Das Faltrad erobert sich in einigen Ländern einen festen Platz in der Mobilitätskette. Schließlich sind Falträder gerade in der Großstadt unglaublich praktisch. Sie lassen sich leicht und schnell zusammenfalten, so dass man sie in der U- oder S-Bahn mitnehmen kann. Man muss sie nicht auf der Straße abstellen, sondern kann sie im Büro parken. Über Diebstahl muss man sich also keine Gedanken machen.
In England hat Brompton Dock, eine Schwesterorganisation des gleichnamigen englischen Faltradherstellers, vor einigen Jahren ein cleveres Leihsystem gestartet. Dort gibt es an Bahnhöfen und zentralen Plätzen das Faltrad aus dem Schließfach. Außerdem kooperiert in Italien seit kurzer Zeit der Faltradhersteller Tern mit dem Carsharing-Anbieter car2go.
Der Verleih ist ziemlich attraktiv. Brompton, einer der führenden Faltradbauer, vermietet in unmittelbarer Nähe der Bahnhöfe oder U-Bahnstationen seine Räder aus den so genannten Brompton Docks. Das ist eine Ansammlung von zehn bis 40 Schließfächern, die zu kleinen Häuschen gestapelt sind und die man an ihrem breiten Schriftzug „Bike Hire“ gut erkennt. Zurzeit gibt es 23 öffentliche Leihstationen für jedermann und vier Kooperationen mit Universitäten und Unternehmen, also Leihfalträder für Studenten und Mitarbeiter.
Verliehen werden die Brompton-Dock-Räder nur an registrierte Nutzer, die der Anbieter Docker nennt. Im Gegensatz zu vielen anderen Leihradsystemen, bei denen das Rad in den ersten 30 Minuten besonders günstig oder kostenlos ist, zahlt man beim Brompton einen 24 Stunden-Satz. Allerdings ist die Miete ohnehin sehr niedrig, insbesondere für Londoner Verhältnisse: Je nachdem, welchen Jahresbeitrag man wählt (1 oder 20 Pfund; entspricht 1,25 Euro bzw. 25,03 Euro), kostet ein Leihrad 2,50 oder 5 Pfund pro Tag (3,12 Euro bzw. 6,25 Euro). Zum Vergleich: Ein Rad des öffentlichen Bike-Sharing-Systems kostet in London für eine Stunde einen Euro, für 24 Stunden rund 60 Euro.
„Die Nutzer können die Räder solange mieten, wie sie möchten“, sagt Brompton-Mitarbeiter Andy Edney. Sie könnten sie ohne Vorankündigung sogar mit auf einen Langstreckenflug nehmen und auf ihnen die Welt erkunden.
In London existieren zurzeit sieben Brompton-Dock-Stationen. Doch die Docks gibt es auch in zahlreichen anderen Städten in ganz England, von Manchester im Norden über Oxford bis in den Süden Cornwalls. Die Räder werden regelmäßig gewartet, und auch die Schließfächer werden ständig elektronisch überwacht, damit es keine Engpässe für die Nutzer gibt, wenn sie ein Rad leihen oder zurückgeben möchten.
Anreize ganz anderer Art schaffen der Carsharing-Anbieter car2go und der Faltradhersteller Tern in Italien. Sie kooperieren seit Kurzem und bieten ihren Kunden einen Bonus an: Besitzer eines Tern-Rads in Rom, Mailand und Florenz können einmalig 30 Minuten lang kostenlos einen Wagen bei car2go nutzen; die Carsharing-Kunden wiederum erhalten, wenn sie ein Tern Link Uno kaufen, Rabatt beim Taschen- oder Helmkauf.
Der monetäre Vorteil ist allerdings eher nebensächlich. Viel interessanter ist der Umstand, dass nach den Verkehrsbetrieben (ZEIT ONLINE berichtete) nun auch Carsharing-Anbieter mit Fahrradherstellern kooperieren. Die Zeit der Grabenkämpfe scheint langsam zu enden. Die Anbieter fokussieren sich mehr auf das eigentliche Ziel: attraktive und vor allem maßgeschneiderte Mobilitätsketten aufzustellen. Und wer weiß, vielleicht packt car2go demnächst auch Fahrräder in den Kofferraum der Smarts. Hinein passen sie jedenfalls.