsthema geworden. Nach dem Radweg auf Stelzen und dem schwimmenden Radweg, die noch auf ihre Machbarkeit geprüft werden, haben die Architekten des international arbeitenden Büros Gensler jetzt ein weiteres ungewöhnliches Konzept vorgelegt: Sie wollen das Radfahren zum Teil in den Untergrund verlegen.

Die Idee ist, die stillgelegten Tunnel der U-Bahn, der Tube, zu Radwegen umzugestalten. „London Underline“ nennen die Architekten ihr Konzept und haben damit kürzlich einen Preis bei dem Stadtplanungswettbewerb London Planning Awards gewonnen.

Grundsätzlich ist die Idee nicht völlig abwegig. In Hamburg wird der alte Elbtunnel täglich von Fußgängern und Radfahrern genutzt, die zwischen City und Hafen pendeln. Er wurde 1911 eröffnet, um den Verkehr auf der Elbe in den Griff zu bekommen.

Allerdings ist seine Länge mit rund 430 Metern überschaubar und birgt mit seinen alten Holzfahrstühlen und der gekachelten Röhre auch einen besonderen Charme. Ob Radfahren über lange Strecken in Tunneln attraktiv ist, hängt von den Bedingungen ab, die dort herrschen. Wenn die Röhren gut belüftet und beleuchtet sind, kann das durchaus Spaß machen. Schließlich ist es dort windstill und trocken, und Radfahrer haben stets freie Fahrt.

© Reidl
Lucan-Tunnel in Kroatien © Reidl

Auf einer Fahrradreise von Triest nach Rovinj sind wir auf dem Bahntrassenradweg Parenzana durch den 544 Meter langen Lucan-Tunnel gefahren. Das war bei der Hitze im Sommer komfortabel. An dem Tag wären wir gerne noch länger durch die gemauerte Röhre gefahren.

So stellen sich die Architekten die Tunnel für Radfahrer und Fußgänger vor: