Der Euro fällt und fällt, auch der japanische Yen hat deutlich abgewertet. In der Erwartung einer Zinserhöhung durch die US-Notenbank Fed, flüchten immer mehr Anleger in den Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Notenbank von Japan hingegen halten an ihrer lockeren Geldpolitik fest. Auch deshalb haben Euro und Yen seit dem Sommer zum Dollar bereits mehr als 15 Prozent an Wert verloren.
Und dieser Trend wird nach Ansicht der meisten Analysten anhalten. Sie gehen für die kommenden zwei Jahre von einem durchschnittlichen Kurs von 1,15 Dollar je Euro aus. Einige rechnen gar mit einer Euro-Dollar-Parität. Ähnlich sieht es in Fernost aus, wo die japanische Zentralbank mit einer extrem lockeren Geldpolitik die heimische Währung drückt, um den Export anzukurbeln.
Eine Währung widersetzt sich jedoch diesem Trend – und sie könnte sich schon bald als noch robuster erweisen als der Dollar: der Yuan. Dabei ist die chinesische Währung bis heute nicht einmal in die internationalen Handelssysteme eingebunden.
Wenn große Volkswirtschaften ihre Währungen abwerten, folgen ihnen häufig die Nachbarländer. Denn sie befürchten, sie könnten wirtschaftlich nicht mehr wettbewerbsfähig sein, wenn ihre Waren aufgrund höherer Wechselkurse teurer werden.
Aus Furcht vor der japanischen Konkurrenz hat Südkoreas Notenbank bereits auf die Yen-Abwertung reagiert und die koreanische Währung, den Won, ebenfalls geschwächt. Er hat seit dem Sommer zum Dollar um mehr als sieben Prozent verloren.
Bis vor Kurzem ist China ähnlich vorgegangen. Werteten die USA den Dollar ab, folgte China. Der Exportvorteil, den sich die USA erhofften, verpuffte damit. Angesichts des Abwertungswettbewerbs war zwischenzeitlich gar von einem „Währungskrieg“ die Rede.
Die Chinesen hätten gute Gründe, den Yuan nun ebenfalls abzuwerten. Denn zumindest in einigen Bereichen der chinesischen Wirtschaft läuft es derzeit nicht mehr ganz so rund; die chinesische Zentralbank plant bereits weitere Zinssenkungen. Und doch hält China seinen Yuan stabil.
Analysten des unabhängigen Beratungsinstituts Dragonomics sehen darin eine Zäsur. Peking habe erkannt, dass eine starke Währung auch Vorteile habe, schreiben sie.
Eine Abwertung würde derzeit in China noch sehr viel mehr als in Europa und Japan zu Kapitalflucht führen. Das kann und will sich Peking nicht leisten. Vor allem Chinas Finanzsektor gilt als anfällig. Viele der Staatsunternehmen und Kommunen sind überschuldet, die Immobilienpreise fallen, der Schattenbankensektor ist groß.
Anders hingegen sieht es beim Export aus. Obwohl die chinesische Führung eigentlich von der einseitigen Ausrichtung auf die Exportwirtschaft weg will, boomt dieser Sektor. Mit 50 Milliarden Dollar allein im Dezember fährt China beim Außenhandel Rekordüberschüsse ein. Für die Regierung besteht deshalb keine Notwendigkeit, den Yuan abzuwerten, um den Export zu stützen. Darüber hinaus hat China ein übergeordnetes Interesse: China will in den kommenden Jahren zur größten Volkswirtschaft der Welt aufsteigen und den Yuan neben dem Dollar als Leitwährung etablieren.
Um dies zu erreichen hat die chinesische Führung angekündigt, in den nächsten zehn Jahren insgesamt 1,25 Billionen Dollar im Ausland zu investieren. Einen Teil will sie aus ihrem gigantischen Vier-Billionen-Devisenschatz entnehmen, den sie zumeist in Dollar hält. Doch immer mehr des Außenhandels soll auch direkt in Yuan abgewickelt werden. Dafür muss sie bei den internationalen Handelspartnern für Vertrauen sorgen. Das wiederum wird ihr nur dann gelingen, wenn der Yuan-Kurs stabil bleibt. Die Analysten von Dragonomics sind überzeugt, dass Chinas Führung das gelingen wird.