Lesezeichen
‹ Alle Einträge

Radfahrer vergeben schlechtere Noten

 

© Adam Berry/Getty Images
© Adam Berry/Getty Images

Im vergangenen Jahr haben 80.000 Radfahrer ihre Städte bewertet. Das sind dreimal so viele wie bei der Befragung im Jahr 2005. Insgesamt fällt ihr Urteil beim 5. ADFC-Fahrradklima-Test etwas schlechter aus als sieben Jahre zuvor. Lag die Durchschnittsbewertung damals bei 3,5 auf einer Schulnotenskala, liegt sie heute bei 3,9.

Münster, der ewige Spitzenreiter bei den Großstädten (über 200.000 Einwohner), ist zurückgefallen. Beim Fahrradklimatest 2005 erhielt die Stadt noch eine glatte 2 – dieses Mal gab es nur noch eine 2,6. Die ersten fünf Großstädte von 2005 verschlechterten sich alle um mindestens eine halbe Note.

Der ADFC-Bundesvorsitzende Ulrich Syberg hat dafür diese Erklärung: „Wir nehmen an, dass sich in den letzten Jahren ein stärkeres Bewusstsein für die Probleme von Radfahrern gebildet hat. Schlechte Bedingungen für den Radverkehr werden nicht mehr als normal und unveränderlich hingenommen. Radfahrer entwickeln ein neues Selbstbewusstsein und fordern ihre Rechte ein.“

Tatsache ist: Der Anteil an Radfahrern steigt. Kein anderes Verkehrsmittel hierzulande kann mit dem Fahrrad mithalten, wenn man dessen Zuwachs am Anteil an allen zurückgelegten Wegen betrachtet. Die Menschen geben immer mehr Geld für gute Räder aus und wollen auch auf angemessenen Wegen unterwegs sein.

Über den Test teilen die Radfahrer jetzt ziemlich deutlich ihre Meinung mit: Infrastruktur und Fahrradklima müssen besser werden. Außerdem erwarten sie eine kontinuierliche Steigerung des Fahrkomforts, der neben guten Radwegen eben auch einen Winterdienst sowie sichere Abstellmöglichkeiten umfasst. Was die Verkehrsplaner ihnen zurzeit anbieten, kommt eher schlecht weg. Sie benoten die unterschiedlichen Angebote im Schnitt in allen befragten Städten mit einer 4,4 (Winterdienst) beziehungsweise mit einer 3,9 (Abstellmöglichkeit). Positive Veränderungen werden aber sofort registriert und honoriert.

So hat Karlsruhe sich von Platz 10 auf Platz 3 vorgearbeitet. Das Umfrageergebnis stellt den Radexperten, die sich dort um die Velo-Infrastruktur kümmern, schon mal ein ganz gutes Zeugnis aus. Die Stadt verfolgt seit einiger Zeit ein klares Ziel: Sie will „Fahrradstadt Nummer eins in Süddeutschland“ werden. Den Anteil des Fahrrads am Verkehr will sie bis 2015 auf 23 Prozent steigern. Bis 2020 soll er bis auf 30 Prozent steigen. Das ist ehrgeizig und erfordert ganz klar Investitionen.

Die Umfrage ist nicht repräsentativ, da sie keinen Querschnitt der Bevölkerung abbildet. Dennoch kann man durchaus mit diesen Ergebnissen arbeiten, weil man davon ausgehen kann, dass in erster Linie Vielfahrer und radaffine Menschen daran teilgenommen haben. Die Detailergebnisse der 27 Fragen sind ein guter Anzeiger für die Kommunen. Anhand dessen können sie sehen, ob ihre Maßnahmen greifen oder nicht und wo sie dringend nachbessern müssen. Die Münchener haben in jüngster Zeit ordentlich die Werbetrommel fürs Radfahren gerührt (Stichwort „Radlhauptstadt“). Das spiegelt sich in der Umfrage beim Notensprung von 4,1 (2005) auf 2,9 (2012) recht deutlich wider.

Der ADFC nennt den Fahrradklimatest die weltweit breiteste Erhebung dieser Art. Das Institut für Sozialforschung in Bonn (infas) hat die Interviews ausgewertet. Die Befragung wurde 1988, 1991, 2003, 2005 und 2012 durchgeführt. Im vergangenen Jahr wurde die Umfrage vom Bundesverkehrsministerium und der Zweirad Einkaufs Genossenschaft (ZEG) unterstützt. Die Ergebnisse von 2005 findet man hier.

Fahrradfreundlichste Städte über 200.000 Einwohner
Münster
Freiburg im Breisgau
Karlsruhe
Kiel
Oberhausen


Fahrradunfreundlichste Städte über 200.000 Einwohner

Wuppertal
Wiesbaden
Mönchengladbach
Bochum
Hamburg