Danke Dresden, danke Leipzig. Eine bessere Werbung ist kaum möglich – wenn sie auch absurd ist. Die beiden Städte haben den Naked bike ride verboten, eine Radel-Protestaktion mit Wurzeln im spanischen Saragossa. Seit ihrer Premiere 2001 findet sie jedes Jahr mehr Anhänger in aller Welt. Jetzt erklärte die Stadt Dresden: Eine Radfahrerdemonstration mit nackten Teilnehmern stelle einen groben Verstoß gegen die öffentliche Ordnung dar. Das gelte vor allem, wenn sie durch die belebte Innenstadt führe.
Was für eine Aufregung um ein paar Menschen, die ohne Kleider durch die Stadt strampeln. Selbst im prüden Amerika ziehen Radfahrer jedes Jahr zum Weltradeltag mehr oder weniger nackt durch die Straßen. In London, Amsterdam oder Madrid hat der Naked bike ride schon Tradition, und jedes Jahr im Juni nehmen mehr Städte teil. Die Teilnehmer tragen teilweise Masken oder Bodypaintings – das hat manchmal schon karnevaleske Züge – trifft aber das Motto, das besagt: „Fahre so nackt wie du dich traust.“
Das ist der Punkt: Das Nacktfahren hat einen Sinn. Die Radler wollen zeigen, wie schutzlos sie täglich im Verkehr unterwegs sind. Die Aktion ist politisch: Die Teilnehmer demonstrieren für einen angemessenen Platz auf den Straßen, für staufreie und lebenswerte Städte. Denn allzu häufig werden sie im Alltag immer noch als Störenfriede auf den Straße wahrgenommen – obwohl sie dann alle angezogen sind.