Kleiner geht immer. Aber wo verläuft die Grenze beim Fahrrad zwischen klein/fahrbar und klein/unfahrbar? Die Frage stellt sich beim Impossible Bike, für das das chinesische Start-up Impossible Technology bei Kickstarter Ende vergangenen Jahres Geld gesammelt hat. Das Gefährt wird als Faltrad beworben und passt zusammengeklappt in einen Rucksack. Ob das Fahrzeug alltagstauglich ist, ist fraglich. Trotz erfolgreichen Crowdfundings haben die Erfinder ihre Kampagne gestoppt.
Was als E-Bike beworben wird, ist eigentlich ein elektrischer Roller oder ein klassisches chinesisches E-Bike: Treten ist nicht vorgesehen, die Pedale sind starr. Dafür soll das Fahrzeug aus Carbon laut seiner Erfinder ein Leichtgewicht werden (die Entwickler geben fünf Kilogramm als Gewicht an) und mit dem Packmaß ein Winzling, den man gut im Rucksack verstauen kann.
Aber ob Fahrrad oder Roller – in erster Linie will man mit dem Gefährt fahren und es nicht tragen. Ob das im Alltag mit den kleinen Reifen sicher und bequem ist, bezweifle ich. Die kleinen Reifen rollen zwar zügig über die plane Ebene, wie im Video zu sehen ist, aber selbst Bremsschwellen umrundet der Fahrer. Gullideckel, Kopfsteinpflaster oder Schlaglöcher möchte man mit diesen Reifen und der Ausstattung nicht passieren.
Selbst einen richtigen Sattel gönnen die Designer ihrem Impossible Bike nicht. Der Fahrer nimmt auf der runden Transportbox Platz. Das ist vielleicht praktisch, aber sicherlich nicht bequem. Schließlich hat die Führungsnase am Sattel durchaus eine Funktion – sie verhindert, dass man vom Sattel rutscht.
Rund 20 km/h soll das Impossible Bike schaffen und 25 Kilometer weit mit einer Akkuladung fahren. Der bürstenlose Motor erhält den Strom aus zehn Akkus, die je 2.900 Milliamperestunden (mAh) fassen. Zum Vergleich: Smartphones haben je nach Ausstattung Akkus mit 1.800 bis 2.900 mAh. Wie man genau beschleunigt, geht aus der Beschreibung nicht hervor, gebremst wird über einen Knopf, der für mich auf den Fotos allerdings nicht zu identifizieren ist.
Erstaunt hat mich das Ergebnis der Kickstarter-Kampagne. Gerade mal 55.000 Dollar hatten die Gründer als Ziel angesetzt. Nach etwa drei Wochen hatten sie bereits 271.640 Dollar zusammen. Die Nachfrage ist also da. Ich frage mich nur, wer dieses Rad ernsthaft fahren will. Es geht vielleicht als Designobjekt oder Studie durch, aber nicht als Fahrrad.
Kurz vor Weihnachten haben die Gründer ihre Crowdfunding-Kampagne beendet. Nicht weil sie an ihrem Prototypen zweifeln, sondern weil ihre finanziellen Kalkulationen nicht stimmten. Das Rad soll nun drei mal so viel kosten wie veranschlagt, und ihnen fehlt Geld, um den Prototyp zu verbessern und um Kickstarter zu bezahlen. Jetzt wollen sie nachbessern und im April die nächste Crowdfunding-Kampagne für das Impossible Bike starten.
Ob viele erfolgreich abgeschlossene Crowdfunding-Kampagnen ihre Unterstützer glücklich machen? Beim Impossible Bike fehlt mir dafür der Optimismus.