Irgendwann hat es die Mitarbeiterin aus der EU-Kommission aufgegeben. „I see. You are not a Facebook person“, mailte sie mir nach mehreren Kontaktaufnahmeversuchen auf der Online-Plattform.
In der Tat, es berührt mich zwar jedes Mal eine menschliche Sekunde lang, wenn Leute mich als „Freund/Freundin hinzufügen“ oder „anstupsen“ möchten. Aber ich verhalte mich jedes Mal recht kühl gegenüber Hinzufügungen. Vielleicht bin ich altmodisch, aber weder möchte ich aller Welt Auskunft über meinen Freundeskreis geben, noch hätte ich nicht Authentischeres zu tun.
Dankbar bin ich der Kommissionsmitarbeiterin allerdings dafür, dass sie mir ein paar Tage später ungerührt eine E-Mail mit dem Betreff „Facebook in 40 Jahren“ schickte. Darin abgebildet war eine fiktive Seite des Forums „pensionbook„.
Sie gemahnt, so habe ich das jedenfalls verstanden, die jugendlichen Chatter daran, worüber und wozu sie im fortgeschrittenen User-Alter chatten könnten. Da gibt es zum Beispiel die Interessengruppen „Stricken“, „Treppenlifte“ oder „Ich bleibe gerne plötzlich auf dem Gehweg stehen“.
Im Nachrichtenkanal derweil „sagt George Summner zu“, zu Edgar Jones‘ Beerdigung zu kommen. „Drei Deiner Freunde“, meldet der Meldungsautomat darunter, „wurden mit dem Spazierstock angestupst. – Zurückstupsen?“ Und unter „Anstehende Ereignisse“ kündigt sich spektakulär ein „Allein zuhause Herumsitzen!“ an. Werbepartner der Seite ist Werthers Echte.
Ich überlege noch, ob dieses Menetekel meine Meinung ändern könnte. Vielleicht kann mich in vierzig Jahren noch mal jemand anstupsen? Kann gut sein, dass ich dann doch ein Facebook-Gläubiger bin.