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„Kinshasa Symphony“ im Kino

 

Wer einmal Beethoven in Kinshasa hören und das hinreissende Portrait eines kongolesischen Sinfonieorchesters  sehen möchte, hat nun die Gelegenheit: Ab heute läuft „Kinshasa Symphony“ in den deutschen Kinos. Der Dokumentarfilm von Claus Wischmann und Martin Baer schildert den Alltag der Mitglieder des Orchestre Symphonique Kimbanguiste (OSK): Ein Bratschist, der während der Proben auf die maroden Strommasten klettert, damit die Musiker Licht haben; ein Orchesterdirektor, der einen Kontrabass baut; Streicher, Bläser, Chorsolisten, die tagsüber auf oft irrwitzige Art ihr tägliches Überleben  in einer Millionenstadt organisieren, in der fast nichts mehr funktioniert. Und die abends inmitten von Verkehrchaos, Kneipenlärm und drückender Hitze Beethovens Neunte proben.

Warum? Weil sie diese Musik lieben. Und weil sie ihren auf Rumba und Congotronics versessenen Landsleuten die Klassik schmackhaft machen wollen. Aber das erzählen die Protagonisten in dem Film selbst am besten.

Einige Leser mögen sich erinnern: „Kinshasa Symphony“ lief unter großem Beifall auf der diesjährigen Berlinale. Und während der Dreharbeiten entstand die Recherche zur ZEIT-Reportage „Freude, schöner Götterfunken“ über das Orchester und die Religionsgemeinde der Kimbanguisten, der die Musiker angehören (erschienen am  26.11.2009 im ZEIT-Magazin).

Wischmann und Baer sind inzwischen wieder in Kinshasa gewesen, um ihren Film den Musikern und einem breiteren kongolesischen Publikum zu zeigen. Ich habe das OSK zwischenzeitlich auch wieder besucht. Zuletzt übte man für das nächste Konzert Mussorgskys „Bilder einer Ausstellung“ sowie eine Komposition des ersten Geigers Héretier Mayimbi Mbuangi, der auch im Film einige Auftritte hat.

Dass die Musiker ohne Gage spielen, versteht sich von selbst. Dass sie ihre Instrumente zum Teil selbst bezahlen müssen, ebenfalls. Partituren sind ebenso Mangelware wie Saiten, Notenständer, ordentliche Stühle oder Übungsräume, in denen sich nicht gleichzeitig der Nachtlärm der Stadt mit Händels „Messias“ mischt.

Unter anderem Dank der freundlichen Hilfe einiger musikalischer ZEIT-Leser sind inzwischen genug Spenden für eine Oboe zusammengekommen – ein Instrument, das im Ensemble bislang fehlte. Die Regisseure Claus Wischmann, Martin Baer und Tonmann Pascal Capitolin engagieren sich bei der Suche nach Mitteln für eine Musikschule in Kinshasa sowie der Vermittlung von französischsprachigen Musiklehrern, die bereit sind, vor Ort für einige Wochen mit den OSK-Musikern und dem Nachwuchs zu arbeiten. Wer das OSK unterstützten möchte, erfährt genaueres auf der Website von betterplace.org.