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Sabberpop von jungen Rentnern

 

Finger weg vom neuen Killers-Album! Es sei denn, Sie haben auf eine Platte gewartet, die das Schlimmste von Chris de Burgh, U2, Bryan Adams, Smokey und Foreigner vereint.

© Williams & Hirakawa

Es ist schwer zu sagen, was schlimmer ist: Chris de Burgh zu sein oder wie Chris de Burgh zu klingen. Ersteres ist noch als biologistische Zwangsläufigkeit zu entschuldigen, womöglich genetisch bedingt; man kommt ja am Ende doch nicht aus seiner Haut. Letzteres dagegen muss aus musikästhetischer Sicht besonders für Fans der US-amerikanischen Stadionrockband The Killers eine Kampfansage gegen den guten Geschmack sein. Ein Affront.

Schließlich haben sie ihr neues Album mit Battle Born betitelt, und das klingt so erbarmungswürdig nach dem irischen Minnesänger mit der Burg im Namen, dass man nach jedem der 13 Stücke eine Coverversion von Lady in Red erwartet. Viel aggressiver kann man seinen Hörern also kaum mitteilen, dass die Zeiten hinnehmbaren Mainstreamsounds offenbar vorbei sind. Dass nun das Alterswerk einsetzt. Dass man sich fortan bitte hinsetzen möge beim Zuhören, den Rollator beiseite stellen und das Dekubituskissen richten. Es wird schlageresk.

Denn wer durch den klebrigen Sabberpop The Way It Was tatsächlich dösige Smokey-Keyboards suppen hört oder im Anschluss Bryan-Adams-Gitarren über Here With Me; wer angesichts von A Matter Of Time die Hooters doch für vergleichsweise independent hält und nach dem öden Deadlines and Commitments selbst die späten U2 für leidlich alternativ; wer also Brandon Flowers zusehends verseifende Schmuserockstimme erduldet und all die stromlinienförmigen Orgeln, Soli und Choräle seiner drei Mittäter Ronni Vannucci, Dave Keuning, Mark Stoermer im Bombast versinken hört – der sehnt sich zurück nach den Anfängen der Killers (Lipsync-Video von Mr Brightside).

Als ihre brillante Pophymne Mr. Brightside vom Debütalbum 2004 den Beweis erbrachte, die achtziger Jahre könnten in den Nullern durchaus eine Aufwertung erfahren. Oder als die Fortsetzung Sam’s Town wenigstens noch ab und an schepperte, was auch im vorerst letzten Studioalbum Day & Age noch zuweilen der Fall war. Auf Battle Born scheppert gar nix. Und das, obwohl sich die vier Jungs aus der Glitzerstadt Las Vegas vier Jahre Zeit gelassen haben mit ihrer neuen Platte.

Aber das Schlimmste: Wen juckt das schon? Wenn die Killers damit die Multifunktionshallen zwischen Nordkap und Kap Hoorn füllen, werden die Feuerzeuge glühen wie Millionen Klatschhände in rhythmischer Glückseligkeit. Berechenbare Rockpopschemata wie die mitgröltaugliche Singleauskopplung Runaways (nicht – oder doch? – zu verwechseln mit de Burghs Getaway) funktionieren nun mal durch das Prinzip Effektüberladung der Massen, in Fachkreisen auch Adult Oriented Rock genannt.

Da gibt es keine Pausen, keine Leerstellen, nur Instrumente über, unter, neben allem, was klanglich die Kleinkunst redundanter Emphase betreibt. So vernebelt man seinem Publikum die Wahrnehmung, dass das alles schon tausendmal da war. Nur: Foreigner haben zum Glück die Bühne verlassen und Coldplay am Ende ja doch etwas bessere Musik auf Lager. In dem Spannungsfeld mühen sich The Killers offenbar, mit eben 30 so alt zu wirken, wie ihre Eltern nie werden wollten. Das immerhin haben sie geschafft.

„Battle Born“ von The Killers ist erschienen bei Universal.