Brauchen Radfahrer eine Alarmanlage, die rasende Autofahrer ankündigt? Entwickelt ist sie jedenfalls. Das Gerät namens Backtracker überwacht mithilfe eines Mini-Radars im Rücklicht den Raum hinter dem Radfahrer; nähert sich von hinten schnell ein Auto, löst Backtracker via Bluetooth Alarm aus. Dann blinkt das dazugehörige Display am Lenker – je nach Geschwindigkeit des Wagens unterschiedlich schnell. Gleichzeitig blinkt das Rücklicht stärker, um den Autofahrer auf den Radler hinzuweisen.
Ausgedacht hat sich das Tool ein Team aus Rennrad fahrenden Ingenieuren, als ein älterer Mitfahrer aus der Gruppe aus Angst vor solchen Rasern 2010 das Radfahren aufgab. Backtracker ist für sehr defensive Fahrer gedacht: Sie können auf sehr schmalen Straßen so frühzeitig entscheiden, an den Rand zu fahren, um den Raser vorbei zu lassen.
Sinnvoll oder überflüssig? Diese Frage stellt sich wohl bei vielem solchem Zubehör.
Als ich kürzlich hier im Blog elektronische Gadgets vorgestellt habe, fanden viele Leser das Warnsystem im Fahrrad Valour von Vanhawks und die Technik des Samsung Smart Bikes unnötig. Wichtiger, effektiver und damit erstrebenswerter sei eine sichere und fahrradfreundliche Verkehrsführung.
Das steht außer Frage. Doch wie unterschiedlich die Bedürfnisse sind, illustriert der Erfolg der Crowdfunding-Kampagne für das Valour. Über die Plattform Kickstarter haben die Erfinder des Bikes 820.000 Dollar eingesammelt, 720.000 Dollar mehr als geplant.
Noch steht die Entwicklung solcher elektronischer Gadgets am Anfang. Zurzeit gleicht vieles einem großen Technikspielplatz, es ist viel Bewegung in der Branche. Renommierte Hersteller tüfteln mit branchenfremden Unternehmen, etwa Smartphone-Herstellern, an neuen Anwendungsgebieten. Man befruchtet sich gegenseitig – Rahmenbauer treffen auf Technology-Nerds und umgekehrt. Aber auch viele radbegeisterte Ingenieure und Tüftler geben Ideen in den Markt, die in ihren Augen beispielsweise die Sicherheit steigern. In Crowdfunding-Kampagnen entscheidet die weltweite Radfahrer-Community über die Tauglichkeit ihrer Ideen. Selbst wenn sich der Backtracker durchsetzen sollte, wird er in meinen Augen nur eine relativ kleine Fangemeinde finden.
Rad weg? GPS hilft!
Für bedeutend erfolgversprechender als den Backtracker halte ich die serienmäßige Ausstattung von hochwertigen Rädern mit GPS-Empfängern. Neulich wurde in Genf ein schnelles Pedelec der Marke Stromer, ein ST2, gestohlen und via Smartphone-App lokalisiert. Die Polizei fand es inmitten von 50 weiteren gestohlenen Rädern.
Davon träumen viele, denen schon mal ein Fahrrad gestohlen wurde. Und was für eine grandiose Vorstellung, das Fahrrad per Fingertipp auf dem Smartphone abzuschließen. Ich freue mich auf den Tag, an dem ich keine schweren Fahrradschlösser mehr durch die Gegend fahren muss. Noch sind wir davon leider weit entfernt.
Durch die Vernetzung mit Smartphones eröffnen sich neue Möglichkeiten. Das heißt nicht, dass sich die Hersteller von ihrem Basisgeschäft abwenden. Denn das Schöne an den Gadgets ist: Sie verdrängen das puristische Fahrrad nicht. Ein Neuwagen ohne Airbags ist undenkbar. Ein muskelbetriebenes Fahrrad ohne jeglichen Schnickschnack wird es immer geben. Das haben die Gadgets mit neuen Fahrradtypen gemein. Wie in den Achtzigern die Mountainbikes das Angebot ergänzten, machen es heute die Elektrofahrräder. Sie verbreitern den Markt lediglich.
Dank der neuen Elektronik-Tools werden Fahrräder vielleicht sicherer; vielleicht schrecken sie Diebe ab; vielleicht werden sie auch für neue Zielgruppen interessant. Ein wartungsarmes Fahrrad mit Nabenschaltung und -dynamo sowie einem Motor, der sich per Smartphone steuern lässt und den Fahrer per SMS zum Servicecheck beim Fachhändler schickt, findet wahrscheinlich andere Anhänger als ein Reiserad mit Kettenschaltung. Aber ist es nicht schön, die Wahl zu haben?