UPDATE: DIE BAR IST LEIDER inzwischen GESCHLOSSEN
Wer kundig zubereitete Cocktails trinken will, der hat eigentlich keine besonders große Auswahl, auch wenn es in Berlin hunderte von Bars oder Kneipen gibt die Cocktails verkaufen. Man kann in die Victoria Bar gehen, man kann in die Green Door gehen. Man kann in die Bar am Lützowplatz gehen, deren Architektur allerdings deutlich besser ist als die Cocktails es sind. Man kann in die Hudson Bar gehen, wo die Drinks nicht selten von überragender Qualität sind. Brauchbar ist auch der Würgeengel. Aber allen diesen Bars gemeinsam ist nicht zuletzt, dass die Getränke einen stolzen Preis haben.
Ich habe nun ein Kleinod entdeckt. Eine kleine Bar, die von zwei sehr kundigen Menschen betrieben wird. Sie residiert in den ehemaligen Räumlichkeiten des „Ma Deuce“ in Schöneberg und heißt „Liquids“. Sie hat in etwa die Größe der gut abgehangenen Zoulou-Bar und ist gepflegt und angenehm beleuchtet. Beim gestrigen Probetrinken habe ich mit einem Singapore Sling begonnen. Und ich muss sagen, er ist perfekt. Zunächst darf man wählen, welchen Gin man möchte, also entweder Spülwasser wie „Gordons’s Dry Gin“ oder Qualitätsware wie Tanqueray (Regular und „Ten“) oder sogar Hendrick’s. Die Kunst beim Singapore Sling ist es, die Balance zwischen Sodawasser und Eis zu finden. Stimmt sie nicht, ist der Drink entweder wässrig, unangenehm sprudelig oder zu schnell warm. Ebenfalls muss die Balance zwischen dem Gin und dem Cherry Heering stimmen. Ist sie nur einen Tick verschoben, schmeckt der Sling entweder nur matschigsüß oder unangenehm herb. Das wurde hier perfekt gelöst, der Drink war kalt, süffig und bestens ausgewogen.
Der nächste Drink: Ein Hurricane. Guter Rum, gute Fruchtsäfte, ausdauernd und kräftig geschüttelt, das ergab einen fruchtig-schmelzenden, toll komponierten Cocktail. Ebenfalls volle Punktzahl. Dann erblickte ich auf der Karte einen Drink, der meine Neugier weckte: einen „Ambiente“; bestehend aus Rum, Creme de Menthe, Zitrone-, Ananas- und Maracuja-Saft. Der Keeper warnte mich; dieser Drink habe im Publikum bereits mehr als eine Kontroverse ausgelöst. Egal.
Und tatsächlich, die Creme de Menthe verpasste dem Drink eine Unwucht, die der Barkeeper aber mit Zugabe von etwas Läuterzucker routiniert ausbügelte. Wir einigten uns darauf, dass man statt Creme de Menthe einfach frische Minze nimmt – und schon ist der Drink perfekt.
Nun das schöne: für drei Cocktails und zwei große Mineralwasser habe ich gerade mal 21 Euro bezahlt. Und daher schließe ich mit dem, äh, Schluss: Ich kenne keine andere Bar in Berlin mit einem so guten Preis-Leistungs-Verhältnis!
Liquids Cocktail Bar
Hauptstr. 89
12159 Berlin
offen täglich ab 18 Uhr
www.liquids-bar.de