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China bestimmt das Tempo auf dem Fernsehmarkt

 

Flachbild, 3D, HDTV und nun Ultra HD – im Fernsehgeschäft jagt eine Innovation die nächste. Bisher konnten die Hersteller zumindest in den ersten zwei bis drei Jahren des Produktzyklus technische Neuerungen noch als hochpreisige Premiumprodukte verkaufen. Inzwischen setzt der Preisverfall aber so zügig ein, dass es für die Unternehmen kaum noch möglich ist, für eine neue Innovation einen lukrativen Schnitt zu machen. Schuld daran sind die Chinesen.

Noch im vergangenen Jahr lag der Preis für die besonders hoch auflösenden Ultra-HD-Fernseher zwischen stolzen 9.000 und 25.000 Dollar. Solche Preise konnten sich nur wohlhabende Bürger leisten. Wenn heute die Consumer Electronics Show in Las Vegas beginnt, kann sich auch der Normalsterbliche auf Ultra-HD-Fernseher freuen. Die Preise werden bei einem Drittel oder noch sehr viel weniger liegen. Schon jetzt bieten Sony, Toshiba und LG die Ultra-HD-Geräte für rund 3.000 Dollar an. Bekannt auch als 4K, lassen sich mit dieser Technologie vier Mal so viele Bildelemente zeigen wie mit den derzeitig gängigen HD-Fernsehern.

Die japanischen und südkoreanischen Hersteller haben diesen rasanten Preisverfall keineswegs intendiert. Viele von ihnen sind selbst überrascht, wie schnell sie ihre Preise für diese Premiumgeräte senken müssen. Der Grund dafür ist die Billigkonkurrenz aus der Volksrepublik. Sie bieten ihre Geräte für weniger als 1.000 Dollar an. Das hat die anderen Hersteller unter Druck gesetzt, ihre Preise ebenfalls drastisch zu senken.

Aber wie gelingt es chinesischen Firmen, den gesamten Premiumsektor im Fernsehgeschäft aufzurollen? Die Chinesen sind inzwischen in der Lage, innerhalb kurzer Zeit neue Technologien geschickt knapp an den Patenten vorbei nachzuahmen. Schon vor Jahren hat es Sony aufgegeben, sich einen ständigen Wettlauf mit der chinesischen Konkurrenz zu liefern. Der einstige Pionier in der Fernsehindustrie kauft die Bildschirme für seine Geräte nun selbst bei den Chinesen ein und überlässt die Produktion damit weitgehend ihnen.

Hinzu kommt, dass die chinesischen Produzenten über einen enormen Standortvorteil verfügen: die große Nachfrage im eigenen Land. So gingen 2013 von den insgesamt weltweit 1,9 Millionen verkauften Ultra-HD-Geräten 1,7 Millionen in China über den Ladentisch. 2014 soll diese Zahl auf weltweit insgesamt über 12 Millionen ansteigen, vier Fünftel davon sind für chinesische Kunden vorgesehen. Angesichts dieser großen Nachfrage auf dem heimischen Markt können chinesische Anbieter sehr viel schneller als ihre japanischen und südkoreanischen Konkurrenten in die Massenproduktion einsteigen. Je mehr Geräte sie produzieren, desto geringer fallen die Produktionskosten für jedes einzelne Gerät aus.

Was daran so skurril ist: Auch in China gibt es bislang kaum Filme, geschweige denn Fernsehprogramme, die in dieser hohen Auflösung abgespielt oder ausgestrahlt werden können. Doch in der Volksrepublik gibt es immer mehr Konsumenten, die ganz vorne mit dabei sein wollen – auch wenn sich die Technik im Alltag kaum nutzen lässt.

Elektronikunternehmen auf der ganzen Welt setzt dieser Trend enorm unter Druck. Die Innovationszyklen verkürzen sich weiter, die Firmen müssen in noch schnellerer Abfolge neue Produkte auf den Markt bringen. Haben Hersteller noch in den neunziger Jahren vielleicht alle drei, vier Jahre neue Modelle auf den Markt gebracht, dauert es heute nicht einmal ein Jahr, bis sie eine neue Generation vorstellen. Diesem Druck können sich auch Konsumenten nicht entziehen. Anstatt sich alle zehn bis zwölf Jahre einen neuen Fernseher zuzulegen, schlagen viele nun bereits nach drei oder vier Jahren schon wieder zu. Nachhaltigkeit sieht anders aus.