Wer mal richtig satt werden möchte, und zwar so, dass er nicht mehr sprechen kann, der möge das Walhalla in Moabit betreten. Selten löste eine Gastwirtschaft in mir ambivalentere Gefühle aus, als diese.
Das Walhalla ist zunächst eine gut abgehangene und beliebte Moabiter Kiez-Institution. Hier sitzt studentisches Volk herum, hier sitzen Menschen herum, die original sagen: „Dann hat er die Sauerstofftherapie gemacht – und das Ohr blieb dran!“. Hier sitzen Lesbengruppen, die Selbstgedrehte Zigaretten mit Zippo-Feuerzeugen anzünden. Hier ist auf brutalstmögliche Art und Weise was los.
Der Wirt ist an Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit schwer zu überbieten. Jedem Gast gibt er ein nettes Wort mit auf den Weg, es gibt nebst den Berliner Bieren ein gut laufendes Früh Kölsch; man muss die Trinksituation als gut bezeichnen.
Aber die Küche. Die Küche! OH MEIN GOTT! Nahezu alle Speisen werden a priori überbacken. Sogar die Maultäschle! Die Vorräte an geriebenem Emmentaler sind unerschöpflich; egal was man bestellt – es wird überbacken, und zwar nicht ein bisschen, sondern in der maximal heftigen Ausprägung. Das Walhalla ist das Restaurant der gut geölten Friteusen. Hier wird paniert und fritiert, dass holländische Imbissstubenbesitzer feuchte Augen bekommen. Hier wird gesättigt. Mit Sahnesaucen, dreifach und vierfach-Käse, mit Emmentaler und Feta. Rustikalere Speisekarten sind nicht denkbar.
Wer hier nicht so satt rausgeht, dass er sich kaum noch bewegen kann, ist schwer krank. Man müsste aus kulinarischer Sicht den Laden sofort schließen, wenn nicht der Wirt und die Bedienungen so nett wären. Moabit, soviel steht fest, ist ein äußerst spezielles Pflaster.
Walhalla
Krefelder Str. 6
10555 Berlin
(030) 393 30 39
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