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Graph TV gibt Einblicke in die Fernsehkultur

 

Nein, wir möchten an dieser Stelle nicht zu viel spoilern, aber sagen wir so: Hochzeiten sind in der Serienwelt von Game of Thrones ein gefährliches Pflaster; unvergessen ist die vorletzte Folge der dritten Staffel, in der gleich mehrere Hauptfiguren das Zeitliche segneten.

Selten hatte eine einzelne TV-Episode für so viele unterschiedliche Reaktionen im Netz und bei den Zuschauern gesorgt; der Begriff Red Wedding ist für viele Serienfans längst ein geflügeltes Wort. Umso überraschender ist, dass die Episode mit einer Nutzerwertung von 9,9 in der Internet Movie Database (IMDb) ziemlich nah dran ist an dem perfekten Ergebnis, wie die Datenvisualisierung Graph TV von Kevin Wu zeigt.

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Die IMDb gilt als die größte Datenbank für TV- und Filminhalte, und mit ihren Bewertungen als ein guter Gradmesser für die Rezeption in der Öffentlichkeit. Graph TV nimmt diese Nutzerbewertungen und visualisiert sie für jede Serie. Das ist simpel, gibt aber einen interessanten Einblick in die Serienkultur. Die Wertungen von Game of Thrones steigen auch nach drei Staffeln noch leicht, wie die weiße Trendlinie zeigt.

Andere Serien können das nicht von sich behaupten. Der moralische Serienmörder Dexter etwa konnte in der siebten Staffel zwar noch einmal aufholen, bevor er in der achten Staffel dann endgültig – Achtung Spoiler – baden ging. Die letzte Dexter-Episode gilt gemeinhin als ein Desaster der jüngeren TV-Geschichte, wie auch die miese Wertung von 4,9 beweist.

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Generell ist es wenig überraschend, dass die meisten Serien in der Gesamtwertung abfallen, je länger sie dauern. Dr. House, The Big Bang Theory und das kürzlich beendete How I Met Your Mother sind nur drei Beispiele von Serien, die sich nach mehreren Jahren zunehmend erschöpften, wenn auch nur gering.

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Breaking Bad scheint dagegen eine Ausnahme zu sein. Während die Serie von Beginn an gut aufgenommen wurde, stieg sie sogar mit jeder Staffel um einen viertel Punkt in der Gunst der IMDb-Nutzer. Die Daten korrelieren in diesem Fall stark mit den Einschaltquoten: Während in der ersten Staffel gerade einmal 1,5 Millionen Menschen zuguckten, waren es beim Finale über zehn Millionen.

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Doch bedeuten mehr Zuschauer automatisch bessere Bewertungen? Auch wenn Graph TV nicht direkt die Einschaltquoten mitliefert, lässt sich die Annahme schnell widerlegen. Veronica Mars, die Serie, die gerade erst mithilfe einer Crowdfunding-Kampagne verfilmt wurde, hatte zum Ende hin die schlechtesten Einschaltquoten. Bei den den Nutzern von IMDb aber konnte sie zum Ende hin noch einmal sehr positive Bewertungen holen. Denkbar ist, dass die treuen Fans der Serie sich angesichts des drohenden Endes gütiger zeigten.

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Auch ungewöhnliche Phänomene legt GraphTV offen. So fällt bei den Sopranos die gesamte vierte Staffel komplett ab im Vergleich zu den restlichen. Für Kritiker wie Matt Zoller Seitz von Vulture fühlte sich die Staffel an wie „die zweite Hälfte einer sehr langen dritten Staffel“, die Figuren entwickelten sich kaum weiter. Das fiel offenbar auch den Zuschauern auf. Dennoch ist die starke Abweichung von fast einem ganzen Punkt kurios.

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Interessant ist zudem, dass viele Serien zu Beginn der Staffel niedriger bewertet werden als zum Ende hin. Beobachten lässt sich das unter anderem bei den beiden erfolgreichen Drama-Serien Mad Men und The Wire.

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Eine Erklärung könnte sein, dass diese Serien stark von der Entwicklung ihrer Protagonisten leben, die sich erst im Laufe einer Staffel zeigt. In anderen Worten: Eine gute Serie steigert sich stets zum Ende hin. Und zur Not gibt es ja immer noch blutige Hochzeiten.

(via Wired)