Viele Frauen fahren ebenso gut und gerne Rennrad wie Männer. Dennoch sind in gemischten Rennradgruppen meistens mehr Männer unterwegs; Frauen fällt der Einstieg ins Rennradfahren oft schwerer. Rapha und Specialized bieten deshalb spezielle Ausfahrten für Einsteigerinnen an – eine gute Idee.
Seit einem Jahr lädt Cecilia Farias Marchant an jedem zweiten Samstag im Monat Frauen aus Hamburg zur Rennradtour ein. Sie ist eine von acht Fahrradbotschafterinnen, die in Deutschland und Österreich für Specialized unterwegs sind. Je nach Wetterlage kommen zwischen 5 und 15 Frauen zu den Ausfahrten, die am Concept-Store des Fahrradherstellers in Hamburg starten.
Dort hat Marchant einige Rennräder im Lager, die sie verleihen kann. Damit macht sie es Einsteigerinnen leicht – denn für Frauen ist die Auswahl an Leihrädern, auf die sie für einen Test privat zurückgreifen können, häufig kleiner als für Männer. Der Kreis von Rennradfahrerinnen ist in der Regel bedeutend kleiner als der von Rennradfahrern. In meinem Freundeskreis sind im Umkreis von 20 Kilometern keine Rennradfahrerinnen. Männer dagegen kenne ich viele. Die sind allerdings alle größer als ich, auf ihren Rädern könnte ich nicht fahren.
So ergehe es vielen Frauen, sagt Cecilia Marchant. Die meisten Interessierten, die an ihrer Ausfahrt teilnehmen, haben ihr Rad von ihrem Mann oder Freund geliehen oder geschenkt bekommen. „In der Hoffnung auf ein gemeinsames Hobby“, sagt sie. Die Idee ist gut, nur an der Umsetzung hapert es manchmal. Für die Frauen, die bei ihr vorfahren, endete das Vorhaben meist nach ein paar gemeinsamen Ausfahrten. Zwar hätten die Anfängerinnen grundsätzlich Spaß am Rennradfahren, stellt Marchant fest, aber nicht unbedingt Lust, mit ihrem Partner unterwegs zu sein. Die Begründung ist ein Klassiker: Die Männer führen zu schnell, hätten wenig Geduld, erklärten wenig oder nähmen wenig Rücksicht auf die Frauen.
Solche Erfahrungen sind natürlich sehr individuell. Generell kann man sagen, dass häufig verschiedene Vorstellungen, Leistungsunterschiede oder unterschiedliche Ausstattungen aufeinanderprallen und so auf beiden Seiten den Fahrspaß mindern.
Deshalb ist es gut, dass es die Ausfahrten für Frauen gibt. Einsteigerinnen – aber auch Wiedereinsteigerinnen – fällt es in diesen Gruppen häufig leichter. In der Runde ist es für sie einfacher, über typische Bedenken zu sprechen: etwa über die erste Ausfahrt mit Klickpedalen oder später über ihren Respekt vor der ersten 100-Kilometer-Tour.
Die Frauen machten einander Mut und unterstützten sich gegenseitig, stellt Cecilia Marchant fest. Und: „Die meisten Frauen sind nicht wettkampfgetrieben.“ Bei Männern sei das oftmals anders.
Die Gruppe zieht mit
Specialized und auch der Bekleidungshersteller Rapha gehen davon aus, dass Frauen ebenso gut, gerne und viel Rad fahren können wie Männer. Ihnen wird nur der Einstieg schwerer gemacht.
In diesem Monat veranstaltet Specialized den sogenannten Women’s Ride Month. Den ganzen Monat über bieten die Vertragshändler in ganz Deutschland geführte Touren von Frauen für Frauen an – egal ob auf dem Rennrad, dem Mountainbike oder auch dem Citybike.
Morgen beginnt in München um 10 Uhr der sogenannte Bike & Soul Day. Auf dem Programm stehen unter anderem eine 30-Kilometer-Ausfahrt, Yoga und Bikefitting.
Gemeinsame Ausfahrten mit Gleichgesinnten machen Spaß. Dabei schafft man schnell Distanzen, die man sich alleine nicht zutrauen würde, weil die Gruppe einen mitzieht. Rapha veranstaltet am 26. Juli wieder einen Women’s 100. An diesem Tag kann man gemeinsam mit Tausenden Frauen auf der ganzen Welt 100 Kilometer weit fahren. Man kann entweder alleine unterwegs sein oder sich einer der organisierten Touren in der jeweiligen Region anschließen. Die Angebote findet man über Facebook. Im vergangenen Jahr nahmen weltweit rund 8.000 Frauen an dem Event teil. Dieses Jahr will Rapha versuchen, die Zahl zu verdoppeln. Zurzeit liegt die Zahl der Anmeldungen bei rund 5.000. Weitere Infos gibt es hier.