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Geschummelter Windstrom-Boom in China

 

Immer wieder meldet die Windkraftbranche aus China imposante Zahlen: Inzwischen ist das Land der größte Windmarkt der Welt und hat sogar die USA überholt: Ende 2010 waren Windräder mit knapp 42.300 Megawatt Leistung installiert, so der Global Wind Energy Council. Allein in diesem Jahr soll der Markt noch einmal um rund 15.000 bis 18.000 Megawatt wachsen. Zum Vergleich: In Deutschland waren Mitte dieses Jahres Windräder mit einer Leistung von knapp 29.000 Megawatt am Netz.

Und genau die Wörter „am Netz“ machen den entscheidenden Unterschied. Das Deutsch-Chinesische Energiebüro aus Hamburg macht auf ein großes Problem aufmerksam: Denn mehr als die Hälfte des produzierten Windstroms in China wurde allein im Jahr 2009 nicht in das Netz eingespeist, „verpuffte“ also, meldete die China Daily. Nach Angaben des Energiebüros wurde 2009 ein Viertel der installierten Windkraftkapazitäten überhaupt nicht genutzt.

Die Gründe dafür sind vielfältig. Sicherlich, vor allem kommt der Netzausbau nicht hinterher, genauso wenig auch die technischen Standards von Windrädern. Vor allem aber gibt es auch Systemfehler: Es gibt zwar eine Art Erneuerbare-Energien-Gesetz in China, mit einem Einspeisevorrang für Ökostrom. Aber die Netze sind oft in der Hand von örtlichen Stromkonzernen, die natürlich auch ihre Kohlekraftwerke ausgelastet sehen wollen. Gerade den Stromnetzbetreibern fehlt es zudem an Anreizen, Windenergie in ihr Netz aufzunehmen.

„Due to a lack of incentives, Chinese grid companies have been reluctant to accept large amounts of wind power into their systems. However, they have recently reached an agreement to connect 80 GW of wind power by 2015 and 150 GW by 2020. According to figures by the State Grid, at the end of 2010, 40 billion RMB (EUR 4.5 bn / USD 6.1 bn) had been invested to facilitate wind power integration into the national power grid.“ (Global Wind Energy Council)

Und so gibt es in China ganz ähnliche Probleme mit der Energiewende wie in Deutschland.