Würden Sie Ihr Ersatz-Fahrrad vermieten, wenn Sie es selten nutzen? In Dänemark will demnächst das Start-up AirDonkey für ein Verleih-Kit Geld sammeln, mit dem jedes beliebige Rad dank weniger Handgriffe zum Mietrad wird. Die Ziele der Erfinder sind ehrgeizig: Sie wollen ein Mix aus Uber und Airbnb werden und das schaffen, woran einige Politiker scheitern: mehr Menschen aufs Rad bringen.
Die Gründer von AirDonkey möchten erreichen, dass Pendler, Touristen und Stadtbewohner eher auf ein Fahrrad steigen als in ein Auto. So wird es jedenfalls sinngemäß in ihrem Video dargestellt. Dazu muss aber jedermann jederzeit Zugriff auf ein Fahrrad haben. Dieses Problem will AirDonkey mit spezieller Technik lösen.
Mit einem besonderen Rückrad-Schloss, einem Aufkleber, einem Infoschild für den Lenker und einer Smartphone-App wird das selten genutzte Rad zum Mietrad. Der große Aufkleber soll aufs Mietrad aufmerksam machen, das Schild erklärt, wie das Mietsystem funktioniert. Gebucht und gezahlt wird über die App, mit deren Hilfe der Nutzer auch das Schloss öffnet. Den Mietpreis legt der Vermieter selbst fest. Empfohlen wird eine Tagesmiete von zehn Euro. Damit hat der Fahrradanbieter den Preis des Starter-Kits (wahrscheinlich 80 Euro) schnell wieder drin.
Den Ort oder das Viertel, wo das Rad zu finden und wieder abgestellt werden kann, bestimmt der Vermieter. Damit sich das Konzept lohnt und Radfahrer AirDonkey verlässlich nutzen können, muss natürlich eine ausreichende Anzahl an Rädern bei AirDonkey registriert sein.
In Berlin hat Upperbike vor rund einem Jahr ebenfalls einen privaten Fahrradverleih gestartet. Auch dort stellen Radfahrer ihre wenig genutzten Räder Fremden zur Verfügung. Man kann die Räder allerdings nicht per App mieten, sondern erledigt das über die Website. Typische Upperbike-Kunden sind Touristen, aber auch die Stadtbewohner. Erstere mieten Stadträder, letztere spezielle Fahrzeuge für den Lastentransport, eine Radtour oder einen Anhänger.
Zurzeit wird Upperbike vor allem in Berlin genutzt, dann folgen Hamburg und Wien. Upperbike-Gründer Felix Möller ist mit der Saison zufrieden. „Die Zahl der Teilnehmer steigt, aber vierstellig sind wir noch nicht“, sagt er. Beschwerden über den Zustand der Räder vor oder nach der Ausleihe gab es bei ihm noch nicht.
Bei Upperbike ahnt niemand, dass der Fahrer mit einem geliehenen Fahrrad unterwegs ist. Nutzen die Vermieter das AirDonkey-Set, verbreitet sich die Idee des privaten Fahrradverleihs möglicherweise stärker.
Grundsätzlich finde ich die Idee reizvoll, schließlich gibt es nicht in jeder Stadt ein Leihradsystem. AirDonkey trifft perfekt den Zeitgeist: teilen statt besitzen; einfache, selbsterklärende Technik zum Ausleihen; direkter Zugang und das bei DEM absoluten Trend: Radfahren in der Stadt. Wenn dann noch die Artenvielfalt vom Kinder- bis zum Lastenrad reicht, wächst die Zielgruppe möglicherweise schnell. Ein Lastenrad mit Elektroantrieb würde ich selbst gern regelmäßig ausleihen.
Doch würde ich auch ein Rad zum Verleih an den Straßenrand stellen? Mir sind bereits einige Räder gestohlen worden, deshalb lasse ich ungern Räder auf der Straße stehen, ohne sie gut abzuschließen. Und da erscheint mir das AirDonkey-Schloss recht schlicht. Aber in den Verleih geht schließlich nicht das Lieblingsrad, sondern das, das nicht genutzt wird.
In Kopenhagen haben die Macher AirDonkey nach eigenen Angaben erfolgreich getestet. Ich bin gespannt, wann ich das erste AirDonkey-Rad in Deutschland auf der Straße sehe.