Was in Berlin auch nach acht Jahren Bauzeit nicht gelingt, soll in China innerhalb von vier Jahren entstehen: der Bau eines neuen Hauptstadtflughafens. Die englischsprachige China Daily berichtet in ihrer Montagsausgabe, dass Peking bis 2018 im Süden der Stadt einen zweiten internationalen Flughafen bekommen soll. Baustart ist 2014. Dem Bericht zufolge soll der Flughafen sieben Start- und Landebahnen haben und ein Passagieraufkommen von bis zu 120 Millionen Menschen im Jahr bewältigen können. Damit wäre er der größte Flughafen der Welt. Der neue Berliner Flughafen in Schönefeld ist gerade einmal für 30 Millionen im Jahr konzipiert.
Bereits vor fünf Jahren wurde der Terminal 3 am alten Hauptstadtflughafen nördlich der Stadt in Betrieb genommen. Der Flughafen Peking ist seither mit 81,8 Millionen Passagieren der zweitgrößte Flughafen der Welt (nach jenem in Atlanta). Die gigantische Abfertigungshalle – konzipiert vom britischen Star-Architekten Norman Foster – ist mit 3,25 Kilometer das längste Gebäude der Welt. Übertreiben es die Chinesen vielleicht ein wenig?
Tatsächlich aber reichen schon jetzt die Kapazitäten nicht aus. Das Aufkommen am heutigen Pekinger Flughafen ist von 20 Millionen Passagieren im Jahr 2000 auf das nunmehr Vierfache angestiegen. In diesem Tempo soll es weiter gehen. Der US-Flugzeughersteller Boeing geht davon aus, dass sich die Zahl der in China eingesetzten Maschinen von derzeit 20.000 bis 2031 auf mehr als 40.000 verdoppeln wird. Dazu passt, dass Airbus zuletzt erneut einen Großauftrag aus China an Land gezogen hat. Die Flugzeug-Leasing-Sparte der Bank of China bestellte 50 Maschinen der A320er-Reihe zu einem Listenpreis von insgesamt fünf Milliarden Dollar.
Auch die Zahl der Passagiere dürfte sich in den kommenden zwei Jahrzehnten verdoppeln – auf mehr als 160 Millionen Menschen im Jahr. Die bestehenden drei Terminals im Nordosten der Stadt sollen auch nach der Fertigstellung für den internationalen Flugverkehr in Betrieb bleiben.
Chinas Führung hat für den Bau rund 70 Milliarden Yuan veranschlagt, etwa 8,4 Milliarden Euro. Neben sechs Start- und Landebahnen für zivile Flugzeuge, ist eine siebte für Militärmaschinen vorgesehen. Bislang fehlte die Zustimmung der mächtigen Militärkommission der Kommunistischen Partei – die Pläne für einen neuen Flughafen existieren bereits seit 2008. Das Militär kontrolliert jedoch den Großteil von Chinas Luftraum. Nun haben die Generäle ihre Genehmigung erteilt.
Aus europäischer Sicht mögen Chinas Ausbaupläne der Verkehrsinfrastruktur angesichts der Dimensionen größenwahnsinnig erscheinen. Doch die Volksrepublik lässt sich nicht mit etablierten Volkswirtschaften vergleichen. Bis 2020 soll sich – realistisch berechnet – Chinas Mittelschicht von derzeit rund 300 Millionen Menschen noch einmal verdoppeln. Mehr als eine halbe Milliarde Menschen wollen dann – nicht zuletzt auch über ihre Hauptstadt – regelmäßig ins Ausland reisen. Pekings neuer Megaflughafen wird in China daher ganz sicher nicht der einzige seiner Art bleiben. Und der Verkehr im Land dürfte zunehmen, trotz der Smogprobleme, die es heute schon gibt.