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Chinas Fünfjahrestief ist gewollt

 

Die Weltwirtschaft wächst weiterhin nur gering. Wer gehofft hatte, die Triebkraft könnte schon bald wieder von China ausgehen, sieht sich getäuscht. Um nur noch 7,3 Prozent ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt im dritten Quartal gewachsen, so wenig wie seit fünf Jahren nicht.

Damals hatte die von den USA ausgehende Finanzkrise auch Chinas Wirtschaft getroffen. Peking hat mit massiven Konjunkturprogrammen erfolgreich gegengesteuert und nicht nur sich selbst auf die Beine geholfen, sondern der gesamten Weltwirtschaft. Dieser Impuls wird dieses Mal ausbleiben.

Denn die chinesische Führung verfolgt inzwischen eine andere Agenda. Das verlangsamte Wachstum ist von ihr gewollt. Zwar hatte sie zu Beginn des Jahres noch eine Rate von 7,5 Prozent für das gesamte Jahr ausgegeben. Ministerpräsident Li Keqiang hat zwischenzeitlich jedoch mehrfach betont, dass die Rate auch darunter liegen dürfe, so lange sich der Arbeitsmarkt behaupte. Und das tut er. Die Arbeitslosenquote bleibt stabil bei unter fünf Prozent.

Die Regierung strukturiert die Wirtschaft derzeit grundlegend um. Sie will weg von der investitionsgetriebenen Expansion der vergangenen Jahre. Diese Wirtschaftspolitik hat zwar jede Menge neue Fabriken, Hochhäuser und Autobahnen geschaffen. Sie hat allerdings auch zu Überkapazitäten, Geisterstädten und zu einer massiven Verschuldung der Kommunen und Provinzen beigetragen.

Nun setzt die Staatsführung auf höhere Löhne. Denn steigende Einkommen bedeuten, dass im Land mehr konsumiert wird. Das drosselt zwar auch das Wachstum, denn für viele internationale Unternehmen lohnt sich die Produktion von preisgünstiger Massenware in China nicht mehr. Doch aus Sicht der chinesischen Führung sollen nicht mehr der Staat und die billige Exportwirtschaft die Wirtschaft antreiben, sondern die Konsumenten, sprich der Binnenmarkt.

Mit dieser Wirtschaftspolitik dürfte nicht zuletzt den Deutschen gedient sein. Denn Chinesen mit höherem Einkommen stehen auf Produkte made in Germany.