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Städter entdecken das Lastenrad

 

Städter entdecken das Lastenrad
© LastenVelo Freiburg

Gewerbliche Paketzusteller beginnen damit, das Lastenrad als Alternative zum Auto zu nutzen: Das Logistikunternehmen UPS (United Parcel Service) testet zurzeit mit mobilen Paketdepots ein nachhaltiges Lieferkonzept in Hamburg. Aber auch Privatleute sehen zunehmend ein Lastenrad als adäquaten Autoersatz. Für sie ist das Prinzip „Teilen statt besitzen“ sinnvoll.

Das zeigt sich eindrucksvoll bei den freien Lastenrädern, die sich seit einiger Zeit in Deutschland langsam, aber stetig verbreiten. Rund drei Dutzend von ihnen rollen bereits durch verschiedene Städte oder sollen demnächst angeschafft werden. Sie heißen Fridolin, Daniel oder Hannah – für viele von ihnen war Kasimir das Vorbild.

Sieben Privatleute in Köln haben Kasimir im Frühjahr 2013 mithilfe von Sponsorengeld angeschafft. Sie wollten mit dem Lastenrad eine Alternative zum motorisierten Autoverkehr anbieten. Man darf Kasimir kostenlos ausleihen, aber eine kleine Spende ist willkommen. Alle zwei bis drei Wochen wechselt er seinen Standort. Mal steht er vor einem Geschäft, mal vor Cafés oder auch bei Privatpersonen. Wer ihn beherbergt, organisiert ehrenamtlich den Verleih. Die Idee ist, dass möglichst viele Menschen Kasimir testen.

Auch in Nürnberg ist kürzlich ein Lastenradverleih gestartet: Das offene Transportmittel Fridolin steht gratis zur Verfügung. In München versuchen derweil Thomas Schmidt und Raphael Draeger, zehn freie Lastenräder in die Stadt zu holen. Sie sammeln über Crowdfunding Geld, 18.500 Euro brauchen sie. Ihr Ziel ist, dass jeder Münchner im Umkreis von drei Kilometern ein Lastenrad ausleihen kann. Der Ansatz ist gut, aber so richtig scheint ihr Video die Zielgruppe nicht anzusprechen: Bislang haben die beiden erst 5.700 Euro zusammenbekommen. 8.500 Euro brauchen sie, um die Fundingschwelle überhaupt zu erreichen.

Da hatten drei Freiburger mehr Glück. Robert Schneider, Philip Holderried und Johannes Schmid haben ebenfalls über Crowdfunding fünf Lastenräder für Freiburg finanziert. Am kommenden Samstag eröffnen sie in der Stadt den kostenlosen Lastenradverleih LastenVelo Freiburg. Wer sich registriert, kann die Fahrräder gratis ausleihen. Jeder Nutzer erhält einen elektronischen Schlüssel, um die Schlösser der Lastenfahrräder zu entriegeln.

Anders als in Köln gibt es in Freiburg keine festen Stellplätze auf Zeit. Die Räder können überall abgestellt und abgeholt werden, wo man Fahrräder parken darf. Jedes Lastenfahrrad ist mit einem Bordcomputer ausgerüstet, der die GPS-Position übermittelt. Sie lässt sich online abrufen.

Außerdem findet am 20. Juni das erste Forum freie Lastenräder in Köln statt. Die Initiatoren von ​Kasimir, das Rothehausrad Köln, der Asta der Universität sowie das Projekt daniel – dein Lastenrad für München haben das Forum ins Leben gerufen; die Veranstalter erwarten Teilnehmer aus ganz Europa.

Sie wollen die verschiedenen Initiativen, die ein freies Lastenradprojekt gestartet haben oder aktuell eines planen, besser vernetzen und den Wissenstransfer verbessern. Dazu werden an diesem Tag Workshops und Vorträge angeboten, die das nötige Know-how vermitteln: Marketing, Versicherung, Finanzierung, Organisation. Weitere Informationen findet man hier im Wiki für freie Lastenräder.

Lastenräder im Wirtschaftsverkehr

Das Projekt Ich ersetze ein Auto des Instituts für Verkehrsforschung am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt hat vor zwei Jahren eindrucksvoll gezeigt, dass elektrische Lastenräder auch im Wirtschaftsverkehr eine wichtige Rolle spielen können. Seit Anfang des Jahres testen Hamburg und UPS ein ähnliches Modell in der Citylogistik.

UPS stellt an bis zu vier zentralen Standorten in der Hansestadt Container als Zwischenlager auf. Von hier aus werden die Pakete zugestellt – zu Fuß, mit Fahrrad oder Lastenrad, mit und ohne Motor. Der Paketdienst will damit zum einen seine Autofahrten in der Stadt reduzieren und zum anderen die Emission senken.

Ein ähnlicher Modellversuch mit einem Lagercontainer im Stadtzentrum in der Nähe des Rathauses lief bereits 2012 erfolgreich. Das jetzige Projekt soll zeigen, ob so ein Konzept auch für größere Einzugsbereiche funktioniert.