Zum Einstand für die neue Rubrik „Berlin: Was nervt“ – heute Folge eins: Das große Sofa im Jazzclub A-Trane.
Grundsätzlich ist das A-Trane ein überaus angenehmer Ort. Gemütlich, dunkel, gepflegt, fast jeden Tag hochkarätige Livekonzerte, überdurchschnittlich gute Anlage, hübsche, flinke und nette Kellnerinnen. Wenn da nicht das rote Sofa wäre.
Das Sofa steht an einer strategisch günstigen Stelle. Man hat von dort aus einen perfekten Blick auf die Bühne. Man hat andererseits auch von allen anderen A-Trane-Sitzplätzen aus einen hervorragenden Blick auf das Sofa. Man sitzt auf dem Sofa sehr bequem. Das Sofa ist recht groß, es haben locker vier Personen darauf Platz. Leider ist das Sofa jedoch ausschließlich sogenannten Ehrengästen vorbehalten. Egal welches Konzert man besucht, das Sofa ist stets reserviert – und ist der Laden auch ansonsten völlig leer. In 2/3 der Abende sitzt niemand auf dem Sofa. Und das andere Drittel ist übel. Dann sitzen da nämlich die Ehrengäste, Freunde und Förderer des A-Trane. Diese zeichnen sich dadurch aus, dass Sie stets zu spät kommen, dann unter großem Radau mitten während des Konzerts das Sofa in Beschlag nehmen, umständliche Getränkebestellungen vornehmen, um sich den Rest des Abends überraschend lautstark miteinander zu unterhalten, und dies in bodenlos dreister Manier, völlig unbeeindruckt von der dargebotenen Livemusik.
Einziger kleiner Lichtblick: Im Vorbeigehen aus Versehen („oh, Entschuldigung, das tut mir leid!“) ein Proseccoglas auf dem Sofatisch umstoßen und generös einen Zehner auf den Tisch segeln lassen („Hier, bestellen Sie sich bitte ein neues Glas“).