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Flüchtlinge

Alleingelassen in Hamburg-Eidelstedt

Am Sonntagabend brachte die Bundeswehr etwa 200 Flüchtlinge in Hallen eines ehemaligen Baumarkts. Wer für ihre Versorgung zuständig ist, blieb erst mal unklar.

„Stadt HH überlässt Flüchtlinge in Eidelstedt sich selbst. Nur die Ehrenamtlichen sorgen vor Ort für das Nötigste“, hatte Zaklin Nastiç am Sonntagabend getwittert. Erst spät in der Nacht war die Linke-Politikerin, die in Eimsbüttel in der Bezirksversammlung sitzt, aus der Halle des ehemaligen Praktiker-Baumarktes zurück nach Hause gekommen. Gemeinsam mit Bundeswehrsoldaten und Ehrenamtlichen hatte sie dabei geholfen, die Ankunft der etwa 200 Flüchtlinge in Eidelstedt zu organisieren. Weiter„Alleingelassen in Hamburg-Eidelstedt“

 

Die Revolution, eine Baustelle

Unverträglich, aber nicht unerträglich: die Rote Flora wird umgebaut

Die Rote Flora, ein muffiges Loch, in dem schwarz gewandete Linksradikale in grimmigen Vollversammlungen ihre Wursthaarköpfe zusammenstecken? Think again! Seit Mitte Juni präsentiert sich Hamburgs bekannteste Problemimmobilie mit neuen, kundenfreundlichen Angeboten: Ein neues Treppenhaus, neue Toiletten und eine grundsanierte „Vokü“ (Volxküche) zeugen vom Sanierungseifer der Besetzer. Weiße Wände, lichte Räume, ein „Gefahrengebiet“-Wandmosaik, Steinchen für Steinchen von zarter Autonomenhand gelegt. Für die kommenden Monate haben die Flora-Aktivisten eine „Sommerbaustelle“ angekündigt. Mit einer Ausstellung zur Geschichte des Hauses und seiner Umbauten werben sie um die Gunst des Publikums. Man wolle sich wieder mehr dem Stadtteil öffnen, heißt es. Weiter„Die Revolution, eine Baustelle“

 

Ach, die „Szene“

Ein paar mutige Hamburger übernehmen das Stadtmagazin „Szene Hamburg“. Sie könnten aus der Insolvenz eine Lehre ziehen.

Als die Szene Hamburg Anfang März Insolvenz anmelden musste, verursachte das nur ein paar nüchterne Meldungen – kaum einer weinte der alten Dame hinterher. Was ein bisschen ungerecht ist. Schließlich gebührt dem Magazin, stadthistorisch gesehen, ein großes Verdienst. Seit seinem ersten Erscheinen im November 1973 hat es der Stadt einen ganz neuen Lebensbereich erschlossen.

Seinerzeit fassten die Zeitungsfeuilletons das Geschehen in den wenigen Off-Galerien, Programmkinos oder Tanzkellern nicht mal mit spitzen Fingern an.
Die Szene Hamburg war für viele, die sich nicht nur für Mainstreamkultur interessierten, überlebenswichtig. Weiter„Ach, die „Szene““

 

Oz-Nachruf

Der Sprühling ist tot. Es lebe der Sprühling!

Der Unermüdliche, der manische, der Mann, der laut Bild-Zeitung „Hamburgs schlimmster Schmierer“ war: Er lebt nicht mehr. Auf einer Metallabdeckung zwischen zwei S-Bahn-Gleisen hat er seinen letzten Tag gesprüht. Der letzte seiner unverkennbaren Sprühkringel. Dann erfasste ihn der Zug und verletzte ihn tödlich. Das wars. Keinen neuen „Oz“-Tags mehr. Keine Smileys mehr und auch die entfernt an Keith Haring erinnernden Wandbilder mit den knallbunten Figuren wird er nicht mehr sprühen. „Sprühling“ war eines seiner Lieblingsworte. Weiter„Der Sprühling ist tot. Es lebe der Sprühling!“

 

Seilbahn-Bürgerentscheid

Mitte lässt sich nicht aufscheuchen

Die Menschen im Bezirk Hamburg-Mitte wollen die Seilbahn nicht. Das zeigt: Stimmenfang mit Spektakelbauten funktioniert nicht immer. Ein Kommentar

Olympia? Schulreform? Stromnetze zurückkaufen? Ikea im Wohngebiet? Eine Musical-Seilbahn? Lass die Leute doch abstimmen! Kein Zweifel: In Hamburg ist das Plebiszit auf dem Vormarsch. Mit all seinen positiven und negativen Implikationen. Es mag vom Prinzip her begrüßenswert sein, wenn die Menschen darüber mitentscheiden dürfen, was in der Stadt gebaut, gekauft und reformiert wird. Bei näherem Hinsehen ist direkte Demokratie jedoch keineswegs immer demokratischer.

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Asyl

Wortbrüchig

Die Ausländerbehörde will den ersten Lampedusa-Flüchtling abschieben – und stellt damit eine Zusage des Innensenators infrage.

Keine Abschiebung, bis die Rechtsmittel ausgeschöpft sind – das war die Zusage, die Innensenator Michael Neumann im Oktober 2013 der Nordkirche gegeben hatte, als sich der Konflikt um die Lampedusa-Flüchtlinge zuspitzte. Es war ein Angebot, das von einem gewissen staatlichen Druck begleitet wurde. Rund um die Kirche der St.-Pauli-Gemeinde am Pinnasberg, die rund 80 Flüchtlinge aufgenommen hatte, marschierten täglich Polizisten auf, eine Razzia des Kirchenareals fand wohl vor allem nur deshalb nicht statt, weil örtliche Einsatzleiter dagegen remonstriert hatten. Weiter„Wortbrüchig“