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Großes Tennis in der U9

 

Nein. Das kann man nicht erfinden. Also:

Heute, Hinweg zum Kino. Am Friedrich-Wilhelm-Platz in die U9 gestiegen. In der Bundesallee steigen Kontrolleure ein und kontrollieren die Fahrscheine. An der Spichernstraße steigt die Lebensmut-Frau der Lebensmut-Mann zu. Es handelt sich bei ihm um einen Menschen, der bereits seit Jahrzehnten in den U-Bahnen um Geld bittet. Er leidet offenbar unter einer schweren, chronischen Krankheit oder Stoffwechselstörung. Sein Körper ist völlig abgemagert, er wiegt bei einigermaßen normaler Körpergröße maximal 25 Kilo. Seine Kniee und Ellenbogen hat er mit Schaumstoff gepolstert. Er ist humorvoll und hat stets gute Laune, ruft immer wieder: „Eine Spende für meinen Lebensmuuuuuuuut bitte!“ Manchmal verteilt er handgeschriebene und -kopierte Zettel mit Aphorismen.

Er steigt also ein; im selben Wagen steigt ein Obdachlosenzeitungsverkäufer ein, der nicht bemerkt, dass schon ein anderer zum Geldeinsammeln im Wagen ist. Der Lebensmut-Mann fängt sofort an, belustigt zu zetern: „Ach Gottchen, jetzt habe ich hier noch einen Junkie im Waggon“. Er, sofort beleidigt: „Die Frau, die ist doch ein Lügenbaron hoch zehn, stimmt alles nicht, was die sagt…“ (murmelt weiter unverständliches in seinen Bart. Die Kontrolleure wollen auch den Fahrschein vom Obdachlosenzeitungsverkäufer sehen. Der Lebensmut-Bettler lacht sich kaputt und der Zeitungsverkäufer wird immer saurer, brabbelt „Lügner, Lügner, die Frau ist steinreich, die hat zwei Villas….brabbelbrabbel…“. Der Lebensmut,amm sammelt Geld ein, wünscht allen einen schönen Tag und steigt unbehelligt von der Fahrscheinkontrolle aus, der Obdachlosenzeitungsverkäufer muss am Ku-Damm mit den Kontrolleuren aussteigen, die ihn dann aber von Lachanfällen geschüttelt ebenfalls laufen lassen.

Rückfahrt vom Kino, U9.

Kurfürstendamm, ein Obdachloser steigt ein, von oben bis unten in blaue Müllsäcke gekleidert, und zwar richtig in geschneiderter Passform.

Bundesallee: Zwei Mariachis steigen ein und machen Mexiko-Mistmusik. Der Obdachlose, supergenervt: Och komm, hört uff zu spielen, kommt, hier habter zwee Euro“. Holt zwei Euro aus einem Brustbeutel und wirft sie den Musikern vor die Füße.

Applaus.