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Elementare Enttäuschung

 

Kaum ein Film wurde mit so einer Mischung aus Spannung und Skepsis erwartet wie die Verfilmung des Romans „Elementarteilchen“ von Michel Houellebecq. Das Buch sorgte für reichlich Aufsehen, nicht zuletzt wegen seiner drastischen Sprache, ätzenden Gesellschaftskritik und derben Sexszenen. Regisseur Oskar Roehler, der mit Filmen wie „Suck My Dick“ ebenfalls gerne im Fahrwasser der kalkulierten Skandale unterwegs ist, wagte sich an die Umsetzung des schwierigen Buches. Die deutsche Verfilmung des Romans feiert nun bei der diesjährigen Berlinale ihre Weltpremiere.

Zwei Halbbrüder führen ein Leben, wie es unterschiedlicher nicht sein könnte. Brunos Alltag wird von seiner Sexbesessenheit bestimmt. Michael hingegen führt das Leben eines vergeistigten Wissenschaftlers. Körperliche Nähe meidet er. Seine Obsession ist die Erschaffung eines neuen Menschentyps, der sich geschlechtslos durch Klonen fortpflanzt. Im Buch endet die Geschichte tragisch. Roehler macht dagegen aus der bissigen Gesellschaftskritik von Houellebecq einen relativ zahmen Film über Beziehungsprobleme mit Happy End.

Die Besetzungsliste ist ein Who-is-Who des etablierten deutschen Films: Moritz Bleibtreu, Martina Gedeck, Corinna Harfouch, Nina Hoss, Franka Potente, Uwe Ochsenknecht, Jasmin Tabatabai, Christian Ulmen und Herbert Knaup. Kann das den Film retten? – Nein! Das Buch schreit jedoch nach einer unkonventionelleren Verfilmung: Michael Hanecke hat mit seiner „Klavierspielerin“ ein ebenfalls sehr kontroverses Buch überzeugend umgesetzt und gezeigt, dass ein Film an einer schwierigen Vorlage nicht scheitern muss!

Wer möchte, kann den Film ab dem 23. Februar in den deutschen Kinos sehen. Und anschließend vom Buch positiv überrascht sein!