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Eimsbüttel

Kampf ums Beet

 

Urban Gardening ist für viele eine Bereicherung. Das Bezirksamt Eimsbüttel sieht das anders: Es hat das Blumenbeet eines Hobbygärtners zerstört – ohne Vorwarnung.

Ein Text von Dagny Lack von den Eimsbütteler Nachrichten

Abends hat Andreas Böhle noch Blumen auf dem Isemarkt gekauft und sie in seinem selbst angelegten Beet eingepflanzt. Als er am nächsten Tag nach ihnen schauen wollte, waren sie nicht mehr da. Das Beet im Heußweg an der Ecke zur Wiesenstraße war komplett plattgewalzt und mit Grand aufgefüllt. Alles ohne Vorwarnung“, sagt Böhle. Er vermutete sofort das Bezirksamt Eimsbüttel hinter der Aktion. Als er dort anrief, bestätigte der zuständige Wegewart, dass Mitarbeiter das Blumenbeet entfernt und den „bestimmungsgemäßen Zustand“ wiederhergestellt hätten.

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Die Anwohnerblumenbeete in der Wiesenstraße. Foto: Martin Karakolev

Das Beet sei nicht genehmigt worden, erklärte das Bezirksamt kurz darauf in einer Pressemitteilung. Das Beet habe dem Verkehr wichtige Fläche entzogen, die die Benutzer der danebenliegenden Fahrradleihstation benötigten. Außerdem würde das Bezirksamt haften, wenn ein Fußgänger sich beim Stolpern über das Beet verletzen würde. Ein Vorwarnung hätte Böhle nicht erhalten, da er dem Bezirksamt nicht als Gärtner bekannt gewesen sei.

„Das sind fadenscheinige Ausreden“, sagt der 71 Jahre alte Andreas Böhle. Weder Radstation noch Fußgänger oder Radfahrer seien durch das Beet behindert worden. Nie habe sich jemand beschwert. Der Wegewart und auch andere Mitarbeiter des Bezirksamtes hätten zudem gewusst, dass Böhle es betreute.

Dem Bezirksamt scheint das egal gewesen zu sein. Es kündigt in seiner Pressemitteilung an, zukünftig weiter eigenmächtig angelegte Beete zu entfernen. Ein Vorgehen, dass Böhle und andere Eimsbütteler nicht nachvollziehen können: „Ich verstehe nicht, warum das Bezirksamt so rücksichtslos gegen dieses Engagement vorgeht, während in anderen Stadtteilen teure Programme für Bürgerbeteiligung aufgelegt werden“, sagt eine Anwohnerin. Ein anderer Eimsbütteler sagt, dass das Bezirksamt sich nicht um die wirklichen Behinderungen kümmere, um aufgerissene Straßen oder unebene Gehwegplatten. Wenn aber Anwohner Initiative zeigten und ihren Stadtteil verschönern wollten, werde „schneller eingegriffen, als man gucken kann“.

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Andreas Böhle (rechts) sammelt Unterschriften von Anwohnern, um die Beete zu erhalten. Foto: Martin Karakolev

Es ist nicht das erste Mal, dass es in Eimsbüttel Ärger wegen Verschönerungsversuchen von Anwohnern gibt: Im Juli 2012 hat das Bezirksamt Zäune und Steine an einem Beet in der Emilienstraße entfernt. Anwohner hatten dort bunte Beete angelegt, mit Steinen verziert und zum Schutz vor Hunden mit Kaninchenzäunen umrandet. Außerdem hatten sie eine Bank aufgestellt, zum Ausruhen für Fußgänger. „Wir konnten gerade noch verhindern, dass auch die Blumen ausgerissen wurden“, erinnert sich Böhle, der auch in der Emilienstraße zu den Gärtnern der ersten Stunde gehörte.

Jetzt will Andreas Böhle das Vorgehen des Bezirks nicht mehr hinnehmen. Er plant, den Vorfall im nächsten dafür zuständigen Kerngebietsausschuss anzusprechen. In der Zwischenzeit steht er dort, wo bis vor zwei Tagen noch seine Blumen blühten und sammelt Unterschriften für die Anwohnerbeete. Auch im nahegelegenen Café Strauß liegen Listen aus. Vor über drei Jahren hat er angefangen, freie Flächen an der Straße zu bepflanzen. Er sagt: „Viele Anwohner haben sich daran erfreut. Das lassen wir uns nicht nehmen.“