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Elektrofahrräder zum Falten und mit GS-Siegel

 

Pony von BlueLabel; © Kay Tkatzik/pd-f.de
Pony von BlueLabel/Riese und Müller; © Kay Tkatzik/pd-f.de

Auf der Eurobike gibt es nur eine Teststrecke für Elektrofahrräder – mit einer Ausnahme: Beim Demo Day kann man auch herkömmliche Räder testen. Dann sind allerdings keine Aussteller von Reise- oder Citybikes dabei. Deshalb überwiegen im heutigen Rückblick noch einmal Elektrofahrräder zum Falten, für Autofreaks und den Alltagsradler. Außerdem gibt es jetzt das erste Pedelec mit GS-Zeichen.

Mittlerweile rüsten auch Faltradhersteller ihre Produkte mit Elektroantrieben aus. Dahon hat auf der Eurobike sein erstes Faltrad mit E-Antrieb präsentiert, ebenso der Hersteller Tern. Die Räder sind weniger für Pendler interessant, sondern eher für Kunden, die es auf dem Boot oder im Wohnanhänger mitnehmen. Laut einem Dahon-Sprecher wird seit Jahren ein Modell mit Motorunterstützung angefragt. Diese ist eher für gemütliches Fahren in der Ebene und für leicht welliges Terrain geeignet.

Tern-Faltrad © Reidl
Tern-Faltrad © Reidl

Gut gefallen hat mir in der Kategorie „Falten und fahren mit Motor“ das Kompaktrad Pony von Riese und Müller. Der Name hat seinen Ursprung bei den Pony Cars. Das waren in den 1960er Jahren Autos, die für damalige US-Verhältnisse eher klein waren, aber kräftige Motoren hatten. Der Pony ist ein wendiges Rad mit solider Unterstützung. Der Vorteil: Durch den winkel- und höhenverstellbaren Vorbau und die lange Sattelstütze kann das Pony von Menschen gefahren werden, die zwischen 1,50 Meter und 1,95 Meter groß sind. Ein perfektes Familienrad also. Es lässt sich nicht zusammenklappen wie das klassische Faltrad, aber man kann – wie man auf dem Bild sieht – den Lenker umklappen. Auf diesem Weg kann man zwei Räder und Gepäck im Kofferraum gut unterbringen.

Pony © Reidl
Pony © Reidl

Einen echten Hingucker brachte der britische Trike-Hersteller Ice mit zur Messe. Deren Fatbike-Trike war beim Demo Day sicherlich eines der meistgefragten Geräte zur Testfahrt. Die Extremsportlerin Maria Leijerstam fuhr damit im Dezember in zehn Tagen am Rand des antarktischen Festlandes entlang 650 Kilometer zum geographischen Südpol. Erstaunlich beim Demo Day war: Das Rad sah aus wie neu. Schnee hinterlässt keine Schmutzspuren und mangels Sand und Steinen hatte das Rad auch keine Gebrauchsspuren. Ordentlich abgenutzt war dafür das Lenkerband, das die Sportlerin um die Griffe gewickelt hatte, damit ihre Handschuhe nicht festfroren.

Fatbike-Trike von Ice © Reidl
Fatbike-Trike von Ice © Reidl

Fahrrad für Autofreaks

Viel Aufmerksamkeit erhielt auch das schnelle Pedelec Starckbike Snow. Es gehört zur Serie M.A.S.S., die der französische Hersteller Moustache mit dem bekannten Designer Philippe Starck konzipiert und jetzt auf der Eurobike vorgestellt hat. Die Abkürzung steht für Mud, Asphalt, Sand, Snow – also Schlamm, Asphalt, Sand und Schnee.Die Modelle sollen für den jeweiligen Untergrund entwickelt worden sein, sowohl technisch als auch beim Design. Der Fellimitatüberzug des Snow-Rads soll leicht erwärmt werden und so den Leistungsabfall des Akkus im Winter mindern. Zudem ist es natürlich ein witziger Blickfang. Der Designer ist ein Motorradfan und will mit dem Rad Autofans fürs E-Bike begeistern. Das könnte ihm gelingen.

Starckbike Snow © Reidl
Starckbike Snow © Reidl

Erstes Pedelec mit GS-Siegel

Das erste Pedelec mit GS-Siegel präsentierte Ansmann, ein baden-württembergischer Hersteller von E-Bike-Antrieben und Pedelecs, auf der Eurobike. Vier Modelle bringt Ansmann unter dem Namen Stail nun auf den Markt. Ein Jahr lang hat sich das Prozedere hingezogen, bis das Stail-Rad das Siegel bekam. Der GS-Test umfasst mechanische, elektrische und chemische Prüfungen. Im Funktionsprüfstand wurden der Fahrbetrieb, Bremsmanöver, Fahrbahnstöße und der Wiegetritt simuliert. Dabei werden das Pedelec und die Bauteile auf Ermüdungsfestigkeit hin untersucht. Im Zuge des Tests wurden Lenker und Sattelstütze ausgetauscht sowie die roten LEDs durch grüne im Display ersetzt.

Die kurze Fahrt auf dem Cityrad im Testparcours ist allein wegen des Antriebs beeindruckend: Er ist fast lautlos und völlig vibrationsarm. Wie Brose nutzt auch Ansmann den vom Gesetzgeber erlaubten Spielraum von 2 km/h, um den Antrieb ab 25 km/h langsam auszuschleichen. Dadurch entfallen die Schaltspitzen, also das spürbare Abbremsen der Fahrt bei 25 km/h, sowie der leichte Ruck, wenn der Motor wieder unterstützt.

Mit dem GS-Siegel sorgt Ansmann für neue Maßstäbe in Sachen Radtests. Jahrelang ärgerten sich Hersteller von Pedelecs immer wieder über Testergebnisse, die die Stiftung Warentest über ihre Produkte veröffentlicht. Die schlechten Ergebnisse waren für die Hersteller nicht reproduzierbar, da die Stiftung ihre Versuchsanordnungen und Rahmenbedingungen nicht offen legte. Die Hersteller warfen der Stiftung Fehler beim Testaufbau vor. Dass die Norm für Elektrofahrräder nicht ausgereift ist, kritisieren die Experten renommierter Prüfinstitute seit Langem. Viele Hersteller lassen ihre Räder bei ihnen nach bedeutend strengeren Kriterien testen.

Jetzt gibt es das GS-Siegel mit verbindlichen Prüfverfahren und das erste Rad mit diesem Nachweis. Damit kann ein lang schwelender Konflikt eigentlich beendet werden. Nun darf man auf den nächsten Test der Stiftung Warentest gespannt sein.