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Wie wird eine Schule fahrradfreundlich?

 

Während unter den Erwachsenen die Zahl der Radfahrer stetig steigt, sinkt die Zahl der radelnden Jugendlichen. Erst kürzlich haben die Teilnehmer des ADFC-Jugend-Fahrrad-Festivals Politik und Verwaltung aufgefordert, zertifizierte fahrradfreundliche Schulen einzuführen. Aber ab wann gilt eine Schule eigentlich als fahrradfreundlich?

Es klingt simpel, aber das Wichtigste ist ein solider und moderner Fahrradparkplatz. „Er ist das Aushängeschild für die Fahrradfreundlichkeit einer Schule“, sagt Annika Meenken, die beim VCD die Jugendkampagne FahrRad betreut und Schulen oft besucht. „Die Situation an Schulen ist aber sehr unterschiedlich. Die einen haben veraltete Felgenkiller und die anderen sichere Abstellanlagen und Werkstätten.“

An vielen Schulen gibt es noch die alten Vorderradklemmen. Dort passen Stollenreifen oft nicht hinein, außerdem kann man das Rad nur mit dem Vorderrad anschließen. Fällt es um, hat das Laufrad schnell einen Achter. „Bei einer soliden Anlage ist der Rahmen anschließbar“, sagt Meenken. „Außerdem sollte der Stellplatz gut einsehbar und im Idealfall überdacht sein.“

Im nächsten Schritt geht es darum, ein fahrradfreundliches Klima an der Schule zu schaffen. Es soll die Schüler und Lehrer motivieren, zur Schule zu radeln. Das ist oft ein Hindernis, denn das Thema Mobilität steht in den weiterführenden Schulen meist nicht auf dem Lehrplan – nur in Niedersachsen automatisch, sagt die VCD-Projektleiterin. Ansonsten braucht man engagierte Lehrer oder Eltern, die das Thema aufgreifen und es über Fahrradtage oder ein Projekt an der Schule verankern.

Ist man erst mal so weit gekommen, sei der Rest ein Selbstläufer, so Meenken. Mobilität sei ein dankbares Thema, weil jeder Anknüpfungspunkte finde. Eine beliebte Idee: Die Schüler erstellen sichere und bequeme Radrouten zur Schule. Ist die Strecke schwierig, können die Schüler Verbesserungsvorschläge erarbeiten und sie mithilfe der Eltern oder Lehrer in die Kommunalpolitik einbringen.

Mittlerweile sind viele Kommunen sensibilisiert. So hat beispielsweise die Stadt Nürnberg zum Beginn des Schuljahres 2011/2012 vor den Schulen im Stadtgebiet eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 30 eingeführt. Ein Tempolimit mache es einfacher, bei Eltern fürs Radfahren zu werben, selbst wenn es sich nur auf die unmittelbare Umgebung beziehe, sagt die VCD-Expertin.

Lehrer müssen das Thema im Unterricht nicht alleine stemmen. Meenken empfiehlt ihnen, Projekte mit externen Partnern zu organisieren. In Solingen ist das mittlerweile Alltag. Dort gibt es seit zwei Jahren an vier Schulen das Projekt Velofit. Es wird von der Stadt, der Verkehrssicherheitsberatung der Polizei und Vertretern vom Runden Tisch Radverkehr begleitet.

Neben anderen organisieren die Schulen dort die Aktion „Mit dem Rad zur Schule“. Wer in der Zeit von Mitte April bis Ende Juni mindestens an 20 Wochentagen mit dem Fahrrad zur Schule kommt, nimmt automatisch an einer Verlosung teil.

„Gut ist immer, wenn die Lehrer mitradeln. Das erhöht die Akzeptanz und hat Vorbildfunktion“, sagt Meenken. Das ist scheinbar nötig: Immer weniger Jugendliche radeln. Laut einer Untersuchung des Deutschen Mobilitätspanels legten im Zeitraum von 1996 bis 2000 noch 61,8 Prozent der Schüler ihre Alltagswege mit dem Rad zurück, im Zeitraum 2006 bis 2010 waren es noch 55,2 Prozent.

Entscheidend ist allerdings vor allem die Bewegung. Die Schüler müssen nicht zwangsläufig mit dem Rad kommen, einige nehmen auch das Kickboard oder gehen zu Fuß. Erst im vergangenem Jahr haben dänische Wissenschaftler festgestellt, wie groß der Einfluss der Bewegung ist. Ihr Fazit: Schüler lernen konzentrierter, wenn sie mit dem Fahrrad oder zu Fuß kommen.