Vor Weihnachten mit der Tochter gesehen, jetzt erst die Zeit gefunden, darüber zu schreiben: das Jugendtheaterstück „Die getauschte Schule“, das derzeit in der Neuköllner Oper aufgeführt wird – und das ich wärmstens empfehlen möchte, denn es spricht Kinder und Erwachsene gleichermaßen an.
Es ist eine klassische Familiensituation: das Kind klagt über Hausaufgaben und Sorgen in der Schule. Der Vater steht grinsend daneben und sagt dem Kind, „du weißt doch gar nicht, wie gut du es hast, wenn du wüsstest, was ich in der Arbeit für einen Stress habe“. Das Kind wiederum kontert, „stell dich nicht so an, du kriegst aber wenigstens Geld dafür“. Keiner kann wirklich ernsthaft den Stress des anderen nachvollziehen. Aus dieser Situation heraus ist das Stück geschrieben, es beschreibt die Beziehung zwischen Vater und Sohn, die sich entscheidend ändert, als beide während eines nächtlichen Gewitters „verzaubert“ werden und die Rollen tauschen müssen. Der Sohn geht ab sofort ins Architekturbüro des Vaters, der Vater wiederum muss mit Baseballkappe und Baggy Pants in die Schule.
Das Stück kommt mit drei Schauspielern aus: Christian Rodenberg als Sohn, der zum Bürohengst wird, Jaron Löwenberg als Vater, der zum Schüler wird, und in einer Doppelrolle als Bürochefin und Lehrerin Dagmar Hurtak-Beckmann. Alle drei spielen ihre Rollen einfühlsam und mit einer ordentlichen Prise Überspitzung. Die Inszenierung ist modern, aber nicht versponnen, das Bühnenbild hochkreativ, und eine Extra-Erwähnung muss die Musik finden, die von der hochbegabten Sinem Altan zwischen ihrem 7. und 13. Lebensjahr komponiert wurde und zuweilen in ihrer Präzision und Schrägheit an Kurt Weill erinnert. Ein wirklich hervorragender Theaternachmittag.
Mehr Infos über das Stück hier: http://www.neukoellneroper.de/archiv/schule/info.htm
Das Stück ist noch zu sehen am 10.-14., am 17. und am 18.01. – vorreservieren dringend erforderlich.