Ich suche einen Helm. Einen schicken für die Stadt. Einen, den ich auch trage, wenn ich die paar Meter langsam mit dem Rad zum Büro oder zum Supermarkt trödle. Momentan greife ich nur zu dem Kopfschutz, wenn ich sportlich unterwegs bin. Für die Stadt und zum Einkaufen suche ich ein Modell, das ich gern trage und das sich je nach Mütze unkompliziert einstellen lässt. In den kommenden Wochen werde ich hier die getesteten Modelle vorstellen. Der erste Versuch war ernüchternd.
Ich bin reif für den Hövding, dachte ich bereits vor Monaten. Wir haben den Airbag im Kragen vor Längerem schon hier auf dem Blog vorgestellt. Sensoren in dem CE-geprüften Hövding erkennen die typischen Bewegungsmuster eines Unfalls und lösen dann den Airbag aus. Das Konzept finde ich extrem praktisch: Kragen um den Hals legen, aktivieren, fertig.
Doch so einfach war es dann nicht.
Der erste Stolperstein war die Wahl der Größe. Nach den Herstellerangaben für Kopf- und Halsumfang hätte mir eigentlich Größe S passen müssen. In dieser Größe fand ich den angelegten Hövding aber viel zu eng. Ich hatte zu wenig Bewegungsfreiheit am Hals, und den leichten Druck gegen den Kehlkopf fand ich unangenehm. Also eine Nummer größer. Mit dem Modell ging es schon besser, aber Wohlfühlen ist eindeutig anders.
Zunächst hat der Airbag-Kragen mit rund 750 Gramm spürbar Gewicht. Im Vergleich zu anderen Helmen ist der Hövding relativ schwer. Das spürte ich, als ich ihn auf einer Geschäftsreise dabei hatte. Ich fuhr morgens mit dem Rad zum Bahnhof und trug ihn anschließend den ganzen Tag mit mir herum. Dafür ist er nicht geeignet.
Außerdem macht sich die leicht keilförmige Verlängerung auf der Rückseite auf der Wirbelsäule bemerkbar. Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich recht gestreckt auf meinem Rad sitze, vorgeführt wird er meistens auf Stadträdern. Ein weiteres Problem: Der Hövding ist nicht mit jeder Winterjacke kompatibel. Trage ich meinen Daunenmantel, stört mich der Hövding, weil der Mantel eine Kapuze hat.
Setze ich die Kapuze auf, bin ich unsicher, ob der Helm überhaupt noch optimal auslöst. „Die meisten Kopfbedeckungen können ausgezeichnet zusammen mit dem Hövding getragen werden“, verspricht der Hersteller. Sehr sperrige und steife Kopfbedeckungen könnten jedoch im Weg sein, also das Aufblasen des Airbags um den Kopf erschweren. Das heißt: Es kann länger dauern, bis der Airbag sich richtig um den Kopf positioniert hat, oder es kann passieren, dass der Airbag nicht bis ganz über die Stirn kommt. Einfache Mützen schiebe der Airbag beim Auslösen einfach vom Kopf, sagt Stephanie Müllmann, Sprecherin für Hövding in Deutschland.
Auf den ersten Blick ist die Mützenvariante die sicherste Methode und sicherlich auch bequemer. Trage ich die Kapuze, muss der Kragen über den Mantel gelegt werden, und es wird am Hals wieder unangenehm eng. Eine Winterjacke ohne Kapuze ist für den Hövding eindeutig die bessere Variante.
Die Handhabung finde ich nicht ganz einfach. Mit kalten Fingern musste ich ziemlich lange fummeln, bis ich den Reißverschluss geschlossen hatte.
Eine Bekannte fährt seit einigen Monaten mit dem Hövding durch Hamburg. Sie hat ihn bereits im Sommer genutzt, wenn sie mit ihrem Stadtrad in aufrechter Haltung durch die Hansestadt fuhr. Da war sie von dem Modell begeistert. Das kann ich mir gut vorstellen. Rad und Garderobe müssen zum Hövding passen. Das ist im Sommer leichter als im Winter.
Das Technical Research Institute of Sweden hat mit den Herstellern erst das CE-Testverfahren entwickelt. Dass der Airbag beim Fahrradsturz auslöst und nicht bereits beim wilden Headbanging, kann man auch hier sehen, bei TV total mit Stefan Raab ab Minute 5’50’’.