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Volvo bringt Radfahrer zum Leuchten

 

Der schwedische Autobauer Volvo hat ein klares Ziel: Er will Autos entwickeln, die keine Unfälle mehr bauen. Das bekräftigte Volvo-Vizepräsident Klas Bendrik im Dezember im Gespräch mit dem Magazin Radmarkt. Diese Vision hat mitunter seltsame Folgen für Radfahrer.

Bis 2020 soll niemand mehr durch einen Unfall mit einem Volvo-Fahrzeug sterben, das ist das Ziel von Volvo. Da Radfahren im Trend liegt, will der Autohersteller nicht nur seine eigenen Produkte besser ausstatten, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer, hieß es vor einigen Wochen im Magazin Wired. Bereits Anfang des Jahres hat Volvo ein Sicherheitssystem vorgestellt, das künftig Zusammenstöße zwischen Autos und Radfahrern verhindern soll (ZEIT ONLINE berichtete). Das Herzstück des Systems ist ein smarter Radhelm, der mit den Fahrzeugen in seiner Umgebung vernetzt ist und vor Kollisionen warnt.

Jetzt bringt der Autohersteller ein Spray auf den Markt, das Radfahrer nebst Fahrzeug nachts temporär in Leuchtkörper verwandelt.

Die Idee: Radfahrer sprühen sich und ihr Fahrrad mit LifePaint flächendeckend ein. Tagsüber liege es unsichtbar über Kleidung und Rahmen, nachts reflektiere es stark weiß, so Volvo. Dadurch sollen Radfahrer für Autofahrer besser sichtbar sein, Unfälle sollen so vermieden werden.

Laut Volvo hält das auf Wasser basierende Spray problemlos auf Kleidung, Helmen, Schuhen und Hundeleinen, ohne aber die Gegenstände zu beschädigen. Die LifePaint-Schicht soll gut eine Woche halten. Derzeit wird in England untersucht, wie gut das Spray bei Kunden ankommt. Sechs Radläden in Kent und London bieten es aktuell an.

„Der beste Weg, einen Unfall zu überleben, ist, ihn zu vermeiden“, heißt der Schlusssatz des obigen Firmenvideos. Dem ist nichts hinzuzufügen. Aber müssen Radfahrer, um am Leben zu bleiben, wirklich zu Leuchtkörpern mutieren?

Die Volvo-Entwickler übersehen einen wichtigen Punkt. Moderne Räder sind in der Regel mit so guten Lichtsystemen und Reflektoren versehen, dass sie durchaus gesehen werden können. Reflektierende Fahrradlacke, Warnwesten und Bänder gibt es bereits zu genüge. Wer hier Bedarf hat, kann sich gut ausstaffieren. Volvo vergisst, dass die Ursachen für Unfälle zwischen Rad- und Autofahrern tiefer liegen. Die beste Beleuchtung nutzt wenig, wenn die Infrastruktur das Sehen und Gesehenwerden von Verkehrsteilnehmern verhindert oder wenn schlechte Infrastruktur und zugestellte Radwege die Radfahrer auf Wege zwingen, die für sie nicht vorgesehen sind.

Sicheres Radfahren im Jahr 2020 heißt sicherlich nicht: Radfahrer, werdet zu Leuchtkäfern! Da machen es sich Autohersteller wie -fahrer zu einfach.