Ein Inspektor der Kommunalverwaltung, steht in dem Einschreiben, habe meinen Papiermüll durchwühlt. Er fand darin, heißt es im Annex, mehrere Umschläge mit meinem Namen, einer habe einen Stempel getragen: „DIE ZEIT“. Ob ich gestehen wolle?
In Brüssel setzt es harte Strafen für Leute, die ihren Müll zu früh auf die Straße stellen. Weil auf den engen Gässchen kein Platz für Abfalltonnen ist, benutzt man spezielle Säcke. Die allerdings dürften nicht vor 18 Uhr vor der Tür postiert werden. Ein Verstoß kostet 80 Euro.
Lotterleben: Im EU-Korrespondentenviertel
Ich halte das für eine angemessene Sanktion für eine einfache Regel. Weswegen ich zu ihren treuesten Befolgern zähle.
In diesem Sinne schreibe ich der Kommunalverwaltung zurück. Es könne sich nur um einen Irrtum handeln, beteure ich – und stelle schon einmal klar, dass ich ohne weitere Beweise nicht einen Cent zahlen werde. Ein Foto von dem allein stehenden Papiersack, schlage ich vor, wäre ein guter Anfang. Anhand der Länge seines Schattenwurfs ließe sich schließlich die genaue Uhrzeit rückbestimmen.
Ein paar Tage später, eine unbeeindruckte Mail: „Vielleicht haben Sie sich einfach im Tag geirrt, Monsieur?“ Nein, das habe ich nicht, denke ich, und, zunehmend entschlossen: Meine Zeit in belgischer Erzwingungshaft, das wäre doch mal eine Geschichte, die ich meinen Enkeln erzählen könnte.
Während ich über den nächsten Schritt nachgrüble, kommt plötzlich eine zweite Mail. Man habe sich, heißt es da, entschieden, meinen Worten Glauben zu schenken. Diesmal käme ich noch mit einer Verwarnung davon. „Aber geben Sie bitte in Zukunft besser Acht.“
Na gut, ist in Ordnung.