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Deutsche, bitte hinten anstellen!

 

Spart das Hybridfahrzeug nun wirklich Kraftstoff? Ist der Dieselmotor nicht auch ohne Hybrid-Technik genauso sparsam und umweltfreunlich? Warum muss das viele Mehrgewicht ins Auto? Warum soll man zwei komplette Antriebstechniken und deren hohe Kosten akzeptieren?

Alles müßige Fragen, denn der Markt hat entschieden: Er will den Hybridantrieb. Das ist genau so irrational und irreführend wie die Verwendung des Begriffes „Hybrid“, den wir inzwischen nur für die Zusammenarbeit von Verbrennungs- und Elektromotor im Automobil beschränkt haben. 

Aber was sind schon sprachliche Feinheiten gegen das Bewusstsein der Öffentlichkeit, die deutsche Automobilindustrie habe mal wieder einen Trend verschlafen. Man kennt das ja vom Airbag, vom Rußfilter und jetzt eben auch vom Hybridantrieb. Während die Japaner bereits Millionen-Stückzahlen planen, kann man wohl erst 2008 mit den ersten deutschen Hybrid-Fahrzeugen rechnen.

Selbst wenn es gelingt, diesen Termin zu halten und mehr als Show-Cars für Messen zu bauen, hängen die Deutschen schon wieder ein paar Jahre hinterher. Denn die Japaner kündigen für 2008 auch etwas Neues an: Den Einsatz von Lithium-Ionen-Batterien anstelle der bei den Hybriden heute üblichen Nickel-Metallhydrid-Batterien.

Für Fahrzeugantriebe ist aber Batterie nicht gleich Batterie, denn Lithium-Ionen-Batterien sind drei Mal so effektiv wie Nickel-Metallhydrid-Systeme. Bloß gut, dass die deutsche Industrie bei der Batterietechnik führend ist. Oder sollte man besser sagen: Führend war?

Die Schlüsseltechnologie der Lithium-Ionen-Systeme ist nicht mehr in deutscher Hand. Auf der einen Seite kümmert sich ein Joint-Venture des amerikanischen Unternehmens Johnson Controls International (JCI) und dem französichen Hersteller Saft um diesen Bereich, auf der anderen Seite eine Ideenschmiede im thüringischen Nordhausen, die Gaia-Akkumulatoren- werke, ebenfalls im Besitz einer amerikanischen Gesellschaft.
In den vergangenen fünf Jahren hat die deutsche Automobilindustrie 77 Mrd Euro in Forschung und Entwicklung investiert. Nach neuesten Statistiken geben davon die Zulieferer mehr aus als die Hersteller, die damit den Bereich F&E sehr geschickt verlagern. Diese Art der Zusammenarbeit klappt bislang sehr gut. Nur bei der Batterie haben die Autohersteller offenbar die Zeichen der Zeit wirklich verschlafen.

Die Starterbatterie war immer ein leicht zu beschaffendes Teil, dessen Preis man über Jahre immer weiter drückte, bis der Batterieindustrie die Mittel ausgingen – siehe Varta und andere. Heute sind in der Automobilindustrie keine F&E-Budgets für Batterietechnik vorgesehen, für die Batterien der (Hybrid-)Autos der Zukunft ist also kein Geld vorhanden.

Also stellen wir uns hinten an. Bei der Globalisierung dieser Industrie ist das ja kein Problem, oder?

Dieser Kommentar stammt von Peter Schwerdtmann, VdM. Gefunden bei www.auto-reporter.net