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Big Oil wehrt sich gegen Divestment

 

Es ist eine weltweite Bewegung, die so langsam auch nach Deutschland kommt: die Divestment-Kampagne. Die Idee ist simpel. Anleger entziehen Unternehmen, die in fossile Energien investieren, gezielt ihr Vermögen. Zugleich fordern die Anhänger der Bewegung, klimaschädigende Investments mit öffentlichen Geldern zu beenden; das Geld soll stattdessen in den Ausbau der Erneuerbaren investiert werden.

Prominentes Beispiel waren jüngst die Rockefeller-Erben: Die legendäre Familie, reich geworden mit Erdöl, gab bekannt, dass sich ihr 870 Millionen Dollar schwerer Investmentfonds von Beteiligungen an fossilen Firmen trennt. Auch Universitäten in den USA, die in der Regel über ein Kapitalvermögen verfügen, Städte wie Seattle oder San Francisco, der norwegische Pensionsfonds oder die niederländische Rabobank, gar die Kirche von England wollen fossil free werden. (Die Universität Harvard, mit einem Anlagevermögen von rund 33 Milliarden Dollar ein relevanter Akteur, weigert sich dagegen beharrlich, obwohl es zahlreiche Initiativen gibt, die Harvard zum Kurswechsel bewegen wollen).

Jetzt wird das Thema auch in Europa groß. Vergangene Woche gab die Fossil-Free-Bewegung bekannt, dass die Universität von Glasgow ihr Anlagevermögen – rund 128 Millionen Pfund – künftig ökologisch und ethisch anlegen will. Es ist die erste europäische Universität, die sich dazu entscheidet. Zurzeit hat sie rund 19 Millionen Pfund in Ölfirmen angelegt. Monatelang hatten sich  Studenten dafür engagiert, dass die Uni einen Strategieschwenk hinlegt. David Newall, der Verwaltungssekretär der University of Glasgow, musste schließlich bekannt geben: „Die Universität erkennt die verheerenden Folgen an, die der Klimawandel für unsere Erde haben könnte, und räumt ein, dass es für die Welt notwendig ist, die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern.“ In den kommenden Jahren werde die Uni nicht nur ihre Ölinvestments zurückfahren, sondern selbst auch an der Reduzierung der CO2-Emissionen arbeiten.

Auch in Deutschland gibt es Versuche, öffentliche Gelder umzuschichten. An der Universität Münster machen sich etwa Studenten stark, allerdings hat die Uni laut Fossil Free „nur“ 1,3 Millionen Euro Anlagevermögen, das sie korrekt investieren kann. Die deutschen Initiatoren machen sich daher vor allem dafür stark, dass Kommunen deinvestieren. Keine schönen Aussichten etwa für RWE: Der Kohlestromproduzent ist vor allem in der Hand von kommunalen Stadtwerken.

Und was machen die Entliebten? ExxonMobil, einer der weltgrößten Erdölkonzerne, hat sich jetzt ausführlich zum Thema Divestment geäußert. Die abgezogenen Investments scheinen also die Manager in der Firmenzentrale im texanischen Houston umzutreiben. ExxonMobil schreibt in seinem Firmenblog, dass Divestment eine Bewegung sei „that is out of step with reality“. Salopp gesagt: eine Schwachsinns-Idee.

Der Erdölkonzern ist übrigens entstanden aus dem John D. Rockefellers Standard Oil Trust. Siehe oben.