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“Vorstufe von Terror”: NPD mittendrin statt nur dabei

 

Über seinen Versandhandel verkauft David Petereit (NPD) Schlagstöcke und Pfefferspray

Der Bürgermeister der Gemeinde Lalendorf in Mecklenburg-Vorpommern, Reinhard Knaack (Linke), wird seit dem Wochenende massiv von Neonazis bedroht. Mit dabei ist der NPD-Landesvositzende David Petereit. Hintergrund war die Weigerung Knaacks, einer rechtsextremen Familie zur Geburt des siebten Kindes die Ehrenpatenschaftsurkunde von Bundespräsident Christian Wulff und 500 Euro auszuhändigen. Wulff schickte die Urkunde schließlich per Post. Das Haus des Bürgermeisters steht inzwischen unter Polizeischutz.

Nachdem in rechten Internetforen zu Gewalt gegen den Bürgermeister aufgerufen wurde, tauchte am Sonntag eine Gruppe Neonazis auf dem Grundstück von Knaack auf und drohten ihm. Andere Rechte verteilten Hetzflugblätter in der Stadt. Als die Polizei die Rechten kontrollieren wollte, gingen sie auf die Polizisten los. Die Beamten mussten sich mit Pfefferspray gegen die Angriffe wehren. Die Polizei leitete Ermittlungsverfahren wegen Hausfriedensbruchs und Widerstands gegen Beamte ein. Unter den Tatverdächtigen befindet sich auch der Rostocker NPD-Funktionär David Petereit. Er arbeitet für den NPD-Landtagsabgeordneten Birger Lüssow.

Führende Politiker im Nordosten haben den Bürgermeister verteidigt. Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering (SPD) sieht laut NDR.de darin einen Versuch, Menschen in ihrem privatem Bereich einzuschüchtern. Rechtsextremismus sei eine reale Gefahr, und es drohe rechtsextreme Gewalt, wenn nicht entschieden dagegen gehalten werden. Nach Ansicht Sellerings erwarten die Menschen nun auch, dass die Gerichte so etwas schnell ahnden.

Innenminister Lorenz Caffier (CDU) nannte das Auftreten der Neonazis eine “Vorstufe von Terror”. Die NPD versuche im Rahmen der kommenden Landtagswahlen mit unterschiedlichen Formen der Aktion auf sich aufmerksam zu machen. Und dazu zählten verstärkt Formen, die mit dem Grundgesetz nicht in Einklang zu bringen seien, so die Ausübung von Gewalt, Farbattacken und Einschüchterungen gegenüber politisch aktiven Bürgerinnen und Bürgern, erklärte Caffier im Gespräch mit NDR 1 Radio MV.

Doch die Demokratie von heute sei wehrhaft – sie werde mit allen Mitteln gegen die Feinde der Verfassung vorgehen. Die Beteiligung von NPD-Frontleuten zeige das aggressiv-kämpferische Potential der Partei, so Caffier. Der CDU-Politiker erneuerte seine Forderung nach einem NPD-Verbot.

Auf dem “Nachrichtenportal” MVRegio durfte sich der Neonazi und NPD-Funktionär David Peterei ausführlich zu den Vorfällen äußern:

“Der stellvertretende Landesvorsitzende der NPD, David Petereit, der sich unter den Beteiligten befand, versicherte gegenüber GNN-MVregio, dass es zu keiner Zeit zu irgendwelchen gewalttätigten Handlungen aus der Gruppe gekommen wäre. Auch sollte der Bürgermeister durch die Aktion, welche wohl als derber Spaß gedacht war, nicht bedroht werden.”

MVRegio berichtet zudem, es habe eine Hausdurchsuchung bei “dem Rostocker NPD Mitglied und stellvertretenden Landesvorsitzendenden sowie Mitglied der Rostocker Bürgerschaft” gegeben [Fehler im Original]. Gegen 15:30 Uhr habe die Kripo Rostock diese durchgeführt. Die Beamten suchten demnach “Beweismaterial zu den Vorgängen vom Sonntagnachmittag in Lalendorf. Speziell suchten sie Bild und Videomaterial zu einem angeblichen Hausfriedensbruch auf dem Gelände des Bürgermeisters von Lalendorf / Amt Krakow am See. Petereit soll den Beamten das Videomaterial, was er zu dem Vorfall besaß, freiwillig ausgehändigt haben.”

Derweil wird in Neonazi-Foren weiter munter gegen den Bürgermeister sowie den Polizeieinsatz gehetzt. Auf Altermedia aus Stralsund heißt es:

“Polizei dein freund und helfer ,schlagt sie tot und helf dir selber”

Zudem wird auf ein Bild von “Stasifresse” Knaack verwiesen. Zu dem Foto werden genaue Angaben geliefert, wo Knaack sind aufhält:

Reinhard Knaack, Am HXXXX XX, 1XXXX Lalendorf*

Außerdem ist Knaack jeden XXXX von 16 – 18 Uhr während seiner Sprechstunde erreichbar in der Außenstelle des Amtes Krakower See in Lalendorf (Tel. 038452 – 2XXXX 038452 – 2XXXX).

Die Seite "MUPINFO" wird von NPD-Vize Petereit verantwortet, Kontaktadresse ist das NPD-Thing-Haus
Die Seite "MUPINFO" wird von NPD-Vize Petereit verantwortet, Kontaktadresse ist das NPD-Thing-Haus

Diese Angaben wurden auf der Seite “MUPINFO.DE” verbreitet. Ein Projekt, hinter dem der oben erwähnte David Petereit steht, als Anschrift für die Seite dient das NPD-”Thing”-Haus in Grevesmühlen, in dem sich auch ein Bürgerbüro der Landtagsfraktion, in der Petereit Mitarbeiter ist, befindet. Ebenfalls als Adresse dient das Thing-Haus für die Domain von Petereits Versandhandel “Levensboom.de”.

Hier bietet der NPD-Landesvize und Kandidat für den Landtag Teleskopschlagstöcke, Reizgas sowie Anstecker mit Aufschriften wie “18″ (Chiffre für Adolf Hitler) für den Preis von 88 Cent an. Ebensoteuer ist ein Badge mit einer Handgranate, auf der die 88 (“Heil Hitler”) prangt.

Auch Tonträger hat Petereit im Programm, so beispielsweise eine CD der „Arischen Jugend“.

Offen nutzt die NPD Immobilien, die teilweise als Bürgerbüro benutzt werden, also vom Steuerzahler indirekt mitfinanziert werden, für ihre neonazistischen Web-Seiten, um gegen ihre politischen Feinde zu hetzen – und gleichzeitig um Schlagstöcke sowie NS-Propaganda zu verkaufen.

Linktipp: Kampagne: Kein Ort für Neonazis in MVP!

Im September 2011 steht die nächste Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern an. Die NPD sitzt derzeit mit sechs Abgeordneten im Landtag.