Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Mein Bärenfavorit

 

Den besten Film auf der Berlinale habe ich gestern im Urania-Filmpalast gesehen. „Slumming“ von Michael Glawogger – Weltpremiere auf der Berlinale – ist auch Anwärter auf den Goldenen Bären. Um so einen Film zu machen, muss man entweder verrückt oder ein Österreicher sein. Wie kamen nur Barbara Albert („Böse Zellen“) – den meisten durch die Coop 99 bekannt – und Michael Glaggower („Megacities“) in ihrem Drehbuch auf solche Einfälle?!

Sebastian erinnert an den Helden aus „Muxmäuschenstill“. Er ist voller Tatendrang. Obwohl er Geld hat, zieht er mit seinem besten Freund Alex durch die dreckigsten Absteigen Wiens. Sie verbringen ihre Zeit gerne in türkischen Lokalen, Spielotheken, heruntergekommen Kneipen oder manchmal auch nur in den Abgründen des Internets. Das nennt Sebastian ‚Slumming’ – in den Slum gehen. Seine Philosophie: Nur im Slum kann man Mensch sein und zu sich selbst finden. Sein Ich findet Sebastian aber schließlich doch nicht in Kneipen und Chatrooms. Das Ticket für die Reise zu sich selbst bekommt Sebastian – ganz banal – durch die Liebe geschenkt.

„Slumming“ ist eine wunderbar schwarze Komödie. Der Zuschauer weiß allerdings nie so recht, ob er über die arroganten und provokativen Einfälle des Protagonisten lachen – oder sich empören soll. An einigen Stellen droht die Geschichte zu entgleisen, doch Glawogger rettet immer wieder mit unerwarteten Wendungen. Bemerkenswert: die schauspielerische Leistung von August Diehl als Sebastian.

Ich bin auf die Jury-Entscheidung sehr gespannt!