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Bambusräder: Ein Jobmodell für Alabama

 

Räder aus nachwachsenden Rohstoffen wie Holz, Bambus oder auch Pappe sind Nischenprodukte und Fahrzeuge für Liebhaber. Im Sommer hat HeroBike aus Alabama via Kickstarter Geld gesammelt, um Bambusfahrräder zu bauen. Die Gruppe von Fahrrad-Enthusiasten und Designern will damit in dem kleinen ländlichen Ort Greensboro vor allem eines: Jobs schaffen.

Greensboro hat etwa 2.500 Einwohner, mehr als ein Drittel lebt unterhalb der Armutsgrenze. 1994 haben engagierte Bürger die Nichtregierungsorganisation Hero gegründet, um in der Stadt Jugendliche auszubilden, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und die wirtschaftliche Entwicklung anzukurbeln. Vor ein paar Jahren hat Hero außerdem begonnen, Fahrräder zu bauen. Und zwar aus Rohstoffen, die in ihrer Region wachsen – und das ist Bambus.

Bei Velos aus nachhaltigen Materialien gehen die Meinungen weit auseinander. Während die einen den Kopf schütteln und sich fragen, was der Quatsch soll, stehen andere fasziniert neben diesen Rädern und streicheln über den Rahmen. Natürlich sind Bambusräder Produkte für Liebhaber, keine Ganzjahres-Velos, die bei Regen und Schnee draußen abgestellt werden können – aber das halten auf Dauer sowieso nur wenige Räder unbeschadet aus. Außerdem sind Bambusräder meistens teurer als gleichwertige Velos aus Stahl oder Aluminium.

Das ist bei den Rädern aus Greensboro anders. Sie sind vergleichsweise günstig. Das schlichte Semester Commuter Bike kostet 850 Dollar (627 Euro), das Semester CityBike 1.299 Dollar (957 Euro). Zum Vergleich: Bei der Berliner Firma Ozon kostet allein der Bambusrahmen schon um die 1.000 Euro.

Anders als bei herkömmlichen Bambusrädern besteht bei den neu entwickelten Rädern von HeroBike der Rahmen nicht aus einem Bambusrohr, sondern aus einem sechseckigen Bambus-Kubus (hex tubes). Dieser wird aus Bambusstreifen gefertigt, dessen Innenseite mit einer Carbonfaser-Haut bedeckt ist; die Außenseite trägt eine Glasfaser/Epoxy-Laminierung. Die Velobauer sehen in ihrer Technik den Vorteil, dass die verwendeten Rohre immer gleich groß, schwer und dick sind und dadurch ihre Belastbarkeit besser definierbar ist. Der Hinterbau und die Gabeln der Hero-Velos bestehen aus pulverbeschichtetem Stahl.

Neben den Rädern mit hex-tubes-Rahmen verkauft HeroBike auch Bausätze aus herkömmlichen Bambusrohren. Wahlweise kann man nur die Rohre kaufen oder verschiedene Sets, die sämtliches Material und Werkzeug enthalten, das man zum Bauen braucht.

Eine grobe Idee, wie man ihre Räder zusammenbaut,  bekommt man in diesem Video. Im Gespräch mit Redakteuren des Online-Business- und Design-Magazins Co.Design sagte eine der HeroBike-Initiatorinnen, dass sie bereits Bausätze in sieben verschiedene Länder geschickt haben.

Bambusfahrräder werden ein Nischenprodukt bleiben. Aber in dem kleinen, überschaubaren Rahmen kann das Projekt HeroBike durchaus Erfolg haben. So können die Bambus-Velos Menschen entweder als Sprungbrett dienen oder auch langfristig ein Einkommen sichern. Ihr Kickstarter-Ziel haben die Fahrradbauer knapp überschritten. Jetzt kann das Projekt weiter Fahrt aufnehmen.