Wie sieht der Verkehr der Zukunft in den Metropolen aus? Der renommierte britische Architekt Norman Foster hat seine Vision eines effizienten und zukunftsweisenden Konzepts kürzlich in London vorgestellt. Geht es nach ihm, sind Radfahrer in London irgendwann in luftiger Höhe unterwegs: eine Etage über dem S-Bahnnetz der Großstadt. Dort rollen sie dann völlig frei und ungestört von jeglichem Autoverkehr auf einem eigenen Fahrradhighway dahin. Staus oder rote Ampeln interessieren dort oben niemanden.
Norman Foster setzt mit seinen Bauwerken seit Jahren Akzente in der Welt. In Deutschland stammt etwa die gläserne Kuppel des Bundestages von ihm, in London der 180 Meter hohe Wolkenkratzer 30 St Mary Axe, auch „The Gherkin“ (Essiggurke) genannt – das in einer Spitze zulaufende Gebäude, das oben im Hintergrund in der Bildmitte zu sehen ist.
Foster ist passionierter Radfahrer und Querdenker; das Fahrrad hält er für ein effizientes Verkehrsmittel in der britischen Metropole. Aber nicht mehr im Getümmel auf der Straße. Dort habe der Verkehr seine Kapazitätsgrenze längst erreicht, sagt er. Und die Bevölkerung wachse weiter. Foster zitiert Experten, die für London mit einem Zuwachs von etwa zwölf Prozent in den nächsten zehn Jahren rechnen.
Nun will der Architekt ein Radwegenetz in den Himmel bauen. 220 Kilometer lang könnte es irgendwann mal sein und sich über den Londoner S-Bahnlinien erstrecken. Zehn Routen sollen die wichtigsten Punkte Londons miteinander verbinden. Auf- und abfahren werden die Radler nach Fosters Vorstellung über 200 Rampen oder eine Art Aufzug. Die insgesamt 15 Meter breite Fahrbahn wird von Pfeilern getragen und soll laut Foster 12.000 Radfahrer pro Stunde aufnehmen. Sie können seinen Berechnungen zufolge auf dem SkyCycle-Highway etwa 30 Minuten Fahrzeit, verglichen mit den herkömmlichen Routen, einsparen.
Ein Hirngespinst? In Augen der Briten nicht: Die Londoner Verkehrsbetriebe unterstützen bereits Fosters Projekt. Nach einem Treffen mit Network Railway konzentriert sich das Foster-Design-Team, wie der Guardian schreibt, nun auf eine 6,5 Kilometer lange Versuchsstrecke zwischen Stratford und der Liverpool Street Station. Die Kosten dafür schätzen sie auf rund 220 Millionen Pfund, das sind rund 260 Millionen Euro.
Finanzieren wollen die Planer das Projekt am liebsten über Mittel, die für den Bau und den Erhalt von Straßen vorgesehen sind: Statt Autoverkehr soll Radverkehr gefördert werden. Ob die Entscheider dem zustimmen und dieses Projekt jemals startet, ist noch ungewiss. Allerdings muss es phantastisch sein, bei Sonnenschein und Wärme auf der Trasse über London hinweg zu gleiten. Bei Regen und Sturm dagegen wahrscheinlich ziemlich ungemütlich. Aber da fällt den Planern sicherlich noch eine Lösung ein.