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Endlich. Der Berlinroman.

 

Das Feuilleton schweigt ZOMBIE NATION, den neuen und mit Abstand besten Roman des Berliner Autoren Joachim Lottman bisher beharrlich tot. Und das ist völlig unverständlich. Lottmanns „Familienroman“, in dem er sich mit seinen familiären Wurzeln befasst und en passant mit Leichtfüßigkeit ein grandios genaues Bild der zusammenkrachenden „Berliner Republik“ um den scheidenden Gerhard Schröder zeichnet UND der verzeihenden Liebe ein bitter-liebevolles Denkmal setzt ist sprachlich brilliant, todkomisch und von einer stupenden Genauigkeit. Lottmann hat seit dem Tag, an dem die neue Bürgerlichkeit ausgerufen wurde, still zugeschaut und abgewartet, ist dann mit einem großen Besen herumgegangen und hat alle Reste zusammengekehrt, sortiert, neu bewertet und dann zwingend logisch und überaus komisch aufgeschrieben.

Es ist insofern ein typischer Lottmann-Roman, als dass die Handlung eine wüste Melange aus erlebtem, erfundenem, historisch wahrem und leicht verfälschtem ist.

Es ist insofern aber auch ein untypischer Lottmann, als dass unnötiges Blabla weitgehend fehlt, statt dessen darf man sich über zwei durchaus sauber erzählte und angenehm ineinander verwobene Erzählstränge freuen.

Der Grund, warum das Fäuleton das Buch bisher links liegen lässt ist, dass Lottmann seit längerem über den klassischen Magazin- und Tageszeitungsjournalisten als solchen fürchterlich fiese und wahre Dinge schreibt. Aus dieser beleidigten Haltung heraus verweigert man ihm Wohlwollen, geschweige denn überhaupt eine Form der aufmerksamkeit oder Rezension.

Für mich, ich sagte es bereits: Lottmanns bestes Buch, und zwar mit Abstand. Man wird ihn in einigen Jahren als einzigen brauchbaren Chronisten des Neuwahljahres 2005 preisen.