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Das iPhone soll China erobern

 

Peking steht vor einem großen Verkaufsspektaktel. Erstmals berücksichtigt Apple bei der Präsentation seiner neuen iPhones auch die chinesische Hauptstadt. Nur wenige Stunden nach der Show im kalifornischen Cupertino veranstaltet der Konzern am Mittwoch eine weitere im Pekinger World Trade Center.

Es ist eine kleine Revolution: Bislang hatte Apple den chinesischen Markt eher stiefmütterlich behandelt. Neue „iGeräte“ kamen in der Volksrepublik erst Monate später als in den USA oder Europa auf den Markt.

Nun aber steht China ganz oben auf Apples Agenda. In der vergangenen Woche berichtete das Wall Street Journal, dass zukünftig auch China Mobile iPhones vertreiben werde, dem Marktführer der Mobilfunkanbieter. Bisher bot nur der sehr viel kleinere Konkurrent Unicom das Apple-Smartphone an. Sollten die jahrelangen Verhandlungen mit China Mobile tatsächlich klappen, hätte der US-Konzern auf einen Schlag rund 740 Millionen potenzielle Kunden mehr – das Siebenfache des Heimatmarktes in den USA.

Zum ersten Mal will Apple außerdem eine Günstigvariante des iPhone auf den Markt bringen. Auch das hängt unmittelbar mit China zusammen. Obwohl die Volksrepublik für Apple der am schnellsten wachsende Markt ist, hinkt der Konzern seiner chinesischen und südkoreanischen Konkurrenz hinterher: Samsung ist unangefochten die Nummer eins, dann folgen zahlreiche chinesischer Anbieter. Das iPhone kommt erst auf dem siebten Platz. Mit umgerechnet 650 Euro ist es doppelt oder zum Teil gar dreimal so teuer wie die Konkurrenz. Dabei werden die Geräte in der Volksrepublik hergestellt.

Der Grund dafür ist simpel: Apple nutzt das allgemein hohe Preisniveau von westlichen Marken, ob Esprit-Mode oder ein Volkswagen – deren Preise sind rund 40 bis 60 Prozent höher. Noch vor zehn Jahren war China für viele westliche Unternehmen kein wichtiger Absatzmarkt. Das Angebot war lediglich für eine Oberschicht bestimmt, die wiederum nicht so genau auf die Preise achten musste, so die Kalkulation.

Doch binnen kurzer Zeit hat sich in China eine neue, einkaufsfreudige Mittelschicht etabliert. Die Preise sind aber hoch geblieben – was den westlichen Unternehmen bislang traumhafte Gewinne bescherte.

Diese Zeiten könnten nun vorbei sein. Der chinesische Konsument wird preisbewusster. Im Internet sind Produktpreise bereits deutlich gefallen. Viele reisen auch ins benachbarte Hongkong, Japan oder in die USA oder Europa zum Einkaufen. Oder sie greifen gleich zu chinesischen Artikeln, die qualitativ immer stärker mit westlichen Marken mithalten können. Apple scheint diese Entwicklung nun erkannt zu haben. Das neue Billig-iPhone könnte einen allgemeinen Preisrutsch westlicher Marken in China auslösen.