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IWF verzögert Chinas Yuan-Aufstieg

 

Es ist ein klarer Dämpfer für Chinas Währungspolitiker: Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat am Mittwochabend beschlossen, dass er die chinesische Landeswährung vorerst nicht in seinen Währungskorb aufnehmen wird. Damit gehört der Yuan auch weiter nicht dem erlauchten Kreis von US-Dollar, Euro, Yen und britischem Pfund an.

Der IWF betonte zwar, dass er noch in diesem Jahr anders entscheiden könnte. Sollte der Beschluss positiv ausfallen, würde die Aufnahme aber frühestens im Herbst 2016 erfolgen. Ranghohe chinesische Finanzpolitiker hatten mehrfach angekündigt, dass der Yuan bereits bis 2020 den US-Dollar als weltweite Leitwährung vom Thron stoßen werde. Dieses Ziel dürfte mit dieser jüngsten Entscheidung des IWF nicht mehr zu erreichen sein.

Mit dem sogenannten Sonderziehungsrecht (SDR) verfügt der IWF über eine Art eigene Währung. Er dient vor allem als Devisenhilfe für Länder, die finanziell in Notlage geraten. Der Wechselkurs dieser Kunstwährung setzt sich aus einem Währungskorb wichtiger Währungen zusammen. Alle fünf Jahre werden diese Währungen und ihre Gewichtung neu bestimmt. Ein wichtiges Kriterium bildet der Anteil des entsprechenden Währungsraumes am Weltexport. Eine Rolle spielt auch, wie viele Reserven in der Währung von anderen Staaten gehalten werden.

Das erste Kriterium erfüllt China ohne Zweifel. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist derzeit sogar größte Exportnation überhaupt. Schwieriger wird es bei der Frage, inwiefern der Yuan als Reservewährung international schon Bedeutung hat. Im asiatischen Zahlungsverkehr ist er bereits die meist genutzte Währung – rund 30 Prozent der Zahlungen werden in Yuan getätigt. Länder wie Südkorea, Taiwan, Singapur oder die Philippinen wickeln inzwischen sogar mehr als die Hälfte ihres Warenverkehrs in der chinesischen Landeswährung ab.

Und auch Russland, Brasilien, die arabischen Golfstaaten und einige Länder in Afrika haben damit begonnen, Yuan als Devisenreserve zu horten. Im vergangenen Jahr hat er den australischen und kanadischen Dollar hinter sich gelassen und ist zur fünftwichtigsten Währung aufgestiegen. Aber weltweit liegt der Yuan immer noch bei mageren zwei Prozent. Für China hat die Aufnahme in den Währungskorb des IWF deshalb nicht nur symbolische Bedeutung. Wird der Yuan auch vom IWF als internationale Devisenreserve anerkannt, würden sehr wahrscheinlich noch mehr Staaten die chinesische Währung als Devisenreserve halten.

Größtes Hindernis auf dem Weg zu einer globalen Leitwährung ist aber keineswegs die Entscheidung des IWF, sondern die chinesische Führung selbst. Trotz mehrfachen Bekundungen hat sie den Kurs des Yuan bis heute nicht freigegeben. Nach wie vor legt die Zentralbank, die unmittelbar den Anweisungen der chinesischen Führung folgt, jeden Tag einen Kurs zum Dollar fest. Seit knapp zwei Jahren lässt sie eine tägliche Handelsspanne von zwei Prozent von einem ihr festgelegten Mittelwert zu.

Nicht zuletzt mit Blick auf die IWF-Entscheidung hat es Chinas Führung Anfang vergangener Woche immerhin zugelassen, dass sich dieser Mittelwert ab sofort an dem Wert des Vortages orientiert. Prompt löste das einen Kursrutsch um fast vier Prozent zum US-Dollar aus und schürte vor allem in den USA den Verdacht, dass China wie vor ein paar Jahren wieder seine Währung manipuliert, um sich auf diese Weise Exportvorteile zu erschleichen. Tatsächlich aber stellt das einen weiteren Schritt der Liberalisierung des Yuan dar, wie es nicht zuletzt auch der IWF von China immer wieder gefordert hat.

Doch offensichtlich reichte dieser Schritt dem IWF nicht. Der Aufschub der Aufnahme des Yuan in seinen Währungskorb um ein weiteres Jahr könnte denn auch als eine Maßnahme gewertet werden, Chinas Führung zu weiteren Liberalisierungsschritten zu bewegen. Die globale Finanzinstitution nimmt es mit dem „Sondererziehungsrecht“ eben sehr wörtlich.