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Teheran, Gaza, Berlin: Muslime reagieren auf bin Ladens Tod

 

Interessant die Teheraner Reaktion auf den Tod bin Ladens: Nun könnten die Amerikaner ja abziehen aus der Nachbarschaft, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. In anderen Worten: Die Amerikaner hatten guten Grund, dort zu sein.

Nach dem Tod des Terroristenführers Osama bin Laden sind US-Militäreinsätze in der Region nach Ansicht Teherans nicht länger gerechtfertigt. «Der Vorwand der USA und des Westens, ihr militärisches Vorgehen in der Region diene der Bekämpfung des Terrorismus, ist heute nicht mehr gültig», teilte der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Ramin Mehmanparast, am Montag in Teheran mit.

Der Vorfall zeige, dass eine dermaßen gewaltige Militäroperation wie in den vergangenen zehn Jahren nicht nötig gewesen wäre, «um einer einzelnen Person entgegenzutreten», sagte Mehmanparast. Er hoffe, dass der Krieg und das Töten unschuldiger Menschen nunmehr beendet und Frieden und Stabilität in der Region ermöglicht würden.

Auch dies ist eine implizite Billigung der Kommandoaktion. Der Teheraner Kommentar lässt sich so deuten: Hättet ihr bloss von Anfang an auf gezielte Tötungen gesetzt! (So macht es der Iraner selbst am liebsten.) Nun möchte man gerne in der ausgerechnet durch den großen Satan USA von Teherans ärgsten Feinden gesäuberten Region (Taliban, Saddam, Osama) alleine gelassen werden und ein bisschen Hegemon spielen.

(Meine Prognose: No way!)

Unfasslich die Hamas, die ein rhetorisches Selbstmordattentat begeht:
Der politische Hamas-Führer im Gazastreifen, Ismail Hanija, verurteilte die Tötung Bin Ladens als «Mord»: „Wir verurteilen die Ermordung eines arabischen Heiligen Kriegers.“ Die US-Kommandooperation auf pakistanischem Boden sei «eine Fortsetzung der amerikanischen Politik der Gräueltaten», sagte der islamistische Politiker am Montag in Gaza-Stadt.

Das war’s dann mit der Fatah-Hamas-Versöhnung. Dieses drohende neue palästinensische Einheitsregime kann niemand unterstützen. (Unfasslich das Ganze auch deshalb, weil Al-Kaida Hamas längst abgeschrieben hatte – als viel zu moderat und demokratisch.)

Und wie äußern sich die offiziellen Sprecher der deutschen Muslime? Ayman Mazyek trifft den rechten Ton:

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland zeigt sich erleichtert über den Tod des Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden. Der «Bild»-Zeitung (Dienstag) sagte Mazyek: «Mit einer Mischung aus Erleichterung und Überraschung, dass bin Laden überhaupt noch lebte, haben viele Muslime seinen Tod aufgenommen. Durch seinen gewaltsamen Tod kann er nicht mehr vor ein ordentliches Gericht gestellt werden. Bei einer Verurteilung hätten die Opfer des 11. Septembers den Tätern so ins Gesicht schauen können. Die Seebestattung ist intelligent gewählt worden, so kann aus seiner Grabstätte später keine extremistische Kultstätte entstehen.»